„Mit den „Vinci-Fietsen“ durch Emmerich
Gerda Vels (82) freut sich schon auf die Tour. Sie hat sich dick eingepackt, Winterjacke, Wollmütze. Weil es so schön sonnig ist, hat sie eine große Sonnenbrille aufgesetzt. Sie kennt das folgende Prozedere. Anschnallen, Motor starten, los geht’s. Mit Christiaan van der Linden fährt sie an diesem Tag über die Emmericher Rheinpromenade. Ihre Lieblingstour führt indes nach Vrasselt. "Dort habe ich früher immer auf die Kinder aufgepasst", berichtet Vels. Sie erinnert sich, als wenn es erst gestern gewesen wäre. Gerda Vels erzählt noch weitere Geschichten. Von ihrer Mutter. Von ihrem Vater. Gerda Vels blickt glücklich, als sie an diesem Morgen auf der "Vinci-Fiets" sitzt.
"Vinci-Fietsen" - das sind Dreiräder, mit denen die Emmericher Gruppe "Wir mit euch" begleitetes Fahrradfahren für Menschen mit Einschränkungen, vor allem für an Demenz erkrankte Menschen anbietet. "Wir mit euch" ist wiederum aus "Ihr mit Uns" (ImU) hervorgegangen, die Demenzbetreuung, die die Vinzenzkonferenz St. Aldegundis 2011 ins Leben gerufen hat. Heute kümmern sich Dr. Hans Jürgen Arens, Gregor de Vries und Christiaan van der Linden federführend um das Projekt
Rechtlichen Rahmen abstecken
Letzterer kannte das begleitete Radfahren aus den Niederlanden. "Er hat uns mit seiner Begeisterung angesteckt", berichtet Gregor de Vries und ergänzt: "2017 hatten wir den ersten Kontakt zum Fahrradhersteller. Dann hat es allerdings noch etwas gedauert, bis wir den rechtlichen Rahmen abgesteckt hatten." Mit dem rechtlichen Rahmen sind die Versicherungen und die Bereitstellung eines Spendenkontos gemeint, wie Hans Jürgen Arens erklärt. Hier war der Caritasverband Kleve behilflich.
Mittlerweile gibt es drei "Vinci-Fietsen" - zwei hat die Gruppe geschenkt bekommen, eins wurde durch Spenden finanziert. "Ein Rad kostet immerhin 10.000 Euro", sagt Gregor de Vries. Davon haben sie zwei, dazu eins, mit dem auch Rollstuhlfahrer befördert werden können. 14 ehrenamtliche Fahrer, die meisten davon sind geschulte Demenzbegleiter, bieten in der Radfahrsaison Touren durch Emmerich an.
...was sich in der Stadt tut
Eine Runde über die Rheinpromenade ist genauso gefragt wie die Tour über Deich und Dorf. "Mit Rolf Wiskamp fahre ich zum Beispiel immer die Emmericher Baustellen ab. Man will ja wissen, was sich in der Stadt tut", berichtet Gregor de Vries. Er ergänzt: "Sobald das Wetter gut ist, sind die Räder unterwegs. Die Nachfrage ist groß." Denn nicht nur die frische Luft und die Bewegung tue den Menschen gut, auch die Abwechslung. "Sie kommen raus, sind unter Leuten und sehen mal was anderes", ergänzt Christiaan van der Linden.