Weg zu Mutter-Kind-Kur häufig ein Hürdenlauf
Krefeld. Als die Migräneanfälle immer öfter kamen, die Sorgen wegen der bevorstehenden Scheidung zunahmen und Claudia Schmitz (Name geändert) sich dem Alltag mit ihrem behinderten Sohn nicht mehr gewachsen fühlte, wusste sie genau: Es muss sich dringend etwas ändern. Auf ärztlichen Rat hin dachte die Mutter an eine Kur. Doch die Krankenkasse lehnte eine Bewilligung in einem geeigneten Haus ab. Mit Unterstützung der Kurberatung des Caritasverbandes Krefeld konnten Mutter und Sohn schließlich doch in Kur fahren.
"Wir erleben in den letzten Jahren immer öfter, dass die Kassen Anträge auf Mutter-Kind-Kuren zurückweisen", berichtet Anna-Maria Rixen, die Kurberaterin des Caritasverbandes in Krefeld. Damit liegt Krefeld leider im allgemeinen Bundestrend. Die Kliniken der Katholischen Arbeitsgemeinschaft Müttergenesung gehen davon aus, dass die Zahl der Kuren für Mütter und Kinder in Deutschland in 2010 um bis zu sieben Prozent zurückgegangen ist. Schon 2009 hatten die Krankenkassen rund sechs Prozent weniger für Müttergenesung ausgegeben. Auch aus einer Stellungnahme des Müttergenesungswerkes Ende des vergangenen Jahres geht hervor, dass viele Mütter zunächst eine Ablehnung erhalten, die dann im Widerspruchsverfahren zu 50 Prozent wieder zurückgenommen wird. Wie im Fall der Krefelderin Claudia Schmitz werde häufig das gesetzlich vorgesehene Wunsch- und Wahlrecht des Kurortes und Zeitraumes verwehrt. Die Ablehnungsquote von Anträgen ist nach der Statistik des Müttergenesungswerks auf 32 Prozent gestiegen bei gleichbleibend hohen Erfolgsraten bei Widersprüchen.
Claudia Schmitz ließ sich von dem Schreiben der Krankenkasse, in dem ihr ein aus ihrer Sicht nicht geeignetes Haus vorgeschlagen wurde, nicht entmutigen.
Nach Beratung durch Caritas-Mitarbeiterin Anna-Maria Rixen legte die Mutter von zwei Kindern im Frühjahr 2010 einen Widerspruch ein. Dann hörte sie lange nichts mehr von ihrer Krankenkasse. Telefonisch erkundigte sie sich mehrfach nach dem Stand der Dinge. Im Juni erhielt die 49-Jährige plötzlich einen positiven Bescheid. Anna-Maria Rixen half bei der Auswahl eines geeigneten Kurhauses. Der Arbeitgeber von Claudia Schmitz zeigte sich sehr kooperativ und im September ging es los mit dem Zug für drei Wochen zur Kur nach St. Ingbert in die Nähe von Saarbrücken.
Kur schafft Abstand vom Alltag und bringt Kraft für die nächsten Schritte In der dreiwöchigen Kur gewann Claudia Schmitz Abstand vom Alltag und nutzte die Zeit, um ihr Leben neu zu sortieren. "Wir haben viele Spaziergänge im Wald gemacht, Musik gehört und gemeinsam gebastelt. Während meiner medizinischen Anwendungen wusste ich meinen Sohn Stefan gut betreut und konnte so auch die Ruhe genießen", erinnert sie sich. Seit der Kur hat sie fast keine Migräneanfälle mehr gehabt und fühlt sich jetzt auch gestärkt für die nächsten Schritte im Alltag: Ihr Sohn Stefan wird hoffentlich eine Beschäftigung in den HPZ-Werkstätten in Tönisvorst erhalten.
"Ich kann jeder Mutter und jedem Vater nur empfehlen, sich am besten von Anfang an von uns über den richtigen Weg zu einer Kur beraten zu lassen. Häufig ist selbst bei einer schriftlichen Ablehnung ein Widerspruch noch erfolgreich", weiß Anna-Maria Rixen. Die Sozialpädagogin der Caritas sieht die Mütter und Väter vor und nach der Kur und kann nur bestätigen: "Der Kuraufenthalt tut den Familien so gut und hilft, Veränderungen im Leben herbeizuführen, die langfristig zu Entlastungen führen." Nach der Kur lädt Anna-Maria Rixen zu einem Auswertungsgespräch ein und bietet Nachsorge-Termine an. "98 Prozent aller Mütter nehmen dieses Angebot wahr", schildert sie.
Die Kurberatung der Caritas ist zu erreichen unter der Rufnummer 02151/3262941. Dort läuft in der Regel ein Anrufbeantworter, da sich Anna-Maria Rixen häufig in Beratungsgesprächen befindet. Sie ruft gerne zurück. Informationen finden sich auch im Internet unter: www.caritas-krefeld.de
In vielen Krefelder Gemeinden und Stadtteilen sowie an den Schulen wurde im Mai für das Müttergenesungswerk gesammelt. Das Motto der diesjährigen Aktion, die vom 4. bis zum 20. Mai 2011 lief, lautete: "Damit Mama wieder lacht".
Sonja Borghoff-Uhlenbroich