Echte Gemeinschaft für Wohnunglose
Zum Rauchen muss man raus auf den Balkon. Eine herrliche Sicht über Saarbrücken bietet sich. Der ältere Mann, der sich hier draußen gerade eine Zigarre anzündet, ist voll des Lobes: "Mir gefällt es sehr gut hier im neuen Haus. Es ist viel ruhiger, man hört kein Türenknallen".
Tatsächlich ist das neue Bruder-Konrad-Haus in der Fichtestraße, in unmittelbarer Nähe des alten Baus aus den sechziger Jahren, etwas ganz anderes. Große Fenster, helles Holz, moderne Etagenküchen und -bäder machen die Einrichtung für Wohnungslose wohnlich. 60 Plätze stehen zur Verfügung.
"Jeder Mensch braucht ein Zuhause" - dies wird im "BKH" gelebt. Neben der Wohnmöglichkeit in Einzelzimmern bietet das "BKH" täglich ein frisch gekochtes Mittagsessen und Kaffee, außerdem Freizeitaktivitäten und sozialpädagogische Betreuung. Das Alter der Bewohner reicht von 18 bis 80 Jahren. Um das Zusammenleben gut zu gestalten, kümmern sich 26 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um die Männer. Sie tun dies nach einer komplett neuen Konzeption: Unter der Überschrift "Wohnen - Arbeiten - Zukunft" haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bruder-Konrad-Hauses die neue Konzeption des Hauses erarbeitet. Mit dem Neubau eröffneten sich eine Fülle von Möglichkeiten und Angeboten, die in dieser Form in den letzten Jahren aufgrund der räumlichen Situation nicht möglich waren.
Neues Konzept fördert Selbständigkeit
"Es hat sich vieles verändert im Bereich der Arbeit mit obdachlosen Männern, und wir werden nun die Möglichkeit haben, angemessen auf diese Veränderung zu reagieren", sagt Caritasdirektor Michael Groß. Neu an dem Konzept des Bruder-Konrad-Hauses ist etwa, dass sich auf verschiedenen Etagen im Neubau unterschiedliche Wohnformen und Möglichkeiten realisieren lassen. So soll es z. B. eine Wohngruppe für jüngere Männer geben, die unter fachlicher Anleitung mit einem HaushaltsOrganisationsTraining (HOT) auf ihr Leben in einer eigenen Wohnung vorbereitet werden.
Arbeit und Familie finden
Ein Aufenthalt kann von einem Tag bis zu mehreren Jahren dauern, berichtet Wolfgang Höfner, der Leiter der Einrichtung. So unterschiedlich wie die Schicksale sind die Tagesabläufe: "Manche haben Arbeit und kommen erst abends zurück, einige machen im Haus einen kleinen Job, und andere versuchen, ihren Tag einfach herum zu bekommen", sagt Höfner.
Er ist seit über 25 Jahren im Bruder-Konrad-Haus beschäftigt und kennt die Hintergründe vieler Biografien, die irgendwann auf der Straße enden und für die die Caritas-Einrichtung den rettenden Hafen darstellt. "Mich freut es am meisten, wenn unsere Bewohner Arbeit finden oder vielleicht eine Familie gründen. Dass manche dann wieder auf einen Besuch vorbei kommen und sagen, dass ihnen die Caritas geholfen hat, ist für mich ein großes Glück". Es bleibt nicht aus, dass es auch manchmal schwierig ist, wenn es zum Beispiel handfeste Streitereien gibt, die geschlichtet werden müssen, wenn Männer trotz Bemühungen keinen Job mehr finden oder wenn Bewohner sterben.
Beim Rundgang durch das Haus ist es eher still. Manche Bewohner sitzen in der Cafeteria, andere sehen in ihren Zimmern fern oder machen sich selbst einen kleinen Imbiss in der Etagenküche warm. Man kann sich zurückziehen oder etwas in der Gemeinschaft machen. Gerade das Miteinander ist für Holger D. ganz wichtig. Der 73-jährige hat lange gearbeitet, stand aber nach einer heftigen Mieterhöhung buchstäblich "auf der Straße". Seit vier Jahren ist das "BKH" jetzt sein Zuhause, in dem er sich für andere Mitbewohner engagiert, ihnen im Alltag hilft und assistiert: "Hier ist echte Gemeinschaft!"
- Das Bruder-Konrad-Haus wurde am 18. Mai offiziell eröffnet. www.caritas-saarbruecken.de