Zum Start mehr Fragen als Antworten
Ob das gelingen kann, wird allerdings die Praxis erweisen müssen. Ein Jahrzehnt ist um das Gesetz gerungen worden, jetzt „bleiben mehr Fragen als Antworten“, sagt Anne Ruhe, Referentin des Diözesancaritasverbandes Münster. Auf einer Fachtagung in Münster suchten die Schwangerschaftsberatungsstellen, Adoptionsdienste sowie katholische Krankenhäuser gemeinsam nach pragmatischen Lösungen. Zumindest das Ziel ist für Regine Hölscher-Mülzer vom Bundesverband des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in Dortmund klar: Statt ohne medizinische Begleitung Kinder zuhause zu gebären und anonym in einer Babyklappe abgeben zu müssen, können Schwangere jetzt im Krankenhaus offiziell ohne Preisgabe ihrer Identität gebären und ihre Kinder zur Adoption freigeben. Die können frühestens ab dem Alter von 16 Jahren beantragen, Näheres über ihre Herkunft zu erfahren.
20 vertrauliche Geburten in NRW erwartet
Nach einer Studie des Deutschen Jugendinstituts, die die bisherigen Zahlen der abgegebenen Kinder in Babyklappen und der anonymen Geburten ausgewertet hat, werden in Nordrhein-Westfalen 20 vertrauliche Geburten pro Jahr erwartet. Hölscher-Mülzer zeigte sich skeptisch und rechnet mit mehr, weil das Bundesfamilienministerium eine Informationskampagne zur vertraulichen Geburt erst kurzfristig gestartet hat. Für die praktische Umsetzung der gesetzlichen Regelungen müssen sich die Beteiligten jetzt zusammen setzen, wofür die Tagung sie in einem ersten Schritt an einen Tisch brachte. „Ohne Kooperation geht nichts, mit ist eine Menge möglich,“ erklärt Caritas Referentin Annette Uentrup.
Wunschnamen hinterlegen
Weiß eine Frau schon in der Schwangerschaft, dass sie ihr Kind nach der Geburt abgeben will, kann sie ein Pseudonym hinterlegen und einen Wunschnamen für Ihr Kind angeben. Dies wird dokumentiert und in einem verschlossenen Umschlag beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFZA) hinterlegt. Im Krankenhaus gebiert sie unter dem Pseudonym. Allerdings muss sie sich dafür in der Schwangerschaftsberatungsstelle ausweisen.
Die SkF-Referentin betonte, dass es darum gehe, Frauen in einer Notsituation zu erreichen und ihnen einen Ausweg aufzeigen zu können. Die Schwierigkeit werde bleiben, sie überhaupt zu erreichen. Zu erwarten sei, dass viele von ihnen weiterhin erst zur Geburt im Krankenhaus erschienen.
Hotline zur vertraulichen Geburt: 0800-4040020, Internet: www.geburt-vertraulich.de
Sozialziffer
7.897
Frauen, Männer und Paare haben im vergangenen Jahr Hilfe und Rat in den 15 Schwangerschaftsberatungsstellen im Bistum Münster gesucht.