Mit dem Segen Gottes Menschen in Not nahe
Wo viel Geld ausgegeben wird, da schauen die Menschen genau hin, fragen genau nach, und das mit Recht. 6,3 Millionen hat der Neubau des Caritas-Hauses "Konradinum" an der Oberen Donaulände in Passau gekostet - den Löwenanteil davon hat der Bischöfliche Stuhl finanziert -, und das ist definitiv eine Menge Geld; Geld aber, das richtig gut angelegt ist: Denn das Konradinum ist eine Anlaufstelle für Menschen in Not, von A wie Arbeitslosigkeit bis Z wie Zwangsversteigerung. Es ist ein Ort, wo die Schutz und Hilfe finden, die sonst keine Anlaufstelle haben, die einfach herausfallen aus dem gesellschaftlichen Raster: Straffällige, Suchtkranke, Obdachlose, aber auch Menschen, die darunter leiden, dass sich der so sehnlich gehegte Kinderwunsch nicht erfüllen will, Alte, Arme, Einsame; Suchende, deren innerer Kompass ihnen nur bedingt den Weg zu weisen vermag durch eine oft verwirrende, unsichere Welt. Sie alle werden im Konradinum nicht nur beraten, sondern finden dort auch Menschen, die zuhören, die ihnen sensibel beistehen, die sie kompetent begleiten und die ihnen neue Wege aufzeigen. Über 20 Hilfsangebote sind dort nun unter einem Dach vereint.
"Mitten im Leben. Mitten in der Stadt. Mitten in der Kirche" - so sehen die Vorstände des Caritasverbandes für die Diözese Passau e.V., Konrad Niederländer und Michael Endres, das Konradinum. Es ist ein Ort gelebter Nächstenliebe. Das galt auch schon für den Vorgängerbau, den das verheerende Hochwasser von 2013 zerstört hat - noch weit mehr noch trifft es auf den Neubau zu, sind doch viele Angebote hinzugekommen, die es im "alten" Konradinum noch nicht gab, wie beispielsweise die Suppenküche "Unser täglich Brot". Die Caritas erhalte mit dem neuen Konradinum "ein wirkliches Zentrum", betonen die Vorstände. "Unsere vielfältigen Hilfsangebote sind hier nicht nur räumlich nah beieinander. Sie greifen auf kurzem Weg ineinander; ob das nun die Wohnungslosenhilfe und die Schuldnerberatung sind, die Suchtberatung und die Krisenintervention der Allgemeinen Sozialberatung. Es ist gut, dass all das nun unter einem Dach ist. Das wird den Menschen auf jeden Fall zu Gute kommen." Daraus könnten sich Synergien ergeben, die die Mitarbeiter künftig befähigen, den Auftrag der Caritas im Alltag noch besser zu verwirklichen. Und den beschreiben Konrad Niederländer und Michael Endres so: "Wir setzen uns mit Leidenschaft, Kompetenz und Energie für die Menschen in Not ein. Aus tiefster christlicher Überzeugung bauen wir an einer solidarische Gesellschaft."
Die Menschen - für sie war und ist das Konradinum ein echter Hoffnungsanker. "War", weil schon der Vorgängerbau seit Jahrzehnten gut etabliert war als Anlaufstelle für Hilfesuchende und "ist", weil auch das neue Konradinum mittlerweile gar nicht mehr ganz so neu ist: Schon seit einigen Wochen stehen die Türen weit offen für die Menschen aus Passau und Umgebung. Die Mitarbeiter haben den Umzug, der durchaus eine Herausforderung darstellte, gut über die Bühne gebracht und ihren Dienst aufgenommen. Seit der offiziellen Einweihung agieren sie nicht nur im Dienste ihrer Mitmenschen, sondern auch mit Gottes Segen. Bischof Dr. Stefan Oster freut sich über den glücklichen Abschluss dieses "ersten pastoralen Großprojekts" seiner Amtszeit: "Endlich steht das Konradinum wieder und darf wieder sein, was es sein soll: Ein Haus, in dem Menschen ein- und ausgehen, die vielerlei Nöte kennen, die Abgründe, Hoffnungslosigkeit, Angst, Abhängigkeit und Schmerz kennen. Ich freue mich, dass wir wieder so ein Haus haben, in dem die Werke der Barmherzigkeit unser tägliches Anliegen sind. Vielen Menschen Hoffnung zu geben, in Form konkreter menschlicher und materieller Hilfe und mit dem Zeugnis, dass Gott an ihrer Seite ist und bleibt - egal wie groß die Not ist. Ich wünsche allen Menschen, die im Konradinum ein- und ausgehen und auch allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas, die dort arbeiten - Gottes reichen Segen."
Ein Haus, an das sich so viele Hoffnungen und Wünsche, ja auch so viele Anforderungen knüpfen - dafür braucht es natürlich auch architektonisch ein durchdachtes Konzept. Das ist im Konradinum gegeben, einerseits durch eine enge Rasterung der Fenster, die immer wieder neue, den Bedürfnissen entsprechende Raumaufgliederungen erlaubt, andererseits durch eine ganz neue Umsetzung von Barrierefreiheit, wie es sie so in keinem öffentlichen Gebäude in Stadt und Landkreis gibt: Ein taktiler Grundriss im Eingangsbereich bietet Menschen mit Sehbehinderung Orientierung, Leitsysteme am Boden führen sie durch das Gebäude und auch die farbliche Gestaltung von Hell und Dunkel wirkt unterstützend.
Das Konradinum ist aber nicht nur ein Haus der gelebten Nächstenliebe, es ist auch ein Ort, wo Spiritualität ihren Platz hat. Der Andachtsraum im Obergeschoß, die Hauskapelle, steht allen offen, die eine kleine "Auszeit" brauchen: vom Trubel der Stadt, vom stressigen Alltag oder vielleicht auch von den nicht immer einfachen Gesprächen, die in den Stockwerken darunter geführt werden. Mitten im Zentrum von Passau ist eine kleine Oase entstanden, ein Raum, der einlädt, sich selbst neu zu begegnen, vielleicht auch Gott, und der dem einen oder anderen sicher Inspiration geben kann, wohin der Weg ihn führen soll, wenn sich die Tür des Konradinums hinter ihm schließt.