Gutes Sehen für alle
Herr N. war einer der ersten Anrufer, der sich im Caritas-Beratungszentrum Am Fennpfuhl für einen Gutschein bewarb. Er hatte in der Abendschau von der Aktion "Gutes Sehen für Alle" gehört. Seit Jahren bezieht er ALG-II und kann sich eine teure Brille nicht leisten. Als er seinen Gutschein erhielt, war die Freude groß. Noch am gleichen Tag ging er zu dem Optiker, den er gemeinsam mit der Beratungsstelle ausgesucht hatte. Dort stellte sich heraus, dass er eine zweite Brille benötigt. Und so bekam er auch den zweiten Gutschein.
Nach einigen Tagen kam Herr N. stolz in die Beratungsstelle und präsentierte seine neuen Brillen. "Jetzt kann ich endlich alles richtig erkennen", strahlte er und war des Dankes voll.
Der Deutsche Caritasverband und der Zentralverband der Augenoptiker hatten in Kooperation mit dem Caritasverband für das Erzbistum Berlin und 54 Berliner Optikergeschäften vom 15. Oktober bis zum 30. November 2012 knapp 3.000 kostenlose Brillen an bedürftige Menschen in Berlin verteilt. Mit der Aktion "Gutes Sehen für Alle" wollen sie darauf aufmerksam machen, dass Menschen, die eine Brille brauchen und von Hartz IV leben, oftmals im Nachteil sind. Arme Menschen in Deutschland haben häufig keine ausreichende Sehversorgung. Die Krankenkasse übernimmt die Kosten einer Brille bei Erwachsenen nur, wenn beide Augen nur noch eine Sehstärke von 30 Prozent haben oder mindestens ein Auge blind ist. Im Regelbedarf eines Erwachsenen sind für therapeutische Mittel monatlich 2,50 Euro vorgesehen. Zu wenig, um sich eine entsprechende Brille anfertigen zu lassen.
Am 9. November fand ein Aktionstag "Gutes Sehen für Alle" in der Caritas-Ambulanz in der Jebensstraße statt. Mit Unterstützung von Prof. Dr. Moest und Studentinnen der Beuth Hochschule wurden kostenlose Sehtests für wohnungslose Menschen durchgeführt und Gutscheine für neue Brillen ausgestellt.
Jan A., 54 Jahre, polnischer Staatsbürger, obdachlos, kam am 9. November zum Aktionstag in die Ambulanz für Wohnungslose, um an der Brillenaktion "Besser Sehen" teilzunehmen. Er berichtete, dass er seit geraumer Zeit zunehmend schlechter und verschwommener sähe und vermutlich eine Brille brauche.
Bei der Augenuntersuchung durch die Studenten der Beuth-Hochschule wurde jedoch nicht nur eine harmlose Sehstörung, sondern eine Linseneintrübung bzw. ein grauer Starr festgestellt. Um eine Erblindung zu verhindern, muss diese Erkrankung operativ behandelt werden, jedoch fehlt Herrn A. dazu der notwendige Krankenversicherungsschutz, und er müsste die OP selbst zahlen.
Die Caritas-Ambulanz empfahl Herrn A., die OP in Polen machen zu lassen, da sie dort für ihn erheblich günstiger ausfallen würde. Da er schon seit geraumer Zeit nicht mehr in der Ambulanz war, ist er wohl diesem Rat gefolgt.
Durch die Aktion "Besser Sehen" konnten somit nicht nur bedürftige Menschen eine notwendige Sehhilfe erhalten, sondern auch schwere behandlungsbedürftige Erkrankungen festgestellt werden. Die Betroffenen konnten darüber informiert und Lösungen entwickelt werden.
Ein paar Zahlen:
- Insgesamt haben an der Aktion ca. 2.300 Personen teilgenommen.
- Beteiligt haben sich 95 Caritas-Einrichtungen in Berlin.
- 2.840 Gutscheine wurden verteilt.
- Insgesamt 54 Optiker haben sich beteiligt.
- Radiobeitrag des Deutschlandfunks zur Aktion "Gutes Sehen für alle"