"Ich hab' mein Geld im Griff"
"Ich hatte 850 Euro zur Verfügung und müsste 700 Euro ausgeben. Der größte Teil ging für Grundkosten wie Miete und Strom drauf", erzählt der 15-jährige Patrick Hohenstein. "Aber ehrlich: Wer gibt heutzutage nur 50 Euro pro Monat für ein Handy aus? Damit würde ich überhaupt nicht klarkommen", ergänzt der Schüler aus Wolgast.
Präventionsprojekt ohne pädagogischen Zeigefinger
Beim Informationsstand der Stadtcaritas Greifswald auf dem Präventionstag 2011 Mitte September konnte er in einem Planspiel ausprobieren, wie es so wäre alleine zu wirtschaften. Die Stadtcaritas stellte dort ihr Präventionsprojekt "Ich hab` mein Geld im Griff" vor, welches seit Februar 2011 von der Nord-Metall-Stiftung gefördert wird. Jugendliche sollen den bewussten Umgang mit Geld erlernen und sich mit ihren Konsum-Wünschen und der Werbung von außen auseinander setzen. "Wir wollen auf die Jugendlichen eingehen, ihnen aber nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger sagen, dass Schulden nicht gut sind", erklärt Schuldnerberater Volker Hertenstein, der das Projekt leitet. Mit Hilfe des Kartenspiels "eins und eins - Augen auf im Geldverkehr" können die zehn- bis 20-jährigen einen Haushalt gründen und sehen, wie sie mit dem Geld, welches sie durch fiktive Arbeitsstellen monatlich verdienen, auskommen.
Während 2010 das Projekt unter dem Namen "Money, money, money…immer funny?" von der Greifswalder Caritasstelle alleine durchgeführt wurde, konnte in diesem Jahr eine Kooperation mit der Ernst-Moritz-Arndt Universität intensiv genutzt werden. "Wir arbeiten mit Professor Roland Rosenstock vom Lehrstuhl für praktische Theologie, Religions- und Medienpädagogik zusammen. Die Vermittlung von Medienkompetenz und Finanzkompetenz haben ja viele Schnittstellen", meint Volker Hertenstein. Neben einem Informationsvideo zum Thema konnte so auch eine zukünftige Lehrerin eingestellt werden. Janet Wetzel studierte evangelische Theologie und Biologie und kam nach dem ersten Staatsexamen zum Projekt dazu. "Ich habe mir zuerst überlegt, wie lange so eine Unterrichtsstunde gehen soll und was zur Verfügung steht. Das Hauptaugenmerk liegt ja auf dem Erstellen eines Haushaltsplanes, aber irgendwie muss man die Schüler ja locken und für das Thema einstimmen. Das ging am besten, wenn wir Fragen gestellt haben. Am Ende sollte das Erfahrene auch nochmals gesichert werden. Wir entschieden uns deshalb bei den Größeren für einen Film über Kaufsucht", erzählt Janet Wetzel von der praktischen Arbeit. Neben dem Kartenspiel "eins und eins - Augen auf im Geldverkehr" gehört auch ein Rollenspiel zur Präventionsarbeit in den Schulklassen. "Ich wurde den Jugendlichen als Frau Meier vorgestellt, die nun einen 850 Euro Job hatte, aber noch Schulden besaß. Die Jugendlichen sollten mir dann mit Hilfe des Kartenspiels helfen, eine passende Wohnung zu finden und die Ausgaben für Handy und Co. zu definieren. Die meisten waren sofort Feuer und Flamme", so Janet Wetzel. Bis August führten Hertenstein und Wetzel gemeinsam 27 Veranstaltungen an elf verschiedenen Bildungseinrichtungen von der Grund- bis zur Berufsschule durch.
Kontakt
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Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung
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