Häusliche Gewalt betrifft alle
"Manchmal kann ich es einfach nicht glauben: Meine Kinder schlafen in ihren Betten, ich erledige die letzten Hausarbeiten und dann werde ich es mir auf meiner Couch in meiner eigenen Wohnung gemütlich machen", sagt Kathrin S. Für fast jede Mutter ist das eine ganz normale Situation - für Kathrin S. bedeutet es aber viel mehr, denn sie hat den Schritt heraus aus der häuslichen Gewalt in ein eigenständiges Leben gewagt. "Jahrelang habe ich die Demütigungen durch meinen Mann geduldig ertragen, oft habe ich darüber nachgedacht, mich von ihm zu trennen. Aber der Kinder wegen blieb ich bei ihm. Außerdem hatte ich ja kein eigenes Einkommen. Doch als er versuchte, mich einzusperren, flüchtete ich mit meinen beiden Kindern Hals über Kopf ins Frauenhaus. Das war die beste Entscheidung meines Lebens", fügt die junge Frau selbstsicher hinzu.
Seit fast zwei Jahrzehnten steht die Zufluchtsstätte der Caritas in Deggendorf jeder Frau mit oder ohne Kinder aus dem Landkreis bei akuter oder drohender körperlicher und/oder seelischer Misshandlung im familiären Umfeld offen. 2010 suchten 29 Frauen mit 24 Kindern im Natürlich ist jede Frau auch für ihre eigenen Kinder verantwortlich. Die Hausordnung schreibt unter anderem fest, dass die Anonymität des Hauses zum Schutz der Bewohnerinnen gewährleistet sein muss. Ein Aufenthalt hat nur Übergangscharakter. Aufgrund der unterschiedlichen nicht verarbeiteten, oft sehr traumatischen vorausgegangenen Erlebnisse und Erfahrungen der Frauen beschränkt sich der Alltag nicht nur auf die selbstständige Haushaltsführung, sondern gestaltet sich weitaus schwieriger und komplexer. Besonders Deggendorfer Frauenhaus Zuflucht. "Häusliche Gewalt ist ein Thema, das viele Opfer lange Zeit verschweigen, bevor sie sich dagegen wehren und Hilfe von außen suchen. Doch es betrifft Frauen in allen gesellschaftlichen Schichten", sagt Hans-Jürgen Weißenborn, Geschäftsführer des Caritasverbandes Deggendorf.
Die Bewohnerinnen im Frauenhaus organisieren ihren Alltag und Aufenthalt selbst. Natürlich ist jede Frau auch für ihre eigenen Kinder verantwortlich. Die Hausordnung schreibt unter anderem fest, dass die Anonymität des Hauses zum Schutz der Bewohnerinnen gewährleistet sein muss. Ein Aufenthalt hat nur Übergangscharakter. Aufgrund der unterschiedlichen nicht verarbeiteten, oft sehr traumatischen vorausgegangenen Erlebnisse und Erfahrungen der Frauen beschränkt sich der Alltag nicht nur auf die selbstständige Haushaltsführung, sondern gestaltet sich weitaus schwieriger und komplexer. Besonders hier setzt die sozialpädagogische Begleitung an. Die misshandelten Bewohnerinnen erfahren individuelle Unterstützung, um sich eine neue unabhängige Existenz aufzubauen oder ihrer Partnerbeziehung eine neue Perspektive zu geben. "Wir beraten oder vermitteln zu weitergehender professioneller Hilfe bei medizinischen, rechtlichen, sozialen und psychischen Problemen. Außerdem begleiten wir bei Behördengängen, bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche, leiten existenzsichernde Maßnahmen ein, helfen bei der Ummeldung schulpflichtiger Kinder oder unterstützen die Frauen bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven", erläutern die beiden Sozialpädagoginnen des Frauenhauses.
Die in Kooperation mit dem Landkreis Deggendorf geführte Einrichtung des Caritasverbandes für den Landkreis Deggendorf bietet Platz für insgesamt fünf Frauen mit ihren Kindern. Im vergangenen Jahr betrug die durchschnittliche Verweildauer 23 Tage. Nach dem Prozess der Entscheidungsfindung kehrten sieben Frauen zum Partner zurück, fünf fanden eine Bleibe bei Freunden und Verwandten, eine Hilfesuchende verließ das Frauenhaus mit unbekanntem Ziel, in zwei Fällen räumte der Partner die gemeinsame Wohnung, drei Bewohnerinnen wurden zur Gewährleistung ihrer Sicherheit in ein anderes Frauenhaus verlegt und elf Frauen leben nun in einer eigenen Wohnung.
"Ich schämte mich, glaubte immer, ich sei selbst schuld an meiner Situation, und das verunsicherte mich sehr. Im Frauenhaus fühlte ich mich sofort angenommen und verstanden. Die Gespräche mit den Sozialpädagoginnen halfen mir, meine Gedanken zu ordnen, mich zu stabilisieren und weitere Schritte anzugehen. Inzwischen habe ich Arbeit gefunden, lebe mit meinen Kindern in einer Dreizimmerwohnung und verdiene meinen Lebensunterhalt selbst. Natürlich ist es nicht immer einfach, aber ich kann als alleinerziehende Mutter meinen Alltag bewältigen - ich wusste gar nicht, dass ich so stark bin. Ohne die Unterstützung der Mitarbeiterinnen des Frauenhauses hätte ich mir das nicht zugetraut. Wie gut, dass es diese wertvolle Einrichtung für Frauen in Not gibt", erklärt Kathrin S. überzeugt.