Mit Kindern über Terror sprechen
Kann man Kinderseelen schützen, indem man schlimme Geschehnisse von ihnen fernhält?
Nein. Kinder wissen, dass die Welt kein sicherer Ort ist. Sie hören Nachrichten im Radio, sie erfahren, wenn in ihrer Stadt oder aus ihrer Schule jemand verunglückt ist. Man kann schlimme Geschehnisse nicht auf Dauer von Kindern fernhalten. Tut man so, als gäbe es weder Gefahren noch Gewalt, bringt man Kinder in eine schwierige Situation: Sie spüren, dass das nicht stimmt, und haben gleichzeitig den Eindruck, man dürfe nicht darüber sprechen.
Raten Sie Eltern und Lehrern also, mit Kindern über Terroranschläge und Gewalt zu sprechen?
Genau. Wenn Eltern oder Pädagogen ehrlich über das sprechen, was passiert, haben sie in der Hand, was bei den Kindern ankommt. Wichtig ist, bei der Wahrheit zu bleiben, also nichts zu verharmlosen oder zu beschönigen - aber auch nicht zu dramatisieren. Es gab Eltern, die ihren Kindern nach den Anschlägen in Paris sagten, solche Anschläge könnten in Deutschland niemals passieren. Kurz danach wurde in Hannover das Stadion geräumt. So verlieren Kinder das Vertrauen in die Verlässlichkeit der Eltern. Wenn sich die Kinder ihre Informationen aus dem Internet besorgen, sind sie häufig mit einer Mischung aus Wahrheit, Übertreibung und Fantasie konfrontiert. Das führt zu Ängsten.
Was hilft darüber hinaus, um Kinder zu beruhigen?
Ängste sind in Ordnung, wenn sie Kindern helfen, wachsam zu sein. Wüssten sie nicht, dass es auch schlechte Menschen gibt, würden sie mit jedem x-Beliebigen mitgehen, der sie zu einem Eis einlädt. Kinder können eine glückliche Kindheit haben, auch wenn sie wissen, es gibt keine absolute Sicherheit.
Wie gut sind Schulen auf Amokläufe vorbereitet?
Jede Schule hat einen Sicherheitsbeauftragten, der wiederum mit der zuständigen Polizeidienststelle vor Ort in Kontakt ist. Diese begeht die Schule und erarbeitet einen Plan für die richtige Reaktion bei einem Amoklauf.
Wie erkennt man, ob Schüler professionelle Hilfe brauchen?
Das ist schwierig. In vielen Fällen bemerkt man, dass ein Kind in Not ist, wenn es sich in kurzer Zeit in seiner Persönlichkeit und seinem Sozialverhalten stark verändert. Verschwinden die Auffälligkeiten nach einem halben Jahr nicht von selbst, ist professionelle Hilfe angesagt. Wenn Kinder starke Probleme entwickeln, erfahren es oft die Mitschüler viel schneller als Eltern oder Pädagogen. Vor Amokläufen oder Suizidversuchen verändert sich häufig die Kommunikation in den sozialen Netzwerken, es gibt Andeutungen oder sogar direkte Ankündigungen. Jugendliche sollten ermutigt werden, solche Informationen weiterzugeben.