Familie schaffen wir nur gemeinsam
Manuela Zagler ist 25 Jahre jung. Vieles geriet in diesem jungen Leben allerdings aus den Fugen. Ein Todesfall, über den sie nicht sprechen will, war für sie ein traumatisches Erlebnis. Nach einem schlechten Hauptschulabschluss bildete sie sich an der Berufsschule zur Hauswirtschaftlerin weiter, fand dann jedoch keine Arbeit. „Ich habe das schleifen lassen“, sucht sie bei sich selbst die Schuld. „Aufgrund ihres schlechten Zeugnisses konnte der Start ins Berufsleben aber auch nicht wirklich glücken“, relativiert das Caritasmitarbeiterin Gisela Hirsch, die sie im Rahmen Sozialpädagogischer Familienhilfe berät. Mit 18 bekam Manuela Zagler einen Sohn. Den ließ sie von ihrer Mutter erziehen, da sie sich überfordert fühlte. Diese wollte das Kind jedoch nicht lange ohne die Hilfe der Mutter aufwachsen sehen. Da ihr Lebenspartner sie auch nicht unterstützte, kam sie in ein Mutter-Kindheim. In dieser Zeit bekam sie mit einem neuen Lebenspartner ein Mädchen. Dieser, erzählt sie, habe das Kind zunächst nicht gewollt und es dann plötzlich nur für sich haben wollen. Letztlich wurde das Mädchen zur Adoption freigegeben. Ihr älterer Halbbruder kam zunächst in ein Pflegeheim, später in eine Pflegefamilie. Manuela Zagler ging wieder zu ihrer Mutter zurück. Sie heiratete ihren heutigen Mann Stephan Zagler (29) und zog mit ihm in eine Wohnung in der Nähe von Ingolstadt. Vor gut zwei Jahren kam ihr gemeinsamer Sohn Dominic auf die Welt.
Wunsch, drittes Kind selbst zu erziehen
Manuela Zagler bedauert es heute sehr, dass sie ihre ersten beiden Kinder nicht selbst erzogen hat. Umso mehr wünscht sie sich, dass dies nun mit Dominic klappt. Allerdings standen auch dafür die Vorzeichen nicht unbedingt gut. Wie sie hat auch ihr Mann Stephan noch nie eine feste Arbeit gehabt. Dieser begann einmal eine Ausbildung als Landschaftsgärtner, musste die aber nach eineinhalb Jahren abbrechen, da er inhaftiert wurde. „Das war aufgrund einer schweren Körperverletzung, weil ich früher ziemlich viel Alkohol trank und dann sehr schnell aggressiv wurde. Und wenn dann Leute gekommen sind, die gemeint haben, sie müssten umeinanderpöbeln, habe ich gleich zugeschlagen“, erzählt er offen. Aufgrund des Alkoholproblems verlor er auch seinen Führerschein. Auf diesen Umstand führt er es auch zurück, dass über 20 Bewerbungen noch zu keinem Erfolg geführt haben.
Aus Angst um ihre Existenz und die Zukunft von Dominic wandten sich die Zagler ans Jugendamt. Dieses vermittelte ihnen die Hilfe der Caritas. Gisela Hirsch, die bei der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt für ambulante erzieherische Hilfen verantwortlich ist, sicherte der Familie zunächst die Lebensgrundlage mit Arbeitslosengeld II und einem Mietzuschuss für die Wohnung. Über das Caritas-Netzwerk stellte sie zudem für Stephan Zagler den Kontakt zur Schuldnerberatung der Kreisstelle her. Bei diesem hatten sich nach eigener Auskunft fast 9.000 Euro Schulden angesammelt. Inzwischen ist Hauptinhalt der Sozialpädagogischen Hilfe, dass die Familie es schafft, „gemeinsam auf die Beine zu kommen und ihr Kind gut zu erziehen“, so Gisela Hirsch.
Nach Unterstützung zuversichtlich
Sie arbeitet mit den Zaglers daran, welche Erziehungsmethoden erlaubt und angemessen sind: „zum Beispiel, dass sie die Bedürfnisse des Kinder erkennen und in den Vordergrund stellen sollen, dass Dominic bestimmte Grenzen kennenlernen muss, dass sie nicht alles zulassen, aber auch nicht zu streng mit ihm sein dürfen.“ Ein- bis zweimal pro Woche fährt die Sozialpädagogin zu der Familie, der kleine Dominic nimmt zudem monatlich an einer „Krabbelgruppe“ der Caritas teil. Sie ermahnt Stephan Zagler, dass er sich noch mehr bemühen müsse, Arbeit zu finden und auch insgesamt Verantwortung für die Familie zu übernehmen. Manuela Zagler hatte immerhin vor kurzem einen Minijob, in dem sie allerdings gekündigt wurde, „weil ich angeblich zu langsam dabei war, Regal auffüllen“, bedauert sei. Dennoch sind die Zaglers einige Monate vor Abschluss der für gut zwei Jahre bewilligten Sozialpädagogischen Familienhilfe zuversichtlich, dass sie endlich auf einem guten Weg sind. „Diese Unterstützung war das Beste, was uns passieren konnte“, sagt Manuela Zagler. Für eine gemeinsame Kindeserziehung und Haushaltsführung sieht sie bereits Fortschritte im Alltag. Vor allem eine Einsicht habe sie gewonnen, für die sie sowie ihr Mann jetzt weiter verstärkt etwas tun möchten: „Es stimmt schon: Familie schaffen wir nur gemeinsam.“
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