Mit Bobath aus der Erstarrung
Das Caritas-Altenheim St. Johannes erweitert ab Herbst 2011 seine Behandlungsschwerpunkte. Bisher steht die Versorgung hirnorganisch erkrankter Menschen, Pflege bei allgemeiner Pflegebedürftigkeit und Menschen in der Sterbephase sowie die Betreuung rüstiger Menschen im Vordergrund. Ab Herbst 2011 bietet die Einrichtung die professionelle Versorgung neurologischer Patienten an, insbesondere nach einem Schlaganfall. Grundlage dafür ist das sogenannte Bobath-Konzept.
Positive Wirkung auf Muskeltonus
Benannt ist dieses Konzept nach seinen Entwicklern: dem Arzt Dr. Carl Bobath und seiner Frau Berta Bobath, einer Krankengymnastin. Zunächst ging es um die Behandlung von Kindern mit Hirnerkrankungen. Dann stellte Berta Bobath bei der Behandlung von Patienten mit Halbseitenlähmung nach Schlaganfall positive Veränderungen im Muskeltonus fest. Das Bobath-Konzept wird in Rehabilitationseinrichtungen bei Patienten mit Apoplex (Schlaganfall) angewendet. Studien belegen die positive Wirkung der aktivierenden Pflege nach Bobath.
Ziele des Bobath-Konzeptes sind
- Vermeidung und Minderung von Spastiken bei Hemiparese (Halbseitenlähmung),
- Wiedererlernen verloren gegangener Bewegungsfähigkeiten,
- verbesserte Koordination zwischen gesunder und kranker Körperseite mit Vermeidung von Fehleinsätzen der gesunden Köperseite,
- verbessertes Gefühl für die Körpermitte,
- Reduzierung von Schmerzen,
- Vermeidung von Kontrakturen und nicht zuletzt
- Erhöhung und Förderung der Selbständigkeit bei den Aktivitäten des täglichen Lebens.
Derzeit werden Betroffene nach dem Aufenthalt in einem Akutkrankenhaus in einer Reha-Klinik mit den Methoden des Bobath-Konzeptes vertraut gemacht. Sie lernen, die gelähmte Körperseite oder betroffene Gliedmaßen bei allen Aktivitäten einzubeziehen. Allerdings wird bei einem anschließenden Umzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung oder nach Hause das Erlernte oft nicht konsequent weitergeübt und ausgeweitet. Der meist ältere Mensch wird nach wochenlanger Rehabilitation, in der er mühsam gelernt hat, seine gelähmte Seite mit einzubeziehen, wieder mit Neuem konfrontiert und muss die alltäglichen Verrichtungen, Bewegungen und Transfers neu lernen. Oftmals gibt sich der Patient dadurch auf, wird depressiv und verstirbt. Dies muss allerdings nicht so sein.
Im Caritas - Alten- und Pflegeheim St Johannes ist geplant, Bewohnern nach dem Aufenthalt in einer Rehabilitationseinrichtung ein weiterführendes Angebot der Betreuung nach Bobath zu machen. Die bereits erlernten Fertigkeiten sollen vertieft und in Zusammenarbeit mit Krankengymnasten und Ergotherapeuten neu eingeübt werden.
In der Einrichtung steht ein Gymnastikraum zur Einzel- oder auch Gruppentherapie zur Verfügung. Geh- und Bewegungstraining kann auf den weitläufigen Fluren und dem Innenhof durchgeführt werden. Als Kooperationspartner von Seiten der Ergo- und Physiotherapie stehen verschiedene Neumarkter Therapiepraxen zur Seite. Der Patient entscheidet selbst, welchen Anbieter er bevorzugt.
Alle Mitarbeiter werden geschult
Die Mitarbeiter aller Bereiche – von der Pflege über die Hauswirtschaft und Küche bis hin zum Hausmeister – erhalten eine besondere Schulung zur Betreuung von Bewohnern nach Schlaganfall nach dem Bobath-Konzept. Besonders benötigte Hilfsmittel und Therapiegeräte werden von der Einrichtung zur Verfügung gestellt.