Vom "Ein-Mann-Betrieb" zu vielfältiger Sozialberatung
Im Jahr 1962 bat der seinerzeitige Diözesan-Caritasdirektor Jakob Weidendorfer Konrad Fersch, in Neumarkt ein „Kreiscaritassekretariat“ – später Caritas-Kreisstelle genannt – aufzubauen und zu leiten. Damit gehört die Kreisstelle Neumarkt neben Ingolstadt und Schwabach zu den drei ersten Außenstellen des Caritasverbandes für die Diözese Eichstätt. Anlass für die Gründung waren neue Sozialgesetze wie das „Bundessozialhilfegesetz“, das „Jugendwohlfahrtsgesetz“ oder Neuerungen im Renten- und Steuerrecht. Dafür brauchte man Fachberater. Fersch übernahm im selben Jahr auch das „Katholische Volksbüro“ der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung. Zwölf Jahre lang war er ein „Ein-Mann“-Betrieb, acht Jahre ohne Telefon.
Untergebracht war die Kreisstelle zunächst am Hofplan (beim Amtsgericht). Es folgten mehrere Umzüge: 1963 ins Landratsamt, 1966 wieder zum Hofplan, 1973 in die Mühlstraße, 1979 auf den Residenzplatz, 1982 in die Ringstraße und 1995 ins ehemalige „Missionsseminar“ in der Friedenstraße, dem jetzigen Caritas-Sozialzentrum. Bis zur Gebietsreform war die Stelle für die drei Landkreise Beilngries, Parsberg und Neumarkt sowie die kreisfreie Stadt Neumarkt zuständig. So hatte man es unter anderem mit vier Sozialämtern und Jugendämtern zu tun.
Das Aufgabengebiet hat sich im Laufe der Jahre den sozialen Entwicklungen im Landkreis angepasst. Neben der Allgemeinen Sozialberatung war schon früh das Führen von Vormundschaften und Pflegschaften – ab 1992 gesetzliche Betreuung – ein Schwerpunkt. Hinzukamen unter anderem Erholungen für Kinder, Familien und Senioren, die Vermittlung von Kuren, Flüchtlingsberatung, eine Kleiderkammer und Schuldnerberatung. Von 1982 bis 1990 gingen viele Hilfstransporte nach Polen, später auch nach Kroatien. Seit 1979 kann man sich ehrenamtlich bei der „Initiativgruppe für ausländische Kinder und Familien“ engagieren. Im Jahr 2000 übernahm der Autor dieses Beitrages die Leitung der Stelle mit heute zwölf hauptamtlichen Mitarbeitenden.