„Perlen“ herausgeputzt
Als eine über hundertjährige "Spezialität in der Caritaslandschaft" und "Perlen der Kirche im Bistum Eichstätt" hatte der ehemalige Leiter der Katholischen Akademie Regensburg, Dr. Georg Betz, sie vor acht Jahren bezeichnet. "Krankenpflegevereine in dieser Dichte und Vielzahl als Träger und Förderer der ambulanten Pflege - das gibt es meines Wissens so nirgends mehr", erklärte Betz bei einem Tag der Caritas in der Eichstätter Willibaldswoche. Innerhalb des Bistums wird hingegen oft in erster Linie wahrgenommen, dass die Vereine rasant an Mitgliedern verlieren. Seit der Rede von Betz im Jahr 2013 sind dies allein über 5.000 gewesen. Heute haben laut einer im Caritasverband Eichstätt geführten Statistik 132 Krankenpflegevereine noch knapp 22.000 Menschen, die ihnen angehören.
310 Neueintritte
Angesichts des zunehmenden Alterns und Wegsterbens von Mitgliedern wird der Mitgliederrückgang oft als naturgegebenes Schicksal hingenommen. Dass das aber nicht so sein muss, zeigten vor kurzem die neun Vereine, welche die Caritas-Sozialstation Gaimersheim tragen. Sie führten von September bis Dezember vergangenen Jahres eine groß angelegte Mitglieder-Werbeaktion durch. Ergebnis: "Wir hatten bereits Ende des Jahres insgesamt 310 Neueintritte in unseren Vereinen und einige Neuanmeldungen flattern auch heute immer wieder noch ins Haus", teilt die Geschäftsführerin der Sozialstation, Gerlinde Stark, erfreut mit.
Vorreiter der Aktion und Ideengeber für sie war der Vorsitzende des Krankenpflegevereins Hitzhofen-Lippertshofen, Winfried Dworak. Er war bereits in der ersten Hälfte 2020 aktiv geworden. "Ich wollte sowieso einmal den alten Flyer über unseren Verein erneuern", nennt er den eigentlich trivialen Anlass. Doch da kam ihm dann der Gedanke, das in einem mit einer Mitglieder-Werbeaktion zu verbinden. Rund 40 Mitglieder hatte sein Verein in den letzten fünf Jahren verloren. Genauso viele gelang es ihm nun, neu zu werben, sodass der Verein heute 320 Leute zählt, die ihm angehören. Gerlinde Stark wurde auf diesen Erfolg aufmerksam. Sie schlug den Vorsitzenden der anderen acht Vereine vor, dieselbe Aktion durchzuführen - und diese zeigten sich sofort von dem Vorhaben angetan.
In Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit beim Caritasverband wurden zahlreiche neue Flyer für die Sozialstation und die einzelnen Krankenpflegevereine entworfen und gedruckt. Der frühere Caritas-Öffentlichkeitsreferent Karl Ferstl und der Vorsitzende der Sozialstation, Andreas Rabl, halfen zudem beim Formulieren einladender Schreiben an die Bürgerinnen und Bürger. Diese wurden gemeinsam mit den Prospekten gefalzt. Die Materialkosten übernahm die Sozialstation. Die Vorsitzenden der Krankenpflegevereine holten Schreiben und Prospekte in der Station ab, kuvertierten sie selbst ein und verteilten sie in ihren Ortschaften in allen Wohnungen. "Einschließlich der Initiative von Herrn Dworak erreichten wir insgesamt 17.300 Haushalte", beschreibt Gerlinde Stark die Dimension der zum Großteil ehrenamtlich umgesetzten Gemeinschaftsaktion und meint: "Es war schon ein großer Organisationsaufwand, aber die Zusammenarbeit mit den Krankenpflegevereinen lief hervorragend."
Junge Familien gewonnen
Das Ergebnis freut diese nicht nur in quantitativer Hinsicht. "Etwa 30 Prozent der neuen Mitglieder stammen aus jungen Familien. Das sorgt für Zuversicht, dass die Vereine auch langfristig Zukunft haben." Auch freut sie sich darüber, "dass unsere Krankenschwestern auf ihren Touren positiv von den Leuten auf die Aktion angesprochen wurden."
Andreas Rabl ist froh, dass offenbar deutlich gemacht werden konnte, "dass es die Sozialstation mit ihren vielfältigen Angeboten nicht gäbe, wenn es die sie tragenden und unterstützenden Vereine nicht gäbe". Und es gäbe zudem mehrere Angebote nicht, die viele Krankenpflegevereine vor Ort zusätzlich zur Arbeit der Sozialstation machen: "zum Beispiel Veranstaltungen mit Themen aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich, Kurse für häusliche Krankenpflege, kostenloser Verleih von Pflegehilfsmitteln über die Sozialstation, Besuchsdienste für Mitglieder im Krankenhaus sowie Gottesdienste für verstorbene Mitglieder."
Kontakt: Caritas-Sozialstation Gaimersheim, Telefon: 08458 32750, E-Mail: sozialstation@caritas-gaimersheim.de, Internet: www.caritas-sozialstation-gaimersheim.de