Börek oder Currywurst
Eigentlich sind die Themen im Alter überall dieselben: Wie kann ich solange wie möglich mobil bleiben? Wie gehe ich mit Einsamkeit und Ängsten um? Was mache ich, wenn ich ins Pflegeheim muss?
Die erste Generation der Arbeitszuwanderer, die "Gastarbeiter" von damals, sind heute Rentner. Damals dachten alle: "Wenn sie mal alt sind, gehen sie zurück in ihr Land oder werden hier in ihren Familien gepflegt." Aber so ist es in den seltensten Fällen. Sie pendeln zwischen ihrem Heimatland und Deutschland, aber Deutschland ist ihre "zweite Heimat", denn die Kinder und Enkelkinder leben hier. Aber auch sie sind berufstätig und können ihre Eltern oft nicht pflegen. Wenn Zuwanderer dann ins Pflegeheim kommen, fühlen sie sich fremd und "unerwünscht". Auch die Pflegekräfte wissen nicht so richtig, wie sie mit den "fremden" Bewohnern umgehen sollen.
Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe - das klingt erst mal ziemlich kompliziert. Aber eigentlich bezeichnet es nur ein System, das flexibler auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht. Ein interkulturelles Pflegekonzept ist nichts Neues. Vielleicht möchte Frau Heigenhuber aus Bayern lieber Brezeln als Schrippen und Frau Schulz will sich nicht von einem Pfleger waschen lassen. Es ist gar nicht unbedingt eine Frage von Einheimischen oder Zuwanderern, sondern eher eine Frage der Biografie. "Mit der Gruppe der Zuwanderer findet eine Überprüfung der in der Altenhilfe postulierten biografieorientierten Arbeit statt, um die gerechte Versorgung im Sinne der gesetzlichen Daseinsfürsorge für alle zu gewährleisten", erklärt die stellvertretende Leiterin von Kom-Zen, Meltem Bas¸kaya.
Die Fragen sind immer wieder dieselben: Wie baue ich die Familie in die Pflege ein? Empfinde ich sie eher als Unterstützung oder als Hindernis, das den Ablauf im Pflegeheim stört? Wie ist die Vorstellung von Gesundheit und Krankheit? Bedeutet für mich alt gleich krank? Und wie stehe ich dann zur aktivierenden Pflege?
Im Märkischen Viertel arbeitet das Kompetenz-Zentrum für Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe eng mit der Vitanas Unternehmensgruppe als Premiumpartner zusammen. Ziel ist es, die Interkulturelle Öffnung des Vitanas Senioren Centrums als Referenzmodell für Berlin voranzubringen. Die Mitarbeiterschaft hat dort schon einiges dafür getan. Sie stellen den Speiseplan nach den Wünschen der Bewohner um und richten die Feste nach dem interkulturellen Kalender aus. Zu den Frühlings- und Sommerfesten werden nicht nur Bewohner und Angehörige, sondern auch die Menschen aus der Nachbarschaft eingeladen. Vielleicht essen sie dann zum ersten Mal Lammfleisch und hören türkische Musik - und es gefällt ihnen. Den Zuwanderern wird signalisiert: Ihr gehört zu uns - wir sind uns ähnlicher als wir denken.