Traumjob statt Aussenarbeitsplatz
Vorsichtig nimmt Stephanie Höll das frisch gebackene Brot aus dem Ofen. Sie schneidet Obst und Gemüse, schaut, dass jeder etwas bekommt und räumt das Geschirr weg. Dass sie heute als Hauswirtschaftskraft im Kindergarten St. Mauritius in Nordkirchen arbeitet – dahinter steckt eine besondere Geschichte. Denn die 27-Jährige ist bei den Caritas-Werkstätten des Caritasverbandes für den Kreis Coesfeld in Nordkirchen beschäftigt, arbeitet aber auf dem ersten Arbeitsmarkt. Zuvor besuchte sie wegen ihrer Lernbehinderung eine Förderschule. Mit dem Job im Kindergarten ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: „Ich wollte schon immer mit Kindern arbeiten“, freut sich Stephanie Höll.
Mit diesem Außenarbeitsplatz schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie kann weiterhin die Werkstatt-Leistungen wie berufliche Qualifizierung, Betreuung, Förderung, soziale Absicherung oder Unfallversicherung behalten und sie gleichzeitig mit dem breiten Angebot des ersten Arbeitsmarktes verbinden. Die Werkstatt bleibt somit Anstellungsträger, wie Ronja Richelmann, Integrationsassistentin des Caritasverbandes, erklärt. „Diese Plätze bedeuten Inklusion. Wir bringen Menschen mit Behinderung, je nach ihren Neigungen und Fähigkeiten, und Arbeitgeber, die genau diese Stärken suchen, zusammen.
Stephanie Höll genießt ihre Arbeit. Essen vorbereiten, Geschirr wegräumen, Wäsche waschen oder kleine Einkäufe im Ort. Ihr Alltag unterscheidet sich deutlich von ihrem vorherigen in der Paramenten-Stickerei der Caritas-Werkstätten. „Die vielen Kinder – am Anfang musste ich mich erst an die Hektik gewöhnen.“ Jetzt hat sie aber nicht nur ein tolles Verhältnis zu den Kindern, sondern auch zu den Kollegen, weiß Traude Corsten-Dindas, Leiterin des Kindergartens St. Mauritius. Sie war sofort offen für die Anfrage der Caritas. Da für die Betreuung der Kinder ausschließlich Fachkräfte verantwortlich sein dürfen, hat Stephanie Höll im Hauswirtschaftsbereich angefangen.
Bei einem Außenarbeitsplatz zahlt der Arbeitgeber die Dienstleistung des Beschäftigten. Beide Seiten werden durch die Integrationsassistenz und zwei Gruppenleiter regelmäßig unterstützt, so Ronja Richelmann. „In diesen Gesprächen reflektieren wir die aktuelle Situation und klären, ob es in der konkreten Arbeitssituation noch Verbesserungsbedarf gibt.“ Zurzeit gibt es 24 Außenarbeitsplätze. Das Ziel für die Zukunft? „Wir würden gerne weitere Arbeitgeber für das Konzept des Außenarbeitsplatzes gewinnen und Teilhabemöglichkeiten erhöhen.“
Jessica Demmer