„ErfinderWerkstatt“ – Spaß haben, neues lernen, sich ausprobieren…
die aussicht auf pause kann nicht locken. Nur ungern legt Sarah die Bohrmaschine zur Seite, und auch ihre Klassenkameradinnen Stefanie, Julika, Keynep und Augustina unterbrechen mit säuerlichem Lächeln ihr Werkeln mit Säge, Schraubendreher, Farbe und Pinsel. Der Hausbau in der ErfinderWerkstatt geht jetzt am dritten Tag der Projektwoche nach Ansicht der elf Mädchen und der neun Jungen im Nachbar-Werkraum schließlich gerade in die entscheidende Phase, und da sind solche Stopps absolut störend, da sind sich alle einer Meinung.
Um jedoch sicherzustellen, dass aus dem Arbeitsspaß nicht Arbeitsstress wird, haben sich die ErfinderWerkstatt-Leiterinnen der Kinder-Akademie Fulda und Klassenlehrer Stephan Lükewille darauf geeinigt, den Drittklässlern aus der Fuldaer Cuno-Raabe-Schule täglich eine "Zwangspause" zu verordnen.
An der Begeisterung der zumeist neunjährigen Kinder und ihrem Elan, mit dem sie werkeln, zeigt sich das schlüssige Konzept der so genannten ErfinderWerkstätten: "Kinder im Grundschulalter sind neugierig, wissensfreudig, wollen die Welt entdecken und begreifen", unterstreicht Kinder-Akademie-Geschäftsführerin Dr. Gabriele König. "Sie wollen spielerisch ihre praktischen Fähigkeiten erproben und weiter entwickeln.
Auf dieser Erkenntnis fußt speziell dieses Angebot der Kinder-Akademie Fulda für die dritten Klassen der Grundschulen: Für eine Projektwoche kommen die Kinder hier zu uns ins Haus und beschäftigen sich mit elementaren Fragen der Physik, beobachten gemeinsam erste einfache Versuchsanordnungen wie den Aufbau eines funktionierenden Stromkreises und die Nutzung so gewonnener Energie für Licht oder Bewegung. Und die Jungen und Mädchen dürfen dann natürlich auch nach Herzenslust selber tüfteln und etwa mit Holz und Werkzeug arbeiten!"
Früher übliche Extra-Schulfächer wie Werken oder das so genannte Nadelarbeiten sind heute im Kunstunterricht zusammengefasst. Das Arbeiten mit anderen Materialien als Papier und Pappe bleibt dabei jedoch aber eher die Ausnahme, weil dies die Ausstattung der Kunsträume in den Schulen oft gar nicht zulässt. Die ErfinderWerkstätten der Kinder Akademie schließen also eine echte Lücke. "Es ist schon enorm, wie die Kinder hier aus sich herausgehen, immer wendiger mit dem Werkzeug umgehen und eigene Ideen entwickeln und auch umsetzen", resümiert Klassenlehrer Lükewille.
"Auch bezüglich der Klassengemeinschaft passiert hier viel, das für mich sehr spannend ist: Die Klasse hat selbst entschieden, dass die Mädchen in dem einen Raum und die Jungen im dem anderen Raum arbeiten. Doch nun bauen alle einhellig an Modellhäuschen, und Jungen und Mädchen besuchen sich wechselseitig, schauen sich bei der Arbeit über die Schulter und helfen einander. Es ist eine friedliche und ruhige Arbeitsatmosphäre, von der alle gemeinsam profitieren!"
Alle Kinder sollen mitmachen können, alle sollen von der ErfinderWerkstatt profitieren. Dies ist auch die Intention der Caritas-Stiftung im Bistum Fulda, die als einer von verschiedenen Sponsoren der Kinder-Akademie Fulda die Durchführung solcher ErfinderWerkstätten als Grundschul-Projektwochen finanziell absichert. So stellte die Stiftung für zwei solche Kurse im Frühsommer die notwendigen Mittel in Höhe von 5.400 Euro zur Verfügung. "Jedes Kind hat ungeachtet seiner sozialen Herkunft und seiner familiären Situation Begabungen und Talente. Und jedes Kind sollte die nötige Förderung bekommen, um diese eigenen Begabungen selbst zu entdecken und einzusetzen!
Deshalb fördern wir die ErfinderWerkstätten der Kinder-Akademie Fulda, die genau zu solch einer individuellen Förderung beitragen", betonte Malte Crome, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung, anlässlich der Scheckübergabe. "Darüber hinaus", erläutert Gabriele König von der Kinder-Akademie, "tragen diese Projektwochen in der Akademie auch erheblich zur Verbesserung der Sprachkompetenzen aller beteiligter Kinder bei: Zum einen führen die Kinder jeweils ihr eigenes Forschertagebuch, in dem sie alles eintragen, was sie erfahren haben, und wie sie vorgehen wollen. Zum anderen unterhalten sie sich natürlich untereinander über ihre Projektarbeit. Dazu muss man aber die richtigen Begriffe wie beispielsweise das Wort ‚Abisolierzange‘ kennen, sonst sind solche Fachdiskussionen eben einfach nicht möglich. Insgesamt ist es also ein sehr universelles Lern- und Erfolgserlebnis, das die Kinder-Akademie den Schülern bietet!"
Ebenso positive Eindrücke wie Klassenlehrer Lükewille verzeichnete auch seine Lehrerkollegin Sabine Duffek von der Adolf-von-Dalberg-Schule im Zuge der ErfinderWerkstatt: "Dieser Workshop ist ein echter Gewinn für alle Kinder und zeigt, was außerhalb der Schulfächer an Potenzialen in ihnen steckt, dass sie eben auch hervorragend handwerklich arbeiten können. Ich lerne alle meine Schülerinnen und Schüler hier nochmals aus einem ganz anderen Blickwinkel kennen, und das ist auch für meine Tätigkeit als Lehrerin dieser Klasse äußerst wertvoll!"