Asylbeweber werden sozial betreut
Asylbewerber sind Personen, die in einem Land, dessen Staatsangehörigkeit sie nicht besitzen, Aufnahme und Schutz vor politischer oder sonstiger Verfolgung ersuchen. Während Asylbewerber Personen mit einem laufenden Asylverfahren sind, werden anerkannte Asylbewerber als Asylberechtigte oder anerkannte Flüchtlinge bezeichnet.
Im Süden Brandenburgs liegt der Landkreis Elbe-Elster. Dieser ist für die Unterbringung und soziale Betreuung von derzeit 1265 Asylbewerbern, Stand: 16. Juni 2016, zuständig. In Doberlug-Kirchhain befindet sich eine Erstaufnahmeeinrichtung. Unmittelbar, nachdem Personen ihr Asylbegehren geäußert haben, werden sie dort beziehungsweise in einer anderen Erstaufnahmeeinrichtung vorübergehend untergebracht. Für die weiterführende Unterbringung stehen im Landkreis drei Übergangswohnheime sowie, vor allem für Familien, Wohnungsverbünde und Wohnungen zur Verfügung.
Vielfältige Aufgaben im Rahmen der aufsuchenden Sozialarbeit
Der sogenannte Altkreis Finsterwalde ist der territorial größte und einwohnerstärkste im Landkreis Elbe-Elster und umfasst die Städte Finsterwalde, Doberlug-Kirchhain und Sonnewalde sowie die Amtsgemeinden Kleine Elster und Elsterland. Für dieses Siedlungsgebiet, unter finanzieller Förderung des Landkreises, engagiert sich der Caritasverband der Diözese Görlitz e.V. im Rahmen der aufsuchenden Sozialarbeit von Asylbewerbern, die dezentral in Wohnungen untergebracht sind.
Gegenwärtig werden meist Familien in circa 53 Wohnungen, die durchschnittlich vier Personen umfassen, betreut. Zusätzlich zur aufsuchenden Arbeit findet einmal wöchentlich eine Sprechzeit in der Dienststelle Finsterwalde statt, in der die Asylbewerber auch in das Caritashaus kommen und ihre Anliegen äußern, was gut angenommen wird.
Zu den Aufgaben der Mitarbeiter der Caritas gehören unter anderem Orientierungshilfen im täglichen Leben und in besonderen Lebenslagen, beispielsweise bei Schwangerschaft oder die Unterstützung bei gesundheitlichen Problemen und die Kontaktvermittlung zu entsprechenden medizinischen Diensten, in der Regel zu Allgemein- und Fachärzten. Die Mitarbeiter unterstützen die Familien bei der Beschulung der Kinder beziehungsweise deren Unterbringung in Kindertageseinrichtungen. Sie helfen bei der Beantragung von Leistungen und begleiten gegebenenfalls bei Behördengängen. Die Vermittlung in Sprachkurse und die Organisation von Sprachmittlern oder Dolmetschern gehören ebenso zu ihren Aufgaben wie die Hilfe bei der Bewältigung psychosozialer und familiärer Schwierigkeiten. Die Mitarbeiter begleiten die Asylbewerber während des Überganges zum ALG II / Jobcenter und vermitteln Kontakte zu anderen Beratungsstellen sowie in migrationsspezifische Beratungsdienste und "BleibNet proQuali". "BleibNet proQuali" ist ein ESF-Projekt zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen im Land Brandenburg, welches sich in sechs Teilprojekte gliedert. Für die Landkreise Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz, Spree-Neiße und Cottbus ist der Caritasverband der Diözese Görlitz e.V. als Teilprojekt 3 verantwortlich.
Großer Zeitaufwand nicht nur wegen Sprachproblemen
Der Landkreis Elbe-Elster rechnet mit einem Betreuungsaufwand von maximal einer Stunde für zehn Asylbewerber. Die Betreuungszeit bei den Asylbewerbern vor Ort, hinzu kommt die Fahrzeit mit dem Pkw beziehungsweise im Caritashaus ist oftmals aufgrund der sprachlichen Barrieren zeitintensiver. Viele sprechen kein Englisch und so wird entweder im Bekanntenkreis ein Übersetzer per Telefon gesucht oder bei Sprachmittlern nachgefragt, die zeitlich auch nicht immer verfügbar sind.
