Nächstenliebe bei Einsamkeit
Ein altes Ehepaar ohne Kinder – der Mann wird schwer krank – die Frau zieht während seines Krankenhausaufenthaltes ins Altenheim um. Sie verschenkt alle Dinge, auch die, an denen sie besonders hängt.
Sie richtet das Zimmer im Altenheim her. Der Mann kommt nach zwei Wochen dazu. Sie leben drei Monate im Heim in einem Zimmer, dann stirbt der Mann. Die alte Dame war ihr ganzes Leben für den Ehemann da, hat selbst nie gearbeitet. In ihre Wohnung kann sie nicht zurück, die ist wieder vermietet.
Sie bleibt im Altenheim, freut sich über meine Besuche. Ich regele ihre finanziellen Angelegenheiten, verhandele mit Versicherungen und beantrage die Übernahme der Heimkosten durch den Bezirk und besorge ihr ein Telefon.
Sie wird gebrechlicher, sieht fast nichts mehr, hört schlecht. Ich besorge Termine beim Augenarzt, beim Ohrenarzt, begleite sie dorthin, spreche mit einem Hörgeräte-Akustiker, kümmere mich um ein Hörgerät, rege eine Betreuung an, übernehme die Betreuung und besuche sie nun wöchentlich. Sie wartet auf mich. Es besucht sie sonst niemand!
Zwei Jahre später stirbt sie. Ich bin bis eine Stunde vor dem Tod bei ihr, halte ihre Hand, feuchte die Lippen an, bete mit ihr. Sie hat sonst niemanden.