Im Krankenhaus durch Armut und Arbeitslosigkeit
Dass die Krankenhaushäufigkeit in Nordrhein-Westfalen um knapp sechs Prozent über dem Bundesdurchschnitt liegt, ist nicht zuletzt auf eine ebenso überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit und Armut zurückzuführen. Eine aktuelle Studie des Deutschen Krankenhausinstituts in Düsseldorf belegt diesen Zusammenhang sowohl für das gesamte Land als auch auf regionaler Ebene. Ihr Autor, Dr. Mathias Offermanns, stellte sie auf der Abschlussveranstaltung zum Caritas-Jahresthema "Armut macht krank" im Franziskus-Carré in Münster vor. Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann sah darin eine weitere Bestätigung für die Behauptung der Caritas "wer arm, langzeitarbeitslos und gering qualifiziert ist, hat ein höheres Gesundheitsrisiko." Arme Menschen lebten stressiger mit ihren existenziellen Sorgen und es fehlten ihnen häufig stützende soziale Netze.
Für die Behandlung im Krankenhaus sei die Frage, wieviel Geld ein Mensch habe, allerdings nicht relevant, erklärte der Vorstandsvorsitzende der St. Franziskus Stiftung, Dr. Klaus Godereis: "Es gibt keine Schlechterversorgung für Arme". Allerdings dürfe nicht nur auf die materielle Armut geschaut werden. Die Kliniken müssten insgesamt die sozialen und seelischen Nöte der Menschen in den Blick nehmen und ihre Mitarbeiter dafür sensibilisieren. Das sei unter den engen finanziellen Rahmenbedingungen nicht einfach. Aber: "Mit diesem Spannungsfeld müssen wir leben und es meistern," sagte Godereis, der auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Krankenhäuser in der Diözese Münster ist.
Im Rahmen des Caritas-Jahresthemas hat der Katholische Krankenhausverband Deutschland (KKVD) einen Sozialpreis ausgeschrieben. Vier Projekte von Kliniken aus der Diözese Münster sind nominiert und stellten sich vor. Der Bogen spannte sich von der Organisation der Woche für das Leben im St. Franziskus-Hospital Ahlen über die Hilfe für Menschen in sozialen Notlagen im Treffpunkt an der Raphaelsklinik in Münster bis zur Hilfe für Kinder und Erwachsene aus Tschernobyl des St. Elisabeth-Hospital in Beckum. Das Elisabeth Krankenhaus in Recklinghausen bemüht sich mit hohem Aufwand und sichtbarem Erfolg um die Integration von jungen Erwachsenen in das Berufsleben und hat für sie langfristige Praktika organisiert, die in Ausbildungsstellen münden können.