Weil wir dazugehören!
Freitagmorgen 09:30 Uhr. Der Gruppenraum füllt sich nach und nach mit Frauen im Alter von 70 bis 85 Jahren. Man begrüßt sich und plauscht ein wenig, die eine oder andere Frau ist noch damit beschäftigt, bequeme Kleidung anzuziehen. Sie treffen sich hier zum wöchentlichen Seniorensport und das nun schon seit elf Jahren. Ein Angebot des Seniorentreffs der Caritas-Regionalstelle Cottbus, welches eigentlich auch Männern offen steht. Aber die Herren sind leider bisher ausgeblieben.
Ich habe mich heute einmal zu diesen rüstigen Seniorinnen gesellt, die weder Regen, Schnee noch Kälte von der Teilnahme abhalten kann, und meinen Schreibtischplatz gegen etwas Bewegung eingetauscht.
Vertraute Atmosphäre
Es dauert auch gar nicht lange und die Übungsleiterin beginnt mit ihrem Programm. Sie hat eine freundlich aufmunternde Art und es herrscht eine sehr vertraute Atmosphäre. Man kennt sich halt, die Übungen sind vertraut und der Trainingseffekt zeigt seine Wirkung. So muss ich mich konzentrieren, um mithalten zu können. Das Weniger an Lebensjahren verschafft mir keinen Vorsprung und eine innere Stimme meldet sich: "Du wolltest doch schon längst regelmäßig Sport treiben!". Aber viel Zeit zum Nachdenken bleibt nicht. Einige Über-Kreuz-Übungen verlangen meine volle Aufmerksamkeit und ich lerne, dass altersgerechte Übungen nicht zwangsläufig leichter sind. Wer im Stehen Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hat, der übt im Sitzen. Bei allem achtet die Trainerin stets darauf, dass jede Frau ihr eigenes Tempo findet und im Atemrhythmus bleibt. Es darf natürlich auch einmal gelacht werden und zum Abschluss gibt es noch eine sportliche Polonäse durch das Haus.
Während die Frauen sich bereits wieder umziehen und auf dem Weg in den benachbarten Seniorentreff der Caritas sind, erfahre ich von der Übungsleiterin Irmgard Pfaff, dass sie diese Tätigkeit ehrenamtlich ausübt, einen Übungsleiterschein besitzt und eine spezielle Fortbildung für den Seniorensport besucht hat. Die Freude am Sport und der Wunsch, diese mit anderen zu teilen, motivieren sie nun schon seit elf Jahren. Sie teilt sich diese Aufgabe mit einer zweiten Übungsleiterin, ebenfalls im Ehrenamt.
Regelmäßige Gemeinschaft
Einige der Seniorinnen haben sich an der Frühstückstafel des Seniorentreffs zusammengefunden. Es duftet nach frischen Brötchen, ein Blumenstrauß schmückt den Tisch. Eine ebenfalls ehrenamtlich tätige Helferin hat den Tisch für ein zweites Frühstück gedeckt. Bewegung macht Appetit und in der Gemeinschaft schmeckt es ja bekanntlich besser. Die meisten Frauen leben allein und freuen sich auf die regelmäßige Gemeinschaft.
In dieser Runde ist auch die Leiterin des Seniorentreffs, Martina Schirmer, regelmäßig mit dabei. Sie ist Organisatorin, Mitspielerin und Gesprächspartnerin für die Alltagssorgen. Zu Hause wartet ja in den meisten Fällen niemand, mit dem man Freud und Leid teilen könnte. Geht es um spezielle Fragen, besteht die Möglichkeit, zu einem der Fachdienste der Regionalstelle weiter zu vermitteln.
Martina Schirmer erzählt, wie froh sie ist, so qualifizierte Übungsleiterinnen zu haben, die ihr Können ehrenamtlich zur Verfügung stellen. So bleibt der Teilnahmebeitrag für die Seniorinnen erschwinglich.
Aus Spendenmitteln des Caritas/Hyundai-Fonds "Sozial couragiert" in Höhe von 1.000,00 Euro konnten im vergangenen Jahr auch eine Reihe von kleineren Übungsgeräten, wie zum Beispiel kleine Bohnensäckchen, Schwingstäbe oder Therabänder und ein entsprechender Schrank zur Aufbewahrung angeschafft werden. Dadurch konnten die Übungsmöglichkeiten noch einmal erweitert werden, was von den Seniorinnen mit Freude und Dankbarkeit angenommen wurde.
Gemeinschaft tut gut
Die Brötchen sind aufgegessen und nachdem Körper und Seele gestärkt sind, soll nun noch etwas für den Geist getan und die Lust am Spielen gesättigt werden. Die Karten werden hervorgeholt und ich muss mich beeilen, um noch meine letzte Frage beantwortet zu bekommen: "Warum kommen Sie gerade hierher, zur Caritas, zum Seniorensport?" "Wir gehören hier dazu. Weil wir anschließend Kartenspielen. Damit die alten Knochen in Bewegung bleiben. Die Gemeinschaft tut gut, wir haben Spaß und Freude."
Zum Schluss kommt noch eine alte Dame auf mich zu: "Ich war eine der Ersten und bin die Älteste!" - und ihre 88 Jahre sind ihr dabei nicht anzusehen.
Die erste Spielrunde beginnt und ich muss mich leider verabschieden und wieder an meinen Schreibtisch zurück.
INFO:
Caritas-Regionalstelle Cottbus
Straße der Jugend 23
03046 Cottbus
Telefon: 03 55 2 31 05
E-Mail: regionalstelle@caritas-cottbus.de