Schön, dass es euch gibt!
Der Mehrzweckraum der Caritas-Altentagesstätte in Fuldas Altstadt: Die Tische sind zusammengeschoben, die Stühle stehen in einem weiten Halbrund. Viele Seniorinnen und Senioren sitzen oder stehen in Grüppchen zusammen, an einem kleinen Büffet gibt es Kaffee, Kaltgetränke und ein paar Häppchen. Probenpause beim CaritasChor 65+. Heute hat Benediktinerschwester Hildegard, die Chorleiterin zum ersten Mal wieder für die neuen Projekte des Frühjahrs 2018 zusammengetrommelt, ab jetzt wird wöchentlich geprobt, um einen Chorauftritt im Rahmen einer Neubaueinweihung für die Caritas-Seniorenwohnanlage "Im Spitalgarten" in Bad Orb und für einen Singnachmittag für und mit den Pflegeheim-Bewohnern im Caritas-Altenpflegeheim St. Josef in Fulda vorzubereiten.
Der CaritasChor 65+ in seiner FülleC. Scharf/Caritas FD
Nun ist die Pause zu Ende, Schwester Hildegard intoniert am E-Klavier ein paar Töne, und willig setzen sich die Chormitglieder wieder ins Halbrund - vorne die Frauenstimmen, die Männer außen herum. Heute geht es darum, sich wieder einzusingen, die ausgewählte Chorliteratur - passendes Thema "Frühling" - kennenzulernen, noch ganz ohne den Druck, ins Detail gehen zu müssen. "Singen soll Freude bringen - den Sängerinnen und Sängern, und später natürlich auch den Zuhörern", betont Schwester Hildegard. "Deshalb wollen wir die Proben in Ruhe angehen. Natürlich haben wir unser Ziel - den Auftritt - aber auf dem Weg dorthin können wir uns die nötige Zeit nehmen, die wir brauchen!"
Stress, so Schwester Hildegard, habe in der Chorarbeit grundsätzlich nichts verloren. Und bei den Senioren schon gar nicht. Schließlich seien alle Leute freiwillig im Chor. Der Ehrgeiz, ein gutes Sangesergebnis zu erzielen, sei trotzdem genügend vorhanden. Schwester Hildegard arbeitet sehr gerne mit den älteren Frauen und Männern zusammen, die fast alle große Chorerfahrung mitbringen und hoch motiviert sind: "Die meisten sind sehr froh, diesen Chor gefunden zu haben, denn in den anderen Ensembles fühlt sich der eine oder die andere als Senioren schon etwas an den Rand gedrängt, kommt vielleicht stimmlich oder mit dem Übungstempo auch nicht mehr ganz so gut mit… Bei uns werden solche Dinge beachtet, das jeder mithalten kann".
Die Sänger sind mit Leib und Seele dabeiC. Scharf, Caritas Fulda
Ursprünglich als Projektchor für eine Jahreskampagne mit Schwerpunkt "Teilhabe älterer Menschen" gegründet, existiert der CaritasChor 65+ nun schon bald zehn Jahre. Die Chorleiterin ist darüber nicht verwundert. "Singen im Chor kann die Lebensqualität älterer Menschen relativ lange auf hohem Niveau halten, denn Singen ist nachweisbar heilsam für Körper, Geist und Seele. Dazu bietet der Chor allen Mitgliedern ein wunderbares Gemeinschaftserlebnis bis hin zur Wertschätzung durch das Publikum bei unseren Auftritten. Wir haben hier in den Proben eine, frohe, lockere Atmosphäre, und bei aller Ernsthaftigkeit, mit der wir üben, sind die Pausen und das Drumherum mindestens genauso wichtig für uns alle. Denn hier kommt man miteinander auch über andere Dinge ins Gespräch, es werden neue Kontakte geschlossen und alte Freundschaften gepflegt. Niemand bleibt hier allein!"
Seniorengerechte Chor-Arbeit fängt für Schwester Hildegard mit der Auswahl der Literatur an: Die Stimmen sollten eingängig sein und nicht zu sehr in extreme Höhen und Tiefen gehen. "Wie gesagt, es ist nicht so, dass meine Chormitglieder sehr anspruchsvolle Tonfolgen nicht umsetzen könnten. Aber ältere Stimmen sind nicht mehr so leistungskräftig. Extreme Tonlagen hören sich womöglich nicht mehr so sauber an, und rasche Koloraturen überfordern dann auch sangestechnisch. Warum soll ich das meinem Chor zumuten? Wir wollen ja Wohlklänge erzeugen!", betont Schwester Hildegard.
