Pflege heißt Beziehung
Pflege ist also mehr als eine Tätigkeit, Pflegen setzt in Menschen in ein Verhältnis, Pflege begründet eine Beziehung und findet in einer Beziehung statt. Und während die moderne Begrifflichkeit stärker die fördernde, emanzipierende Seite dieser Beziehung betont, hebt das traditionelle Verständnis die ebenso wichtigen behütenden, fürsorgenden Elemente hervor.
Es tut gut, sich daran zu erinnern, worum es eigentlich in der Pflege geht angesichts von poltischen Zankäpfeln wie Pflege-Neuausrichtungsgesetz oder Pflegetransparenzverordnung. Die meisten unter uns werden irgendwann Pflege benötigen und froh sein, wenn sich Mitmenschen, ob Angehörige oder Mitarbeiter eines Pflegedienstes, finden, um sich auf eine solche pflegende Beziehung einzulassen. Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, damit sich jeder die Pflege leisten kann, die er braucht, und damit die Pflegenden die Vergütung bekommen, die sie zum Leben brauchen. Ordnungs- und Leistungsrecht dienen der Sicherung dieser Aufgabe.
Weil sich unsere Gesellschaft wandelt, weil wir alle länger leben, müssen wir einen größeren Teil unserer (personellen und finanziellen) Ressourcen für die menschenwürdige Pflege zur Verfügung stellen! Wenn diese Pflege aufmerksame und zugewandte Unterstützung, Begleitung, Obhut bedeutet, dann sollte sie uns jede notwendige Stunde, jeden Euro und jede politische Anstrengung wert sein.
Andreas Wittrah
Prof. Dr. Andreas Wittrahm ist Bereichsleiter "Facharbeit und Sozialpolitik" beim DiCV Aachen und lehrt Psychologie an der KatHo NW, Abt. Köln.