Brücken bauen für die Landsleute
Die einen suchen dringend Arbeit, die anderen händeringend Arbeitskräfte. Die einen leben in Spanien, die anderen haben ihre Betriebe im deutschen Schwarzwald. Deren Auftragsbücher sind voll, die Arbeitslosigkeit in den Landkreisen Ortenau, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen liegt unter 2,5 Prozent. Was liegt näher, als beide Seiten zusammenzubringen? Das aber klingt einfacher, als es ist.
Zum Glück gibt es Spanier aus der so genannten Gastarbeitergeneration und deren Nachkommen, die längst heimisch sind in Deutschland und sich in Vereinen organisiert haben. Bei ihnen landen immer mehr Anfragen von Landsleuten, die von der Wirtschaftskrise in Spanien gebeutelt sind: Arbeitsplatz verloren, manche verschuldet. Aber wie können sie helfen? Die Lösung fand die Spanische Weiterbildungsakademie (Academia Española de Formación = AEF mit Sitz in Bonn) vor zwei Jahren mit ihrem Projekt "Bienvenid@as - Willkommen in Baden-Württemberg", das als Teil des Netzwerkes "Integration durch Qualifikation" vom Bund gefördert wird. Die AEF macht seit 1984 auf ihre Zielgruppe abgestimmte Bildungsangebote wie Sprach- und Integrationskurse. In Carolina Castro Costas hat sie eine ideale Mitarbeiterin gefunden, um das Willkommensprojekt für Neuzuwanderer im mittleren Schwarzwald in die Tat umzusetzen.
Ihre Qualifikation hat die 29-jährige studierte Tourismusfachfrau sozusagen über ihre eigene familiäre Zuwanderungsgeschichte erworben. Der spanische Elternverein in Hornberg wurde von ihrem Vater gegründet, sie selbst ist als Vorstandsfrau ehrenamtlich engagiert. "Ich kenne es nicht anders", sagt sie. "So kann ich mich gut in die Lage derer hineinversetzen, die sich auf den Weg hierher machen wollen." Und sie kennt Land und Leute, Kammern und Arbeitsagentur im Schwarzwald. Noch bevor das Projekt sein Büro in Hornberg eingerichtet hatte, sollen die ersten Rat suchenden Spanier schon vor der Tür gestanden haben. Und die ersten Unternehmen, die Wind davon bekommen hatten. Sechs werden aktuell begleitet. Zehn Fachkräfte und sechs Auszubildende sind vermittelt worden in Handwerks- und Industriebetriebe, in Pflege und Gastronomie. Junge und Ältere melden sich, gut oder gar nicht Qualifizierte, Landsleute mit und ohne Arbeitsplatz, manche schon vor der Ausreise aus Spanien. "Nicht für alle gibt es Arbeit in Deutschland", sagt Carolina Castro Costas. Sie kann einschätzen, ob der Weg nach Deutschland lohnt, für den viele ihre Ersparnisse aufs Spiel setzen. Manchen rät sie davon ab.
Die, die kommen, haben viele Fragen. In Seminaren werden sie im Rahmen des Projekts geschult in Sozial- und Arbeitsrecht, erfahren etwas über das Schulsystem, über Beratungs- und Anlaufstellen, zum Beispiel für die Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse, über Sprach- und Integrationskurse. Auch die Ehrenamtlichen in den Vereinen werden einbezogen als Multiplikatoren, so dass sie den Neuankömmlingen helfen können beim Ankommen und Einleben. Sie gehen mit zu Behörden, übersetzen Formulare und nehmen die Neuen mit zum Fußball oder Gesangverein. Der Hornberger Elternverein hat schon zwanzig neue Mitglieder. Zwei Neuzuwanderer, heißt es, haben fest vor, in der Region einmal ein eigenes Unternehmen und eine Familie zu gründen.
www. aef-bonn.de/bienvenid-s