Editorial
13 Jahre alt werden sie jetzt schon. Aber sind sie in die Jahre gekommen? „Menschen bewegen – Caritas“ fasst die 7 Sätze der Caritas in der Diözese Münster zusammen. Lange und heiß diskutiert vor der Verabschiedung 1998 bleiben sie zeitlos. Auch der erste, umstrittenste und am schwierigsten konsequent zu lebende Satz „Wir nehmen alle Menschen an wie sie sind“. Trotzdem, die Zeit ist nicht stehen geblieben. Deswegen wird sich die Caritas in der Diözese Münster auf der Grundlage der 7 Sätze neu ausrichten. Fünf strategische Ziele geben die Richtung für die nächsten fünf Jahre vor.
Caritas – Christliches Engagement für die Menschen
Die Entwicklung ist gegenläufig. In den Pfarren wird zentralisiert, die Caritas geht in die Fläche zu den Menschen. Das muss und darf kein Gegeneinander sein, sondern in Abstimmung miteinander organisiert werden. Denn wir sind Caritas der Kirche und handeln aus dem Evangelium heraus. Dabei soll nicht nur dem Einzelnen in seiner Not geholfen werden, sondern wir vertreten auch seine Interessen gegenüber Politik und Kostenträgern.
Menschen gewinnen – Ressourcen wecken
Es muss uns gelingen, weiterhin genügend Menschen haupt- und ehrenamtlich für unsere Arbeit zu gewinnen. Angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels auch in Pflege und Sozialarbeit werden wir neue Wege gehen müssen, beispielsweise mit einem Projekt zur Wiedereingliederung nach der Familienphase. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg wird das Vertrauen in die Marke „Caritas“ sein.
Qualität bewusst machen – Transparenz schaffen
Den besonderen Anspruchder Caritas an die Qualität ihrer Arbeit aufrechtzuerhalten, wird angesichts der Sparbemühungen auf allen Ebenen immer schwerer. Aktuell soll beispielsweise die Förderung von Langzeitarbeitslosen weiter zusammengestrichen werden und die Hilfen für Menschen mit Behinderungen werden in Frage gestellt. Auch müssen unsere Patienten und Klienten immer häufiger Leistungen ganz oder teilweise selbst zahlen. Da müssen wir bewusst machen, dass auch Caritas und Kirche Geld nicht erschaffen können. Und offen aufzeigen, warum eine Leistung ihren Preis hat. Weil sich nicht alle das Beste leisten können, werden wir auch abgestufte Angebote entwickeln müssen.
Kooperation stärken – Netzwerke herstellen
Für sozialräumliche Netzwerke haben wir gerade auf der ersten Regionenreise „DiCV im Kreis“ eine Reihe guter Beispiele im Kreis Kleve erlebt. Die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen erspüren und vor Ort passgenaue Angebote zu entwickeln, wird die Aufgabe der „Quartiersarbeit in der Caritas“ sein. Dazu planen wir eines von mehreren Projekten zur Umsetzung der strategischen Ziele.
Armut bekämpfen – Bildung fördern
Die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland ist in den letzten Jahren weiter gewachsen. Die Wirtschaft brummt, die meisten Bürger können sich wieder mehr leisten. An den Armen geht dies spurlos vorbei. Das ist kein Schicksal, sondern Ergebnis falscher politischer Weichenstellungen. Wenn wir nach der Wurzel der Armut suchen, finden wir häufig mangelnde Bildungschancen. Gegen soziale Ungerechtigkeit und hier insbesondere gegen Kinderarmut, wollen wir uns besonders einsetzen. Konkret: Wir wollen uns stärker in den Offenen Ganztagsgrundschulen engagieren und die Beschäftigungs- und Ausbildungsprojekte für benachteiligte junge Menschen stärken.
An die Arbeit!
Auf der Delegiertenversammlung sind die strategischen Ziele verabschiedet worden. Jetzt geht es an die Arbeit, um sie mit Leben zu füllen und in Projekten und Alltagsarbeit umzusetzen. Alle Verbände, Träger und Einrichtungen, ehren- und hauptamtliche Mitarbeiter laden wir ein, die Zukunft der Caritas in der Diözese Münster aktiv anzugehen.
Heinz-Josef Kessmann
Diözesancaritasdirektor