Caritas in der Moschee
Keine ungewöhnliche Szene für einen Freizeittreff. Ausgefallen ist nur der Ort. Die Caritas hat ihre neue Kontaktstelle West in der Werler Moschee eröffnet.
Im Untergeschoss der Fatih Moschee hat der Caritasverband einen Jugendraum angemietet, in dem er nun an drei Nachmittagen pro Woche eine kostenlose Betreuung für Kinder zwischen sechs und fünfzehn Jahren anbietet. Also genau für die Freizeit nach dem Besuch der Offenen Ganztagsschule und dem Abendbrot. „Eine solche Zusammenarbeit zwischen einer Moschee-Gemeinde und einem Caritasverband ist mir sonst nicht bekannt“, freut sich Thomas Becker, Vorstand des Caritasverbandes. „Die gute Kooperation mit der Moschee-Gemeinde möchten wir nicht mehr missen.“
Das dreiköpfige Team spiegelt das multi-ethnische Umfeld wider, das den Werler Westen prägt. Hier leben u. a. Familien aus der Türkei, aus dem Kosovo, aus Angola, aus Polen und Pakistan, aus Usbekistan und Sibirien. Ihre Kinder werden von Erzieherin Jessica Blackman betreut, von Dipl.-Sozialpädagogen Douglas Wosnitza und Arzu Yalcin. Während Blackman einen englischen Vater hat und Wosnitza auf indische Wurzeln baut, kommt im Umfeld der Moschee Arzu Yalcin besondere Bedeutung zu. Die junge Frau, die bei Bedarf an der Norbertschule Sprachförderung anbietet, ist interreligiöse und interkulturelle Beauftragte der Moschee-Gemeinde. Sie bietet u. a. Führungen durch das Gotteshaus anbietet. Ihrer Dienste hat sich nun auch die Caritas versichert. Sie hilft mit, Hemmschwellen abzubauen und die neue Kontaktstelle West fest in das Umfeld zu verwurzeln.
Bereits 1984 hatte die Caritas in Werl die Kontaktstelle Nord gegründet, eine gemeindeorientierte Einrichtung mit dem Schwerpunkt der Kinder- und Jugendarbeit. „Der Bildungs- und Schulbereich hat sich seit damals sehr verändert“, erklärt Thomas Becker. So gibt es z. B. heute die Mittagsverpflegung und die Hausaufgabenbetreuung in den Offenen Ganztagsschulen. Hinzu kommt, dass sich das soziale Umfeld geändert hat. Viele Familien sind nach dem Wegzug der Engländer in den Werler Westen gezogen. Die Bevölkerung im Norden altert, viele Wohnungen stehen leer oder werden von Baufirmen für ihre polnischen Arbeiter angemietet.
„Kinder und Jugendliche brauchen heute andere Angebots- und Öffnungszeiten als früher“ erklärt Becker. „Dort, wo die meisten Kinder leben und sich aufhalten, wird unsere Arbeit benötigt.“ Folglich bietet die Kontaktstelle West unter dem Motto „Ganz cool – voll cool“ als Treff für alle montags und mittwochs von 16 bis 19 Uhr und samstags von 14 bis 18 Uhr Sport, Spiel und Spaß, Musik, Kicker, Zocken, Filme, eine Chillecke und den wichtigen Bereich „Freunde treffen“ an. Schon jetzt kommen regelmäßig etwa 16 Kinder und Jugendliche. „Jeder bringt Freunde mit“, lädt Jessica Blackman ein, die bereits im Werler Norden erfolgreiche Arbeit geleistet hat. Der Raum in der Moschee ist für jedes Kind und jeden Jugendlichen da, gleich welcher Kultur und welcher Religion: „Bei uns sind alle willkommen.“