Dem Leben im Alter Sinn abgewinnen
Es gibt viele Mythen über „das Alter“. Das heißt, es existieren Vorstellungen über alte Menschen, die zwar weit verbreitet, aber dennoch falsch sind. Eine dieser Vorstellungen besagt: Das Alter ist eine Zeit zunehmender Depression. Diese pauschale Behauptung trifft nicht zu: Untersuchungen haben gezeigt, dass Zufriedenheit und Lebensfreude bei vielen alten Menschen nicht abnehmen. Wahr ist aber auch: Die Depression ist die häufigste psychische Erkrankung im Alter. Nach der Berliner Altersstudie leiden 4,8 Prozent aller über 65-Jährigen an einer schweren Depression und 17,8 Prozent an einer leichteren Form dieses seelischen Leidens.
Als Ursachen der Depressionen alter Menschen werden mit Recht seelisch belastende Ereignisse genannt, denen diese häufig ausgesetzt sind und die sie nicht immer bewältigen können. Dazu gehören die Trennung von den Kindern, der Umzug in eine neue Umgebung, das Ausscheiden aus dem Beruf und die damit verbundene Verminderung von Wohlstand und Ansehen – der „Pensionierungsschock“ –, die Vereinsamung durch den Tod von Angehörigen und Freunden und das oft als quälend erlebte Nachlassen der körperlichen und seelischen Leistungsfähigkeit. Auf der anderen Seite ist nicht zu bestreiten, dass diese Einflüsse auch alte Menschen betreffen, ohne dass diese an einer Depression erkranken. Naturgemäß spielen jedoch körperliche Entstehungs- und Auslösebedingungen für die Erkrankung eine besonders große Rolle: etwa bei der organischen Depression durch eine Hirnschädigung wie bei Demenz, Parkinson sowie nach einem Schlaganfall oder bei der sogenannten symptomatischen Depression. Dabei meint „symptomatisch“, dass die Depression eine organische Ursache außerhalb des Gehirns hat, etwa ein Leber- oder Nierenleiden.
Religion und Glaube geben Trost
Bei der Behandlung der Depression alter Menschen stehen mit Psychotherapie und der Gabe antidepressiver Medikamente die gleichen wirksamen Möglichkeiten zur Verfügung wie für jüngere Menschen. Eine Vorbeugung von Depressionen alter Menschen ist gewährleistet, wenn es diesen gelingt, freundschaftliche und gesellschaftliche Kontakte zu pflegen – etwa in Vereinen und Gruppen – oder soziale Aufgaben in einem Ehrenamt zu übernehmen. Auf diesem Weg wird es vielen wieder möglich, dem Leben einen Sinn abzugewinnen. Daher sollte man alte Menschen stets zu solchen Aktivitäten ermutigen und sie dabei unterstützen. Dass Religion und Glaube dazu geeignet sind, selbst in leidvollen Situationen Sinn und Trost zu finden, erfahren auch und gerade alte Menschen seit jeher. Die Altenheime der Caritas sehen es bewusst als Aufgabe, alten Menschen Angebote zu machen, die es ihnen ermöglichen, soziale Kontakte zu pflegen, sinnvolle Aufgaben zu übernehmen und religiösen Halt zu finden.