Darüber hinaus kommt es zu einer sehr zeitaufwendigen Vor- und Nachbereitungszeit beispielsweise für das Senden von Verordnungen für Heil- und Hilfsmittel oder das Anfordern von Behandlungsscheinen sowie Kontoempfehlungen an das 45 km entfernte zuständige Sozialamt. Ferner werden Termine mit Allgemein- und Fachärzten vereinbart, welche meist die Organisation von Dolmetschern erwarten. Darunter gibt es Ärzte, die von Anfang an engagiert Asylbewerber behandeln, sogar auch ohne Dolmetscher. Andere geben an, sie hätten keine freien Kapazitäten für eine Behandlung.
Zusätzlich sind zwei weitere Mitarbeiter des Landkreises zur Klärung der Belange der Asylbewerber, zum Dolmetschen und der Wahrnehmung administrativer Aufgaben eingesetzt. Einerseits stellt es eine Unterstützung dar, wenn es um das arabische Dolmetschen bei Verständigungsproblemen und die Übernahme von gemeinsam abgesprochenen Aufgaben geht. Aber andererseits gibt es derzeit noch keine klare Einsatzabgrenzung, was eine Doppelversorgung nach sich zieht.
Versorgungsproblemen und fehlenden psychologischen Angeboten entgegentreten
Neben den arbeitsprozessbedingten Problemen gibt es folgende Versorgungsprobleme für Asylbewerber: Es mangelt an freien Plätzen in Kindertageseinrichtungen, was bereits vor der Flüchtlingswelle problematisch war. So hat die Leiterin einer Kita im Nachbardorf Kinder von Asylbewerberfamilien aus Finsterwalde aufgenommen. Diese holt sie täglich mit dem Pkw aus dem Stadtgebiet ab und bringt sie an vereinbarte Treffpunkte wieder zurück.
Auch fehlen ganz spezielle psychologische Angebote als Möglichkeit der Verarbeitung von Fluchterlebnissen. Bisher gelang es, erste Kotakte zur örtlichen Erziehungs- und Familienberatungsstelle herzustellen beziehungsweise zu vermitteln, was eher aus der Not heraus geschah und keine abschließende Hilfeform darstellt.
Weiterhin hat sich eine gute Zusammenarbeit mit dem örtlichen Jugendmigrationsdienst entwickelt. Die zuständige Sozialarbeiterin übernahm bereits vor Bestehen der aufsuchenden Sozialarbeit die Anmeldung zur schulärztlichen Untersuchung und die eigentliche Schulanmeldung. Zukünftig wird sie es weiterhin so handhaben, da feste themenbezogene Ansprechpartner gerade in der Flüchtlingsbetreuung wichtig sind.
Die Teilnahme an Sprachkursen gestaltet sich für Asylbewerber zunehmend strukturierter, da Interessierte an "BleibNet proQuali" vermittelt werden können. Die Kollegin leitet in die passenden Deutsch- beziehungsweise Integrationskurse verschiedener Bildungsträger weiter als ersten wichtigen Schritt in Richtung Arbeitsmarktintegration.
Der Erfahrungsschatz ist überwiegend positiv geprägt von der Hilfsbereitschaft der Sprachmittler, die entweder eigeninitiativ oder auf Basis der gemeinnützigen Arbeit, durch den hiesigen Landkreis organisiert, tätig sind. Und es fällt gehäuft auf wie einsprachig viele Deutsche sind.
Mehrmals äußerten insbesondere syrische Flüchtlinge wie dankbar sie Deutschland für ihre Aufnahme und wie enttäuscht sie von den meisten ihrer arabischen Nachbarländer sind. Bei fast jedem Hausbesuch wird die Gastfreundschaft der Asylbewerber in Form von Bewirtung und der Nachfrage, wie es geht, offensichtlich. Das Grundprinzip der Gastfreundschaft ist seit alters her das der Gegenseitigkeit.
INFO:
Caritas-Regionalstelle Senftenberg
Dienststelle Finsterwalde
Geschwister-Scholl-Straße 3
03238 Finsterwalde
Telefon: 0 35 31 6 13 62
E-Mail: fluechtlingsbetreuung@caritas-senftenberg.de