Es geht nicht nur ums Kochen lernen
Ein prüfender Rundumblick von Waltraud Spill: Im Augenblick hat jeder seine Beschäftigung. Martina sitzt am Tisch und häckselt Petersilie und andere Kräuter. Julia ist heute hauptamtlich für den Nachtisch zuständig. Es soll richtige französische Crêpes geben. Dafür übt sie schon einmal, um nachher die richtige Teigportion aufs Eisen zu geben und ihn möglichst dünn zu verteilen. Die anderen, Axel, Frank und Petra, arbeiten gerade am Herd, bereiten Gemüse und Kartoffeln vor. Alle sind emsig mit ihrer Aufgabe beschäftigt.
In der Küche der Fuldaer Volkshochschule findet ein ganz besonderer Kochkurs statt: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas Werkstätten erproben und verfeinern dort an acht Vormittagen gemeinschaftlich ihre Kochfertigkeiten. Kursleiterin ist die Bad Hersfelder Küchenmeisterin Waltraud Spill, die deutschlandweit Kochkurse ausrichtet und beispielsweise auch schon die Küchenteams von Möwenpick schon geschult hat. Seitens der Caritas wird die Gruppe von der Bundesfreiwilligen Jeyendra Limberg und von der Betreuerin Mechthild Klöckner-Franz begleitet.
Für den Kurs der Caritas-Werkstätten hat Waltraud Spill die Teilnehmer vorab nur mitteilen lassen, was sie partout nicht kochen und essen mögen. "Alles andere können wir gemeinsam angehen und ausprobieren", meint sie schmunzelnd zum Konzept ihres Kurses. "Bei jedem Treffen gibt es ein unterschiedliches Motto, damit es nicht eintönig wird. Heute zum Beispiel dreht sich alles um ‚Gefülltes Gemüse‘. Da probieren wir dann verschiedene Sachen aus: mit Fleisch oder auch Vegetarisches." Die Küchenmeisterin schaut zu Julia herüber, die gerade ihren ersten gelungenen Crêpe mit Zucker und Zimt bestreut. "Und natürlich gibt es einen Nachtisch! - Julia, lass alle mal probieren, dann knurrt bis zum Mittagessen der Magen nicht so…" Waltraud Spill kennt ihre Köche, und Frank zum Beispiel probiert leidenschaftlich gern…
Vorspeise, Hauptgericht, Nachtisch - es entsteht an jedem Kurs-Tag immer eine komplette Menüfolge. "Das ist wichtig", erläutert Betreuerin Klöckner-Franz, "denn es geht hier ja nicht nur ums Kochen, sondern die Teilnehmer lernen auch einiges zur Tischkultur. Das bedeutet, vorher wird der Tisch vornehm eingedeckt, dazu gehört das Servietten falten, die Dekoration, und das Essen wird zum Servieren schön angerichtet. Perfekt sozusagen soll es aussehen, zumal die Köchinnen und Köche davon selbst etwas haben, denn den Abschluss bildet das gemeinsame Mahl der gekochten Köstlichkeiten. Das Auge isst schließlich mit, und klar - das Abwaschen danach wird nach dem guten Essen dann natürlich auch gemeinschaftlich bewältigt.
Alle Kochkursteilnehmer profitieren gleich mehrfach: "Sie lernen neue Rezepte kennen, fassen etwas mehr Mut beim Zubereiten und zum Experimentieren", erläutert Waltraud Spill. "Daheim können sie dann Verwandte und Freunde bekochen oder zumindest mehr aktiv mittun, wenn es um die Küchentätigkeit geht!" "Auf jeden Fall ist der Kochkurs ein Beitrag zu mehr Selbstständigkeit" ergänzt Mechthild Klöckner-Franz, "selbst kochen können bedeutet, dass ich auch selbst entscheide, was ich essen möchte!" Und Spaß macht das Kochen offensichtlich auch: Der nächste Kurs für Werkstatt-Mitarbeiter ist bereits wieder ausgebucht.