Ruhig nochmals etwas Neues angehen
Die Holzwürmer erstellen ganz unterschiedliche Produkte wie Puppenhäuser, Puppenwagen und -wiegen, Nistkästen, Insektenhotels oder Hocker, Kleinmöbel oder kunstgewerbliche Artikel wie Krippen, Figuren, Schmuck und Kreuze. Diese werden dann immer wieder bei verschiedenen Anlässen zum Verkauf angeboten; die "Jungen Alten" refinanzieren auf diese Weise teilweise die Kosten der Einrichtung.
Die Holzwürmer ziehen daher auch zur "Amtshilfe" los, wenn die Caritas-Wohnberatung anfragt, weil der Wohnraum eines Klienten auf Grund von Behinderung - zum Beispiel durch Schlaganfall oder Altersgebrechlichkeit - umgestaltet werden muss. Dann wird gegen einen kleinen Obulus des Klienten hier eine Türschwelle Rolli-tauglich gemacht, dort das Bett erhöht, oder es werden zusätzlich Handläufe und Griffe an den Wänden in Diele und Bad installiert.
Arbeiten mit Holz - Kurse für Kita-Gruppen und Grundschulklassen
Das dritte Standbein der Holzwürmer schließlich sind die Besuche der Kita- und Grundschulkinder in der Werkstatt im Haus der "Jungen Alten" in der Frankfurter Straße. Bei diesen Aktionen, die meist einen Vormittag umfassen, helfen die Senioren den Jungen und Mädchen, kleine Holzspielzeuge zu produzieren, die sie abschließend natürlich mitnehmen dürfen. In der Werkstatt werden für diese Kinderkurse Bausätze vorbereitet - zum Beispiel von den bereits erwähnten Feuerwehrautos Chassis, Führerhaus, zwei Achsen, die Räder, die Leiter und weitere Details. Die Kinder fügen unter Anleitung dann alles zusammen und verzieren ihre Fahrzeuge. Auch ein Nummernschild bekommt jedes Auto, auf dem wird dann auch immer der Name des Kinders vermerkt.
"Die jungen Alten gibt es bereits seit 1986", erklärt Arnulf Wigand, der Leiter der Einrichtung und des Mitarbeiterteams, das zudem noch aus der Sozialarbeiterin Ulrike Spohr und Gerd Kratzsch, zuständig unter anderem für die Senioren-Computer-Kurse im Hause, besteht. "In erster Linie ist es ein Treffpunkt für Menschen ab 50 Jahren aufwärts, die sich im Umbruch befinden und auf der Suche sind, wie es in ihrem Leben weiter gehen soll".
Wigand selbst ist Psychologe und bietet den Besuchern der Einrichtung in Gruppengesprächen und Einzelsitzungen Begleitung an. "Das Miteinander-Reden ist bis heute ein ganz wesentlicher Bestandteil unserer Arbeit", erläutert Wigand, "und im Prinzip fing es damit auch an, denn gegründet wurden die Jungen Alten in einer Phase, als viele ältere Arbeitnehmer frühzeitig in den Vorruhestand entlassen wurden. Viele waren darauf überhaupt nicht eingestellt: Keine Arbeitskollegen mehr, keine Hobbies, keine Pläne. Oft auch keine Familie mehr, die Kinder aus dem Haus, womöglich geschieden. Ganz viele der Endfünfziger oder gerade Sechzigjährigen standen plötzlich vor dem Nichts!"
Die Jungen Alten bieten diesen Menschen in Kassel seit über 27 Jahren eine neue Heimat. Jeder kann dort hinkommen, sich unterhalten, aussprechen, Gleichgesinnte und neue Freunde finden. Spohr: "Geknüpfte Kontakte müssen sich natürlich nicht auf die Einrichtung beschränken, das kann sich ganz unterschiedlich fortsetzen. Wir haben mittlerweile viele Klienten, die auch zusammen etwas unternehmen, auf Urlaubsreise gehen oder sich bei Krankheit unterstützen!"
Die Kasseler Senioren schätzen das umfassende Angebot der Jungen Alten mit verschiedensten Formen der Erwachsenenbildung, Austausch durch eine Wissensbörse und Geselligkeit. "Vorrang hat bei uns aber immer die Krisenbewältigung", betont Arnulf Wigand. "wenn es jemanden schlecht geht, spielt das eigentliche Programm keine Rolle mehr!"