Eigene Grenzen überwinden
Liebe Leserin, lieber Leser,
Michael Standera, Abteilungsleiter Gesundheit und Sozialesprivat
die täglichen Schlagzeilen zur Wirtschafts- und Eurokrise in Europa lassen uns nicht gleichgültig. Hier geht es nicht nur um den Wohlstand, sondern um die Teilung Europas in arme und reiche Länder. Deutschland ist ein Teil von Europa und auch in Deutschland kann diese Krise den Riss zwischen Armut und Wohlstand vergrößern.
Von Simone Weil, der französischen Jüdin zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, einer Frau an der Schwelle des Christentums, habe ich die Aussage gefunden: "Weiß man, wodurch das Gleichgewicht der Gesellschaft zerstört ist, so muss man sein Möglichstes tun, um zu der leichten Schale ein Gewicht hinzuzufügen." Die Gerechtigkeit steht für das Zeichen der Waage.
Für den sozialen Frieden in einem Land und in Europa ist es von Bedeutung, dass diese Waage sich einigermaßen im Gleichgewicht befindet. Politik und Wirtschaft tragen hier eine hohe Verantwortung und die Handlungskonzepte sollten die Fragen zur sozialen Gerechtigkeit einbeziehen. Kirche und Caritas sind aufgerufen, dass öffentliche Bewusstsein für die Risiken von Armut und sozialer Ausgrenzung zu stärken. Es ist unser Einsatz für Gerechtigkeit im eigenen Land und weltweit. Als Caritasverband haben wir Anteil am Netzwerk von Caritas international.
Bei den täglichen Schlagzeilen über diese Wirtschaftskrise sollten wir eines nicht vergessen: den Zuwachs der Freiheit durch den Fall der Mauer in Berlin und die offenen Grenzen in Europa.
Diese zunehmende Öffnung will beitragen zu einer weltoffenen Gesellschaft in ganz Europa. Auch wenn die Sperren an vielen Grenzen heute nicht mehr vorhanden sind, gibt es Grenzen in unseren Köpfen. Als Menschen erleben wir Vorurteile gegen andere Kulturen und die eigenen Sprachbarrieren.
Um die eigenen Grenzen zu überwinden und nach grenzübergreifenden Lösungen im Bereich der Altenpflege in Polen und Deutschland zu suchen, dazu haben sich Polen und Deutsche zu einem Projekt verständigt und auf den gemeinsamen Weg gemacht. Ein Projekt, das wir als Diözesancaritasverband Görlitz zusammen mit dem Diözesancaritasverband in Legnica (Liegnitz) gestalten konnten - gefördert durch die Euroregion Neisse.
Auch das gehört dazu: die persönliche Grenzerfahrung. Da geht nichts zu machen und alles geht schief. Die Grenzen von Bürokratie und Herzlosigkeit. Aber auch die Erfahrung: Unser Glaube mischt sich ein, wir können auf Gott vertrauen.
Helfen Sie mit, dass Menschen die Grenzen zum Leben und zu anderen Menschen überwinden.
IHR MICHAEL STANDERA