Junge Menschen nicht abschreiben
„Es ist ein Versuch, den Leuten eine Chance zu geben“, sagt Projektleiterin Tanja Stahlhoff von der Caritas Acher-Renchtal. Ein nachhaltiger Erfolg sei möglich, weil man jetzt erstmals junge Erwachsene, die schon zu viele Absagen bekommen haben, langfristig begleiten könne. Sie aufzufangen und neu aufzubauen, ihre individuellen Stärken und Neigungen herauszufinden, das mache den Unterschied zu anderen Angeboten: „Wir haben das hier in Achern wirklich gebraucht und es ist auch auf unsere Stadt zugeschnitten.“
„Es geht darum, keinen aufzugeben.“
„Es gibt junge Menschen, die nicht in Arbeit vermittelbar sind, das ist ein Thema“, bestätigt Caritas-Geschäftsführer Siegfried Schmieder. Meist seien sie der Kommunalen Arbeitsförderung (KOA) bekannt, reagierten aber nicht auf Anschreiben und Anrufe. Aktiv auf sie zuzugehen, ihre oft vielschichtigen Probleme zu erkennen und sie zu motivieren, das sei das Ziel des Projekts. Dass ein solches Angebot in Achern Not tut, weil andere Mittel bei rund 25 jungen Leuten bisher unwirksam geblieben sind, das hatte Oberbürgermeister Klaus Muttach ins Gespräch gebracht. „Es geht darum, Menschen, die wirklich am Rand der Gesellschaft stehen, auch tatsächlich zu helfen und keinen aufzugeben“, so das Stadtoberhaupt.
Die Geldmittel aus dem Europäischen Sozialfonds befristet auf ein Jahr zu bekommen, habe einige Mühe gekostet, ist vom Caritasverband zu hören. Aber erst dadurch sei der Start möglich geworden. Zunächst habe man in der Martinstraße 56 einen Besprechungsraum und einen Computerraum als zentralen Anlaufpunkt eingerichtet, wo die jungen Arbeitslosen zu festen Zeiten ihre Ansprechpartner finden. Seit Februar wurden Gespräche mit 14 jungen Menschen geführt. „Dass sie kommen, spricht dafür, dass sie nicht komplett motivationslos sind“, so Projektleiterin Tanja Stahlhoff.
„Wir versuchen, neutral und ganz neu mit ihnen anzufangen“, berichtet die Pädagogin Anita Meier vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas, deren Stelle für das Projekt aufgestockt wurde. Die jungen Leute spürten schnell, dass man jetzt ganz speziell auf sie eingeht. Als Ursachen für ihre Arbeitslosigkeit macht sie verschiedene Aspekte aus. „Oft fehlen zu Hause die Vorbilder“, hat sie festgestellt. Aber es gebe auch Leute mit gesundheitlichen Problemen.
„Ausbrecher, die gar nichts schaffen wollen, gibt es bisher nicht“, ergänzt Sozialarbeiter Dietmar Seiler-Fritsch. Er habe das Gefühl, es fehlten einfach der entscheidende Schritt und die Motivation dafür.
„Ich wünsche mir, dass die jungen Leute auf dem ersten Arbeitsmarkt Stellen finden und bei einem Großteil ist das auch machbar“, ist Anita Meier zuversichtlich. Nicht immer sei dies sofort möglich, schränkt Dietmar Seiler-Fritsch ein. Es gebe auch junge Leute, die zunächst wieder anfangen müssen, regelmäßig die Schule zu besuchen, einen Abschluss zu machen oder eine Therapie anzupacken: „Wir müssen einen Schritt nach dem anderen gehen.“
Ein Fortsetzung über 2012 hinaus ist für Oberbürgermeister Klaus Muttach denkbar. „Sicherlich werden wir nach einem angemessenen Zeitraum Zwischenbilanz ziehen.“ Vom Ergebnis sei abhängig, ob das Projekt verlängert werde. Entscheidend für ihn sei, ob die Zielgruppe erreicht wird und ob man ihr helfen kann.
Info:
Im Projekt RAM werden junge Leute begleitet, die noch keine beruflichen Perspektiven haben und die durch andere Angebote nicht erreicht wurden. Sie bekommen Hilfestellung bei der Erarbeitung einer Tagesstruktur, bei der Klärung der Wünsche und Vorstellungen für die Berufswahl und bei der Suche nach Praktikumsplätzen. Sie erstellen Bewerbungsmappen, trainieren Bewerbungsgespräche und bewerben sich um offene Stellen. Außerdem können sie in andere Beratungsdienste vermittelt und dorthin begleitet werden. Das Projekt wird getragen vom Caritasverband Acher-Renchtal in Zusammenarbeit mit der Diakonie im Ortenaukreis. Die Stadt Achern bezuschusst das Projekt mit rund 8000 Euro. Ein Großteil des benötigten Geldes für ein Jahr – rund 24000 Euro – kommt vom Europäischen Sozialfonds, einen Zuschuss von rund 16000 Euro gibt der Ortenaukreis dazu.