Komm, wir drehen eine Runde!
Die ehrenamtlichen "Alltagsbegleiter" der Caritas verstehen es, auf die momentanen Bedürfnisse des Demenzkranken einzugehen und buchstäblich "an die Hand zu nehmen". Das kann auch heißen, die gemütliche Runde im "Café Aktiv" kurz zu verlassen und den Kranken zu beruhigen. Das familiäre "Du" vermittelt Geborgenheit und Nähe.
Ein paar Stunden für sich selbst
Herr Meyer ist "Stammgast" im Café Aktiv. Dorthin kommen Menschen, die demenzkrank sind. "Wir haben diesen Namen ganz bewusst gewählt, um die alten Menschen nicht abzustempeln", erläutert Markus Schneider vom Caritasverband Saar-Hochwald, der die Angebote organisiert. Dank 35 engagierter ehrenamtlicher "Alltagsbegleiter" kann das Café Aktiv seit 2009 viermal in der Woche Demenzkranke stundenweise betreuen und damit auch die Angehörigen entlasten. "Der Treff ist für mich eine große Erleichterung, ich bin damit sehr zufrieden": Für Frau Müller (Name geändert) bedeuten die Stunden im Café Aktiv, in denen ihr kranker Mann liebevoll betreut wird, ein paar Stunden für sich selbst. Sie kann dann ein wenig Atem schöpfen.
Begegnung mit Respekt
Wer ins Café Aktiv kommt, wird zunächst mit einem persönlichen Begrüßungsritual empfangen und eingeladen, gemeinsam zu singen, zu spielen oder auch zu beten: Dinge, die auch Demenzkranken vertraut geblieben sind. Kaffee und Kuchen, den die Caritas bereitstellt, sorgen für eine familiäre Atmosphäre. Bei gutem Wetter runden kleine Spaziergänge oder Besuche der Krankenhauskapelle das Programm ab. Um die emotionale Situation der alten Menschen einschätzen zu können, haben die Ehrenamtlichen vor Beginn ihres Einsatzes eine umfassende Schulung durchlaufen. Das Angebot des Café Aktiv wird so gut angenommen, dass Markus Schneider zurzeit keine weiteren Gäste aufnehmen kann, obwohl an den beiden Standorten - Wadern und Lebach-Steinbach - insgesamt 70 Ehrenamtliche tätig sind.
Die Tendenz zur entlastenden Betreuung außerhalb der eigenen vier Wände ist steigend, da es immer mehr Demenzkranke gibt. Es ist auch nicht leicht, neue Ehrenamtliche zu finden, denn es ist keine leichte Aufgabe: "Wer sich für Demenzkranke engagieren möchte, muss vor allem Geduld, Einfühlungsvermögen und sehr viel Verständnis mit bringen", sagt Annemarie Brill. Sie leitet gemeinsam mit Marie Luise Buchmann das Tagescafé im medizinisch-pflegerischen Bereich. Ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer müssen verstehen lernen, dass diese Menschen aufgrund ihrer Demenz-Erkrankung anders als Gesunde agieren. "Das Wichtigste ist, ihnen mit Respekt zu begegnen: Es sind alte Menschen, die in ihrem Leben vieles geleistet haben, und nun Hilfe und Verständnis brauchen", so Annemarie Brill.
"Es kommt viel zurück"
Die Ehrenamtlichen, in der Mehrzahl Frauen zwischen 40 und 60 Jahren, erleben ihren Einsatz trotz der täglichen Herausforderungen als sehr bereichernd: "Es kommt sehr viel zurück. Die Demenzkranken drücken indirekt aus, wie dankbar sie sind, durch einen Händedruck oder einen Blick. Uns tut es gut zu wissen, dass durch unseren Einsatz die Kranken mal was anderes sehen und nicht einsam sind", meint Alltagsbegleiterin Sigrid Selzer.