Not sehen und handeln
Die Feier des 90. Geburtstages der Caritas Görlitz beginnt am 17. Juni mit dem Festgottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Hedwig in Görlitz. Der Diözesanadministrator des Bistums, Dompropst Hubertus Zomack, als erster Vorsitzender des Caritasverbandes des Bistums, erinnerte in seiner Predigt an die heilige Elisabeth von Thüringen. "Was an dieser Heiligen bis heute fasziniert, ist die ungewöhnliche Perspektive, mit der sie auf die Menschen schaut. Sie durchbrach in ihrem Denken, Urteilen und Verhalten Standesschranken ihrer Zeit. Sie schaute gleichsam mit den Augen Gottes auf die ihr anvertrauten Menschen."
Etwas Großes werden
Gäste waren auch aus Tschechien und Polen zu dieser Feier gekommen. Neben Franziskanerpater Silvester Ostfeld konzelebrierten Kanonikus Andrzej Ziombra, der Stellvertretende Caritasdirektor der Caritas Liegnitz/Legnica, sowie Kanonikus Josef Szeliga, Präsident der Caritas Leitmeritz/Litomerice. Am Ende der heiligen Messe erhielt jeder Gast ein kleines Kreuz, in das drei Senfkörner eingelegt wurden. Sie sollen daran erinnern, wie aus einem ganz kleinen Samen etwas Großes werden kann, so wie ein Senf-Baum. Ein solcher ist auf eine Seite des grünen Blattes gedruckt worden, das mit dem Kreuz verteilt wurde. Auf der anderen Seite steht die zugehörige Geschichte: Ein junger Mann erzählt seinen Traum. Er betrat einen Laden und sieht hinter dem Ladentisch einen Engel. "Was verkaufen Sie hier?" fragt er erstaunt. Der Engel gibt zur Antwort: "Alles was Sie wollen." Da fängt der junge Mann an: "Dann hätte ich gerne das Ende der Kriege, bessere Bedingungen für Arbeit und Beruf, die Beseitigung der Elendsviertel, des Flüchtlingsstroms, der Ungerechtigkeit ... und vor allem Frieden - in der weiten Welt, und daheim in der Familie … und ... und ... und ..." Der Engel fällt ihm ins Wort: "Entschuldigen Sie junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen hier keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen."
Genauso aktuell wie damals
Von Sankt Hedwig aus ging es zum nahe gelegenen Hildegard-Burjan-Heim. Auf dem Weg dorthin waren alle paar Meter, an Zäunen oder Masten Jahreszahlen aus den zurückliegenden 90 Jahren befestigt worden, gleichsam als Wegweiser durch diese Zeit.
Rudolf Hupe, der Diözesancaritasdirektor des Bistums Görlitz, war an diesem Tag einer von vier Caritasdirektoren. Matthias Mitzscherlich ist aus Dresden zu diesem Fest angereist, Ruzena Kavkova aus Leitmeritz/Litomerice. "Wir müssen das, was wir haben, froh und gern geben", so begann Direktor Hupe den Abriss über die 90-jährige Geschichte der Orts- beziehungsweise Dekanatscaritas in Görlitz. Von 1974 bis 1994 war er selbst in der Regionalstelle Görlitz, anfangs als Fürsorger, tätig. Die Arbeit der Schwestern vom heiligen Karl Borromäus hob Hupe als "ein Grundstein für die caritative Arbeit in der Stadt Görlitz" hervor. Diese Zusammenarbeit mit den Ordensschwestern ist "auch heute noch genauso aktuell wie damals", sagte er und dankte den Schwestern, wie auch allen Mitarbeitern des Caritasverbandes "für ihren aufopferungsvollen und engagierten Dienst".
Nicht tatenlos zusehen
Als einer der Vertreter aus der Politik war Matthias Reuter, Sozialplaner des Landkreises Görlitz, unter den Gratulanten. Er verglich die 90 Jahre der Jubilarin Caritas mit Menschen in diesem Alter: "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass 30 Prozent in diesem Alter Demenz haben, nur noch 50 Prozent von ihnen im eigenen Zuhause wohnen und kaum noch einer von ihnen gleichaltrige Freunde hat." Reuter machte darauf aufmerksam, dass "der Landkreis Görlitz schneller altert, als andere". Ursula Wilkowski, die Görlitzer Regionalstellenleiterin, will dieser Entwicklung nicht tatenlos zusehen, sondern "mit wechselnden Angeboten auf die aktuellen Nöte vor Ort reagieren. Bleiben wird, als Basis für alle Dienste der Caritas - und diese sind auch in Görlitz sehr vielfältig - der christliche Auftrag zum Dienst am Nächsten". Wilkowski lässt diese Sätze nicht im luftleeren Raum stehen, sondern untersetzt sie mit einigen Sätzen aus dem Leitbild des Caritasverbandes der Diözese Görlitz: "Gott hat den Menschen nach seinem Bild erschaffen und ist selbst Mensch geworden. Dies begründet die Würde des Menschen, die wir in uns tragen und die sich in jedem Menschen widerspiegelt."
Die Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die Königstochter aus Ungarn, so sagte der 1. Vorsitzende der Caritas des Bistums, Hubertus Zomack, "ist bis heute in Deutschland in den Erinnerungen der Menschen gegenwärtig, nicht nur den Christen. Die Erinnerung an sie ist gegenwärtig, nicht weil sie die Landgräfin war, sondern weil sie die Dienerin der Armen, Kranken, Bedürftigen war".
Info:
Caritas-Regionalstelle Görlitz
Wilhelmsplatz 2. 02826 Görlitz
Telefon: 0 35 81 42 00 20
E-Mail: regionalstelle@caritasgoerlitz.de