140 Priesterjahre
Franz Mattes – 40 Jahre Priester
Wie blicken Sie auf diese Zeit zurück?
In erster Linie mit großer Dankbarkeit: Ich kenne keine großen Brüche oder Abstürze in meinem priesterlichen Leben und hatte viele bereichernde und glückliche Begegnungen.
Was bedeutet es für Sie, Priester zu sein?
Ein erfülltes Leben im Dienst vor Gott und an den Menschen.
Ist es aus Ihrer Sicht sinnvoll, dass ein Priester Caritasdirektor ist?
Als Priester kann er in besonderer Weise Caritas als Wesensmerkmal der Kirche zum Ausdruck bringen. Allerdings bleiben durch die Arbeit als Caritasdirektor viele wichtige priesterliche Aufgaben auf der Strecke: zum Beispiel pastorale Tätigkeiten und die Sakramentenspendung. Für einen Caritasdirektor wäre es zudem gut, wenn er zusätzlich für Wirtschaftsmanagement qualifiziert ist. Ich könnte mir als Direktor daher auch einen Diakon mit betriebswirtschaftlicher Ausbildung vorstellen.
Sie sind seit fünf Jahren Caritasdirektor. Was waren die wichtigsten Entwicklungen in dieser Zeit im Caritasverband Eichstätt?
Ein herausragendes Ereignis war sicherlich die Satzungsreform, die aus einem ehrenamtlichen mehrköpfigen Vorstand einen hautamtlichen zweiköpfigen Vorstand geschaffen hat. Dafür wurde dem Caritasrat als Aufsichtsorgan eine wesentlichere Bedeutung zugemessen. Doch wichtiger als einzelne Ereignisse erscheint mir, dass die Caritas in all ihren Einrichtungen als Dienst an den Menschen in ihren Nöten und Bedürfnissen erfahren wird.
Worauf kommt es aus Ihrer Sicht in Zukunft für die Caritas vor allem an?
Die Arbeit der Caritas soll auch in Zukunft Wesensausdruck der Kirche bleiben: als Liebesdienst für die Menschen und in Verantwortung vor Gott. Wo Caritas draufsteht, soll auch Caritas drin sein.
Willibald Harrer – 40 Jahre Priester
Welche „Bilanz“ ziehen Sie über Ihre 40-jährige Zeit als Priester?
Ich bin glücklich, dass ich als Priester vielfältige Dienste erfüllen durfte. Ich war tätig im katholischen Bereich, aber auch in der Diaspora, in der direkten pfarrlichen Seelsorge sowie in der Verwaltung. Alle diese Aufgaben haben mich nicht nur gefordert, sondern auch gefördert. Das Schönste war immer, wenn ich im unmittelbaren Verkündigungsdienst mit den Menschen sein und wirken konnte. Es ist eine Freude, erfahren zu dürfen, wie Menschen angerührt, angetrieben und dann erfüllt und glücklich werden, wenn ihnen die frohe Botschaft dargelegt und erschlossen wird.
Sie waren Caritasdirektor und Finanzdirektor der Diözese: Wie haben Sie bei diesen Aufgaben Ihr Priestertum verwirklicht?
In beiden Ämtern habe ich die direkte Verbindung zum Dienst an den Menschen verfolgt. Caritas ist ein Grundauftrag der Kirche, der immer im Blick der Kirche sein muss und in spezieller Weise von der institutionellen Caritas realisiert wird. Die Finanzen sind ein notwendiges Mittel, um Seelsorge und Caritas zu organisieren und auszuüben. Ohne diese Mittel, die uns zur Verfügung stehen und die wir gewissenhaft einzusetzen haben, wäre vieles von dem, was wir zurzeit noch machen können, nicht möglich. In diesem Rahmen habe ich als Finanzdirektor meinen Beitrag geleistet.
Was ist in Zukunft für die Caritas wichtig?
Der klare Blick auf die wirtschaftliche Situation, denn wenn dort etwas nicht stimmt, ist die Wirtschaftlichkeit über kurz oder lang im negativen Bereich. Um dauerhaft helfen zu können, war es mir als Caritasdirektor ein Anliegen, die Caritasstiftung Eichstätt ins Leben zu rufen. Doch grundsätzlich ist es wichtig, Caritas nicht als „Sozialkonzern“ zu sehen, sondern als Dienst aus christlicher Nächstenliebe.
Johannes Schmidt – 60 Jahre Priester
Als der heutige Domdekan Willibald Harrer 2001 Ihnen als Caritasdirektor nachfolgte, sagte er, Sie hätten Ihren priesterlichen Dienst stets als Caritasdienst verstanden. Hatte er damit recht?
Auf jeden Fall habe ich versucht, im Verband als Caritaspfarrer zu wirken. Und das Teilen hatte ich schon im Elternhaus gelernt. Von meiner Mutter durfte ich erfahren, wie man auch mit einfachsten Mitteln helfen kann, indem wir Hungrigen ein Stück Butterbrot gaben.
Das könnte man auch bloß als gute menschliche Erziehung verstehen …
Dienst am Nächsten ist Gottesdienst. Jesus sagt: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ Dafür muss der Priester mit gutem Beispiel vorangehen.
Sie hatten sich als Pfarrer in Nürnberg-Katzwang 1979 für die Opfer beim Dammbruch des Rhein-Main-Donau-Kanals eingesetzt. Was taten Sie?
Der evangelische Pfarrer und ich gründeten eine Interessengemeinschaft der Geschädigten. Wir fuhren mit Lautsprecherwagen durch die Straßen und riefen zur Hilfe auf. Mehrere Tage lang waren wir mit Schaufeln und Eimern unterwegs, um beim Aufräumen zu helfen. Dann bildeten wir „ökumenische Trupps“ aus je einem katholischen und evangelischen Christen, die Betroffene besuchten und in verantwortlicher Weise Geld verteilten. Den zehn am meisten geschädigten Familien überbrachten wir Pfarrer jeweils 5.000 Mark als erste Nothilfe.
Über Ihr Wirken als Caritasdirektor wurde oft berichtet. Sie engagieren sich heute noch mit 86 Jahren im Caritas-Seniorenheim Greding, wo Sie in einem Nebengebäude wohnen …
Ich halte fünfmal in der Woche und jeden Sonn- und Feiertag die heilige Messe in der Grabkirche sowie jeden Donnerstag einen Wortgottesdienst zu bestimmten Themen. Ich besuche die Bewohner und helfe, so gut es geht. Vor kurzem konnte ich durch einen Aufruf beim Gottesdienst auf einen Schlag sieben neue Ehrenamtliche gewinnen, die nun das Kaffeekränzchen mittwochs mitorganisieren. Das sind natürlich ermutigende Erlebnisse.