Betreuungskräfte aus Osteuropa begleiten
Viele pflegebedürftige Menschen werden im Kreis Heinsberg gerade dort, wo eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung erforderlich ist, durch Haushaltshilfen aus Osteuropa, überwiegend polnische Frauen, betreut. Sie leben in den Haushalten, sind aber oftmals illegal beschäftigt, oder ihre Beschäftigung bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Es gibt keine fairen Rahmenbedingungen und gerechte Entlohnung. Dabei gibt es eine Alternative, bei denen die Interessen und Wünsche der zu Pflegenden ebenso wie die der polnischen Betreuungskräfte bzw. Haushaltshilfen gleichermaßen berücksichtigt werden. In Zusammenarbeit mit der polnischen Caritas unterstützt die Caritas mit ihrem Angebot "Caritas 24 - Zuhause gut betreut" die Pflegebedürftigen und die polnischen Frauen.
"Die Hilfe von unserer Seite besteht in der Betreuung und Begleitung und Vermittlung", erklärt Stefanie Zierke von der Caritas-Pflegestation Wassenberg, Mit-Koordinatorin von "Caritas 24", die auch für ihre Kollegin Gabi Malecki spricht. Pflegebedürftige Menschen, die Hilfe benötigten, würden sich an sie oder ihre Kolleginnen wenden. "Manchmal erfahre ich aber auch von einer Kollegin einer der Caritas-Pflegestationen, die in einer Pflegebehandlung ist, dass eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch eine Polin gewünscht wird", erzählt Zierke. Auf jeden Fall erläutere sie auf Nachfrage, dass die Betreuungskräfte bzw. Haushaltshilfen legal beschäftigt und gerecht entlohnt werden müssten, nicht immer gutes Deutsch sprechen würden, aber gewillt seien, die Sprache zu lernen. In der Regel mache sie dann einen ersten Hausbesuch. Hier finde das Erstgespräch statt. "Ich mache mir ein Bild von der häuslichen Situation und gebe alle Informationen an die Hand", so Zierke. Wenn schließlich die Entscheidung stehe, eine Betreuungskraft bzw. Haushaltshilfe aus Polen zu beschäftigen, leite sie alles weitere in die Wege. "Früher wurde ein Erstaufnahmebogen erstellt und nach Polen zu der dort zuständigen Koordinatorin der Caritas geschickt, um eine passende Kraft zu finden. Dies dauerte oft länger." Heute könne man auf ein gutes Netzwerk im Kreis zurückgreifen, das Gabi Malecki über fünf Jahre aufgebaut hat. Man schaue dann, wer zu wem am besten passe. "Grundsätzlich handelt es sich um Haushaltshilfen, die in kleinen pflegerischen Tätigkeiten unterstützen. Alle Pflegebehandlungen übernehmen wir als Caritas", so Zierke.
Natürlich wird die Polin durch die Caritas eingearbeitet. Die Rahmenbedingungen zum Arbeitseinsatz, den Aufgaben und Zielen würden zwischen den Pflegebedürftigen und der polnischen Betreuungsperson festgelegt. Die Caritas betätige sich insoweit nicht als Arbeitsvermittler oder als Arbeitgeber. "In der Regel werden die Betreuungskräfte nur bei Patienten eingesetzt, die von einer Caritas-Pflegestation beraten, begleitet oder ambulant gepflegt werden", erklärte Stefanie Zierke. Damit sei der Schutz des Pflegebedürftigen und der Betreuungskraft sichergestellt. Mindestens einmal in der Woche sollte die Kollegin der Caritas-Pflegestation den Pflegebedürftigen aufsuchen, um zu schauen, ob alles legal verläuft, die Rahmenbedingungen eingehalten werden und es bei der 24-Stunden-Pflege auch Ruhezeiten und freie Tage gibt, so dass eine 38,5 Woche besteht. "Es ist wichtig, dass die Frauen nicht ausgenutzt werden." Wenn die polnische Betreuungskraft frei habe, könne in dem Zeitraum eine Alltagsbetreuerin der Caritas eingesetzt werden, erklärt Zierke. "Wir achten auch darauf, dass die Frauen aus Polen eine ordentliche Unterkunft mit einer Rückzugsmöglichkeit, einen Fernsehanschluss mit polnischem Sender sowie einen Flat-Anschluss für Telefonate nach Polen haben." Zudem kümmere man sich darum, dass die Frauen nach Hause fahren könnten, wenn es familiäre Probleme in Polen gebe.
Dies alles kann Hanna Buizynska, polnische Betreuungskraft, die derzeit ein älteres Ehepaar betreut, nur bestätigen. Sie hat gute Rahmenbedingungen mit freien Tagen und einer gerechten Entlohnung. Dies sieht leider nicht immer so aus.
Deshalb ist es wichtig dass die polnischen Betreuungskräfte bzw. Haushaltshilfen weitere Unterstützung erfahren. Seit zwei Jahren bekommen sie diese durch Schwester Svitlana Matsiuk von den Steyler Missionsschwestern. Sie ist in der Region Heinsberg Ansprechpartnerin für die Betreuungs- und Haushaltshilfen aus Osteuropa, die in den Privathaushalten der Familien beschäftigt sind, und vermittelt als solche auch weitere Hilfen. Das Projekt war auf zwei Jahre angelegt und lief mit Ende Juli aus. Ob es eine weitere Ansprechpartnerin geben wird, steht derzeit noch nicht fest. "Ich wünsche mir, dass es weitergeht, damit die Frauen aus Osteuropa eine Anlaufstelle haben", sagt Schwester Svitlana. Sie hat in den zwei Jahren vieles auf den Weg gebracht. Dazu zählen Schulungen zur Pflege und Betreuung. Hier erhalten die Frauen Informationen zu Rückenschonendem Arbeiten, zu Krankheitsbildern wie Demenz und Diabetes sowie Schlaganfall. Zu den weiteren Inhalten gehört auch Erste Hilfe in unterschiedlichen Situationen.
Ihr Verdienst ist es auch, dass seit zwei Jahren Deutsch-Sprachkurse, finanziert über den Migrationsfond des Bistums, stattfinden, damit Konflikte im Alltag bei den Familien durch Sprachunkenntnis vermieden werden. Zudem hat Schwester Svitlana regelmäßige wöchentliche Treffen organisiert, bei denen sie die Frauen zusammenbringt, damit sie sich austauschen können.
Bei solchen Treffen erfährt sie oft, dass immer noch viele polnische Betreuungskräfte bzw. Haushaltshilfen in einer rechtlichen Grauzone oder sogar illegal arbeiten, die weder eine gerechte Entlohnung erhalten, noch Rentenversichert sind und begrenzte Arbeitszeiten haben. Viele müssen rund um die Uhr betreuen. In den zwei Jahren hat Schwester Svitlana aber auch auf manche Frauen aus Polen einwirken können, dass sie sich für eine legale Beschäftigung entschieden haben. "Ich habe ihnen die Kontaktdaten der Caritas oder von anderen Agenturen gegeben", so Schwester Svitlana.
Besonders gut finde sie, dass mit Caritas 24 die Frauen aus Polen Begleitung und Betreuung erfahren würden. Denn sowohl die pflegebedürftigen Menschen als auch die Betreuungskräfte sollen sich sicher fühlen. "Leider funktioniert das System nicht richtig", schränkt sie ein. Denn oftmals würden sich die Familien nicht an die getroffenen Absprachen halten und die polnische Betreuungskraft erhalte keinen freien Tag. "Deshalb ist es wichtig, dass das Thema noch mehr in die Öffentlichkeit getragen wird", sagt sie.