Benediktinerschwester Hildegard dirigiert leidenschaftlichC. Scharf, Caritas Fulda
Doch es gibt noch mehr Punkte, welche die Chorleiterin im Hinterkopf hat, wenn sie ein Chorprojekt vorbereitet. Denn auch die Rahmenbedingungen beim Singen sollen stimmen. "Das fängt mit dem Übungsraum an. Da haben wir dank der Caritas eigentlich optimale Bedingungen. Der Probenraum hier in der Altentagesstätte ist leicht zu erreichen, ebenerdig zugänglich und groß genug, sodass wir beim Üben bequem sitzen können. Auch das Licht ist gut - wegen des Notenlesens. Ich achte dann auch darauf, dass die Notenliteratur gut zu lesen ist - nicht zu enge Schrift oder zu kleine Noten. Das kann ein echtes Handicap sein - wie soll man singen, wenn man die Noten kaum erkennen kann?", fragt die Benediktiner-Schwester.
Der CaritasChor 65+ ist immer offen für Neulinge, die sich ausprobieren wollen. Wer zum ersten Mal dabei ist, stellt sich einfach zu seiner Stimme - Sopran, Alt, Tenor oder Bass - und macht mit. Bei fast allen stellt sich schon nach ein, zwei Proben das Gefühl der Zugehörigkeit ein - und die Gewissheit, zum gemeinsamen Wohlklang des Chores mit der eigenen Stimme beitragen zu können - ganz im Sinne des musikpädagogischen Ansatzes, den Schwester Hildegard auch schon als Musiklehrerin in der Fuldaer Marienschule hatte: "Ich versuche, meine eigene Musikbegeisterung einfach weiter zu geben!"
So ist der CaritasChor 65+ nicht nur für die Sängerinnen und Sänger eine wahre Glücksquelle. Auch die Chorleiterin selbst, die inzwischen ebenfalls eine "echte" Seniorin ist und den Schuldienst altersbedingt beendet hat, vertritt eine sehr hohe Meinung über den Chor und seine positive Ausstrahlung: "Der CaritasChor ist das beste, was mir passieren konnte. In ihm finden wir als Menschen zusammen, die ihre Begeisterung für Musik und Chorgesang teilen, und die darüber hinaus auf ein gutes Miteinander aus sind!"
Und auch für den Diözesan-Caritasverband ist der Chor eine echte Bereicherung. Bei wichtigen Veranstaltungen - so zum Beispiel letztes Jahr beim Festakt zum 100-jährigen Verbandsbestehen und regelmäßig bei der Verleihung des Elisabeth-Preises - sorgt der Chor für den feierlichen musikalischen Rahmen.
Statements von Chormitgliedern
"Ich singe in Chören, seit ich 14 Jahre alt bin. Den Domchor musste ich aus Altersgründen verlassen. Jetzt habe ich seit fünf Jahren hier im CaritasChor meine musikalische Heimat."
Zusammen klingt es wunderbarC. Scharf, Caritas Fulda
"Singen macht große Freude, mir selbst und auch den Zuhörern. Wenn wir zum Beispiel im St. Josef singen, und ich sehe beim Singen das Leuchten in den Augen der Heimbewohner, da geht doch der Himmel auf sozusagen…!"
"Es ist ein schönes Gefühl, dass man sich hier im dem CaritasChor als älterer Mensch noch einbringen darf. Und das ist hier anspruchsvolles Singen - wir haben hier viele erfahrene Chorleute dabei!"
"Der Chor bietet uns auch eine wunderbare Gemeinschaft, jeder geht hier auf jeden zu, und Neulinge wachsen schnell hinein."
"Singen lockert auf und ist gesund!"
"Als jetzt die Proben nach drei Monaten wieder anfingen, haben viele gesagt, dass sie es richtig vermisst haben!"
"Schwester Hildegard macht es gut. Alle können mithalten. Und mal ein Fehl-Ton ist für sie kein Drama!"
"Ich kenne viele 60-jährige, die gerne bei uns mitmachen wollen!"
Kontakt
Der CaritasChor 65+ sucht stets sangesfreudige Senioren, die vielleicht einsteigen wollen. Die "65" ist dabei übrigens nur ein Richtwert und soll zeigen, dass auch auf die Bedürfnisse älterer Sängerinnen und Sänger Rücksicht genommen wird. Interessierte können sich zur Kontaktaufnahme an den
Caritasverband für die Diözese Fulda wenden:
Janine Altmann
Tel 0661 / 2428-111
E-Mail (gemeindecaritas@caritas-fulda.de).