„Ich bin glücklich, dass ich sie habe...“
„Ein Leben mit einem behinderten Kind, das konnte ich mir vor meiner Schwangerschaft nicht vorstellen. Ich habe nie daran gedacht, dass ich davon betroffen sein könnte. Eine gute Freundin lehnt Abtreibung strikt ab. Für mich jedoch war ein Schwangerschaftsabbruch bei einer zu erwarteten Behinderung des Kindes durchaus denkbar.
Als ich endlich schwanger wurde, habe ich mich riesig auf mein erstes Kind gefreut und keinen Gedanken daran verschwendet, es könne etwas nicht in Ordnung sein. Umso größer war der Schock, als mir der Frauenarzt in der 20. Schwangerschaftswoche nach einer Ultraschalluntersuchung mitteilte, dass eventuell etwas nicht stimme. Er habe bei meinem Kind einen weißen Fleck auf der Herzwand sowie ein verbreitertes Nierenbecken entdeckt. Das könnte ein Hinweis für ein Down Syndrom sein, meinte er und überwies mich zu einer genaueren Untersuchung nach Düsseldorf.
Was soll ich mit einem behinderten Kind anfangen?
Der Schock saß tief. Ich habe geweint und mich in meiner Verzweiflung gefragt, was ich mit einem behinderten Kind anfangen soll. Die Untersuchung in Düsseldorf bestätigte den Verdacht auf ein Down Syndrom. Mir wurde gesagt, eine Fruchtwasseruntersuchung könne in seiner Aussage noch zuverlässiger sein, sei aber riskant und könne zu einer Fehlgeburt führen. Eine Fruchtwasseruntersuchung wollte ich nicht durchführen lassen, dafür war mir das Risiko, das Kind zu verlieren zu groß und ich entschied mich dazu, das Kind trotz Restrisiko und Ungewissheit zu bekommen.
Nach einem Gespräch in der Beratungsstelle Rat und Hilfe des Caritasverbandes wurde mir klar, dass eine Abtreibung kein Thema für mich war. Nach diesem Zeitpunkt konnte ich meine Schwangerschaft genießen. Solange mein Baby in meinem Bauch war, war es für mich ein gesundes Kind. Erst am Tag der Geburt kamen die Zweifel wieder und die Frage drängte sich auf, was kommt jetzt?
Schon vor der Geburt hatte ich meine Tochter ins Herz geschlossen
Dann der erste Blick auf meine Tochter bestätigte meine Vermutung. Meine Tochter hat Down Syndrom. Mir taten nur die Hebammen leid, die nicht wussten, wie sie mir die 'schlimme Nachricht' überbringen sollten. Für mich war der Augenblick der endgültigen Gewissheit nicht schockierend, hatte ich meine Tochter doch längst in mein Herz geschlossen.
Heute sind schon einige Monate vergangen. Wenn es auch Tage gibt, die mich zweifeln lassen, weiß ich, dass meine Entscheidung richtig war. Ich danke dem lieben Gott für dieses Kind, ich danke allen, die mich in meiner Entscheidung unterstützt haben. Meine Tochter entwickelt sich fast wie ein normales Kind. Ich bin froh, dass es vielfältige Hilfen gibt, angefangen bei dem Beratungsangebot und den Entscheidungshilfen der Schwangerschaftsberatungsstelle, die Unterstützung der Lebenshilfe sowie die krankengymnastischen Angebote.
Heute denke ich anders über Behinderung und Abtreibung, möchte aber anderen Frauen keinen Rat geben. Für mich war die Entscheidung richtig, keine weiteren vorgeburtlichen Untersuchungen durchführen zu lassen, sondern einfach darauf zu hoffen was kommt.”
Dorothee Kleiber-Duttenhofer, Leiterin der Schwangerschaftsberatung der Caritas Heinsberg, in „Rat und Hilfe”, die Schwangerschaftsberatung