Vielfältige Eindrücke
Herr Direktor, wie haben Sie Äthiopien auf Ihrer Reise mit dem Bayerischen Pilgerbüro erlebt?
Meine Eindrücke waren sehr vielfältig. In kultureller Hinsicht bin ich vor allem sehr beeindruckt von den Felsenkirchen, die direkt in die Erde hineingeschlagen wurden. Doch noch beeindruckender war für mich das einfache und bescheidene Leben der Menschen. Vielen, die nur mit dem Notdürftigsten bekleidet sind, sieht man ihre Armut an - ebenso älteren Menschen, die sehr ausgemergelt und abgearbeitet erschienen. Doch wir haben auch Kinder und Jugendliche mit sehr schönen und auch frohen Gesichtern gesehen, die nicht den Eindruck von Armut hinterließen.
Sie haben auch ein Sozialprojekt besucht …
Wir waren zu Gast in Addis Abeba bei Abebech Gobene, der sogenannten Mutter Teresa von Afrika. Sie kümmert sich seit über 30 Jahren um Kinder und Jugendliche in Not, hat Mädchen und Jungen von der Straße geholt und setzte sich auch für Aidswaisen ein oder Kinder, die von ihren Eltern nicht ernährt werden konnten. Besonders beeindruckt hat mich, dass dort auch Kinder mit Behinderung aufgenommen werden, die in Afrika ansonsten leider oft ausgegrenzt sind. Abebech Gobene ermöglicht Kindern in einer eigenen Wohnsiedlung eine gute und gediegene Schulbildung und unterhält zudem ein Krankenhaus auf demselben Areal.
Äthiopien ist ja bekannt als Land des Hungers. Nicht von ungefähr kommt, dass 1984 für hungernde Menschen in diesem Land die zweitgrößte Spendensammlung des Caritasverbandes Eichstätt mit einem Erlös von 1,16 Millionen Mark stattfand. Welche Rolle spielt die Geißel Hunger dort heute?
Ich selbst habe auf meiner Reise keine hungernden Menschen gesehen, sehr wohl aber Armut. Diese fiel mir zum Beispiel auch an Wasserstellen auf. Hier schleppten zehn- bis zwölfjährige Mädchen mit vielen Litern gefüllte Wasserkanister. Was den Hunger betrifft, ist uns gesagt worden, dass Äthiopien sich durch seine Landwirtschaft eigentlich selbst ernähren könnte. Doch im Land angebauter Reis wird zum Großteil exportiert.
Gegen den Hunger weltweit hat Caritas Internationalis - das Netzwerk von rund 165 Caritasorganisationen - Ende letzten Jahres eine Kampagne gestartet. Zu deren Beginn sagte Papst Franziskus: "Die Welt kann die Millionen Menschen, die an Hunger leiden, nicht länger im Stich lassen." Was können wir aus Ihrer Sicht gegen den Hunger tun?
Ich denke, dass wir ganz praktisch unsere Ernährungsgewohnheiten ein Stück weit umstellen müssten. Wir sollten meinetwegen weniger Fleisch essen, vor allem weniger aus Ländern, das über Tausende von Kilometern "angekarrt" werden muss, nur damit wir zum Beispiel ein argentinisches Steak haben. Es ist ja bekannt, dass viele Wälder abgeholzt werden, um Futter für Schlachttiere zu produzieren. Ferner sollten wir mehr Produkte aus fairem Handel kaufen, um die Existenz von Kleinbauern in der sogenannten Dritten Welt zu sichern. Prominente Leute können sich in besonderer Weise gegen den Hunger in der Welt stark machen. Vorbildlich erscheint mir zum Beispiel der Musiker Paddy Kelly. Er war selbst mit Vertretern des Hilfswerkes der deutschen Caritas, Caritas international, in Äthiopien. Dann widmete er die Einnahmen einer Konzertreise vor zwei Jahren, die ihn ja auch nach Ingolstadt führte, notleidenden Menschen in diesem Land.
Caritashilfe in dem Land
Nothilfe und Vorsorge
Caritas international, das Hilfswerk der deutschen Caritas, leistet in Äthiopien zum einen Nothilfe. Da nach der akuten Hungersnot im Jahr 2011 auch heute noch Menschen an Unter- oder Fehlernährung leiden, erhalten zum Beispiel Schwangere und Kinder Nahrungshilfe. Zum anderen unterstützt das Werk die Menschen durch vorbeugende Hilfen gegen weitere Dürren: unter anderem mit dürreresistentem Saatgut, dem Bau von Brunnen und Wasserrückhaltebecken. So soll ein Netz der Wasserversorgung aufgebaut werden, das auch lange Trockenzeiten überdauert. Mehr Informationen dazu gibt es unter www.caritas-international.de/hilfeweltweit/afrika/aethiopien
Informationen zur weltweiten Caritas-Kampagne gegen den Hunger ...