Im Herzen der Hillerheide
Beleben die Hillerheide in Recklinghausen: Monika Wagner-von der Straten und Björn Schmidt-FreistühlerLisa Uekötter
Nicht ganz die geographische Mitte, aber trotzdem ziemlich zentral liegt der Gertrudisplatz in Hillerheide. Knapp 7000 Einwohner leben rund um den Platz im südlichen Stadtteil von Recklinghausen. Was sie sich wünschen, ist ein Begegnungsort, an dem man sich trifft, zusammen quatscht und Neuigkeiten austauscht. Monika Wagner-van der Straten und Björn Schmidt-Freistühler sorgen dafür, dass das Vorhaben gelingt. Als Quartiersmanager sind sie bei der Caritas Recklinghausen angestellt.
„Die Stadt hatte 2016 ein Projekt ausgeschrieben, für das die Caritas den Zuschlag bekam“, berichtet Schmidt-Freistühler von den Anfängen. Danach ging alles ganz schnell. Die beiden Quartiersmanager wurden mit je einer halben Stelle eingestellt. Der Startschuss fiel am 15. September, aber ganz unbekannt waren die beiden zu dem Zeitpunkt ganz und gar nicht. Schmidt-Freistühler arbeitet seit 13 Jahren in Hillerheide. Er ist in der Gemeinwesenarbeit und Flüchtlingshilfe tätig. Zudem leitet er den Kinder- und Jugendtreff. „Ich kannte die meisten „Player“ im Stadtteil bereits und musste mich nur in neuer Funktion vorstellen“, berichtet er. Seine Kollegin war jahrelang in der Jugend- und Familienberatung tätig, zuletzt hat sie in der Flüchtlingshilfe gearbeitet.
„Wir wollen Menschen aktivieren, in ihrer Freizeit etwas zum Wohle des Stadtteils zu machen“, beschreibt Wagner-van der Straten ihre Aufgabe. Bisher hat das sehr gut funktioniert. Bei einem Neujahrsempfang 2017 mit gut 100 Besuchern entstanden erste Ideen zur Belebung des Stadtteils. Im Herzen der Hillerheide auf dem Gertrudisplatz sollte gemeinsam gefeiert werden. So bildete sich eine Gruppe aus verschiedenen Akteuren, die gemeinsam mit den Quartiersmanagern ein Frühlings- und ein Herbstfest auf die Beine stellte. „Wir hatten ein tolles Programm“, freut sich Wagner-van der Straten über die große Beteiligung von Kitas, Schulen, der Freiwilligen Feuerwehr, Vereinen und Bürgern.
Jeden Donnerstag ist sie mit ihrem Kollegen an bekannter Stelle anzutreffen. Gegenüber der Kirche auf dem Gertrudisplatz laden die zwei von 10 bis 11 Uhr zum „Heide Plausch“. Das Gesprächsangebot wird besser angenommen als die Sprechzeiten, vermutlich auch wegen des Ortes, denn das Büro der Quartiersmanager liegt einen Kilometer weiter nördlich an der Ovelgönnestraße. Der Standort ist zwar nicht mittig im Stadtteil, aber dafür von zentraler Bedeutung für das Quartiersmanagement, denn direkt nebenan steht die Flüchtlingsunterkunft. Die Integration der Bewohner in das Stadtteilleben ist ein Ziel der Caritas-Mitarbeiter.
Dass das keine einfache Aufgabe ist, wissen beide, aber sie sind zuversichtlich. „Wir arbeiten hier sehr eng mit der Flüchtlingshilfe zusammen“, sagt Schmidt-Freistühler. Wichtig ist ihm vor allem, Aktionen, Initiativen und Projekte anzustoßen, die nicht ausschließlich für Geflüchtete sind, sondern alle in der Hillerheide lebenden Menschen ansprechen. So können bedürftige deutsche und geflüchtete Menschen in einer eigens dafür eingerichteten Werkstatt ihre Fahrräder auf Vordermann bringen. Im „Chor Kumpane“ singen 40 Mitglieder aus zehn Nationen gemeinsam. Geflüchtete und Deutsche nehmen an gemeinsam Ausflügen zur Industriekultur im Ruhrgebiet teil. „Wir möchten Berührungsängste abbauen und ein niederschwelliges Kennenlernen ermöglichen“, beschreibt Schmidt-Freistühler das Ziel.
„Mittlerweile sind wir zu einer Institution geworden“, sagt Monika Wagner-van der Straten. „Aber wir wollen nachhaltig etwas hinterlassen“, fügt ihr Kollege hinzu. Bis Ende 2018 haben sie noch Zeit, dann läuft das Projekt aus. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar, aber die Quartiersmanager haben schon eine Idee. Sie wollen eine Art Stadtteilrat oder Förderverein mit Ehrenamtlichen und wichtigen Akteuren im Stadtteil gründen. So soll sichergestellt werden, dass die Bürger ihr Leben im Quartier auch weiterhin aktiv mitgsestalten.
Doch bis zum Projektende bleibt noch Zeit, die die Quartiersmanager zu nutzen wissen. Das nächste große Projekt für 2018 steht schon: Ein Feierabendmarkt. „Berufstätige haben kaum eine Möglichkeit, zur üblichen Zeit auf den Markt zu gehen“, berichtet Monika Wagner-van der Straten. Vermehrt sei der Wunsch geäußert worden, deshalb nach Arbeitsende einen Markt zu organisieren, natürlich auf dem Gertrudisplatz. Viele Anwohner des zukünftigen Marktplatzes sind schon informiert und die ersten Markthändler haben ihr Interesse bekundet. Die klassischen Marktstände mit Obst, Gemüse, Backwaren und Fleisch sollen es werden. Zur Freude der Quartiersmanager hat auch ein Händler aus dem Stadtteil zugesagt, der Fisch anbietet.