Lärm stresst Babies
Nur die "Eigengeräusche" der Babies hat Evelyn Kolm nicht im Griff. Aber abgesehen von deren normalem "Geschrei" bei Hunger oder Unwohlsein ist es auf der Intensivstation für Früh- und Neugeborene des St. Vincenz-Hospitals in Coesfeld hörbar leiser geworden. Das wirkt sich auf das Befinden der kleinen Patienten aber auch der Mitarbeiter und Angehörigen spürbar positiv aus. Insbesondere die Babies zeigten zuvor bei Lärm Stressreaktionen wie fahrige Bewegungen, Erwachen, Weinen, Spucken oder Erbrechen. Diese Auswirkungen waren Kolm in ihrer Arbeit aufgefallen. In einem Projekt im Rahmen ihrer Fortbildung zur leitenden Pflegefachkraft des Diözesancaritasverbandes hat die Kinder-Krankenschwester das Ausmaß des Lärms gemessen und Lösungen entwickelt.
55 Dezibel sind erlaubt, aber die wurden in 34 Prozent der Zeit überschritten, stellte Evelyn Kolm fest. Laute Gespräche über den Flur bei offener Tür, Alarmsignale der Überwachungsgeräte aber auch das in eine Metallwanne einlaufende Wasser ermittelte sie als Hauptverursacher. Erster Schritt zur Lösung war deshalb die Sensibilisierung der Kollegen. Die Türen bleibt jetzt angelehnt, die Stimmen gesenkt, die Alarmtöne der Geräte sind auf den zulässigen Wert heruntergeregelt. Mit einer Reihe weiterer, relativ einfacher Maßnahmen ist es gelungen, die Pegelüberschreitungen auf sechs Prozent zu reduzieren. In die Wanne kommt ein Waschlappen, wenn der Hahn aufgedreht wird, und drahtlose Telefone vibrieren jetzt in der Kitteltasche.
Die positiven Auswirkungen haben sich unmittelbar gezeigt sowohl bei den Kindern als auch bei Mitarbeitern und Angehörigen, die unter anderem von weniger Kopfschmerzen und einer entspannteren Atmosphäre berichten. Nur das lauteste Geräusch ließ sich bisher nur teilweise eindämmen. Die Babies schlafen zwar ruhiger und zeigen weniger fahrige Bewegungen. Aber wenn, dann erweisen sie sich mit bis zu 85 Dezibel am lautesten.