Wie geht es Erzieherinnen in Kindertagesstätten?
Auf einem Platz zwei Kinder?
Wo für viele Kinder zu wenig Kita-Plätze vorhanden sind, dachten sich die Gesetzestexter das Platzsharing aus: Morgens kommt Max, nachmittags Rosa. Wo es angewendet wird, muss die Erzieherin für zwei Kinder statt für eines Bildungspläne und Mappen erstellen, mit zwei Elternpaaren statt einem reden. Mehrarbeit also, für die es aber nicht mehr Personal geben soll.
Auszubildende zählen mit?
Fachlichkeit wird überall verlangt von den Betreuenden. Dass die neuen Fachkräfte in praxisintegrierter Ausbildung (Pia) mit bis zu einer 0,4er-Stelle aufs Kita-Personal angerechnet werden können, aber nur zwei Vormittage selbst in den Gruppen mitbetreuen, spart höchstens Kosten für Kommunen und Träger. Die Erzieherinnen selbst haben nur fiktive Unterstützung und mehr Arbeit.
Krankengymnasten können’s auch?
Schlecker-Verkäuferinnen in den Kindergarten? Das blieb Politikerfantasie. Aber weil es zu wenig ausgebildete Erzieherinnen gibt, hat man den Fachkräftekatalog im Kindertagesbetreuungsgesetz (KiTaG §7) erweitert. Lehrer und Pädagogen sind für alle Aufgaben (Einrichtungsleitung, Gruppenleitung, Fachkraft) geeignet. Physiotherapeuten, Hebammen und Familienpflegerinnen dürfen nach 25-tägiger Fortbildung oder einjährigem betreutem Berufspraktikum als Fachkraft eingesetzt werden. Bisher sind kaum "nicht einschlägig" Qualifizierte in der Kindertagesbetreuung tätig – aber die Statistik hat auch erst Zahlen vom ersten Quartal 2013. Auch pädagogisch Höherqualifizierte mit Bachelor/Master/Diplom sind bisher seltene Ausnahmen. Die neuen Kollegen sind Berufseinsteigerinnen und zu einem Drittel Wiedereinsteiger oder Wechsler aus anderen sozialpädagogischen Einrichtungen und Diensten.
Investiert in Ausbau statt Gehälter?
Immer mehr öffentliche Mittel werden in den Ausbau der Kindertagespflege investiert. 2008 waren es in Westdeutschland 380 Millionen Euro, 2012 schon 1,23 Milliarden Euro. Für 2013 liegen noch keine Zahlen vor, aber sie werden nicht niedriger ausfallen. Allein 2012 wurden 28000 neue Plätze für Kinder unter drei Jahren geschaffen. Der demografisch bedingte Rückgang von Kindern im Kindergartenalter um 12000 führte zur Umwandlung von über 70000 Teilzeit-Plätzen in Ganztagsangebote. Auch beim Personal wurde nicht gekürzt, sondern es wurden umgerechnet 18000 Stellen, gerechnet auf Vollzeitkräfte, geschaffen. Nur die Bezahlung der Fachleute bleibt mager: 2372,10 Euro brutto bekommt eine Erzieherin (TVöD S6, Stufe 2) im Monat.
Tagespflege: fachlich, aber billig?
In Ostdeutschland betreuen die meisten der 6475 Tagespflegepersonen jeweils fünf Kleinkinder. Im Westen sind 37496 Tagespflegepersonen tätig: die Hälfte nur für je ein oder zwei Kinder; ein Viertel für mehr als fünf Kleinkinder. Meist wird in der Wohnung der Tagespflegeperson betreut. In Ostdeutschland verfügen 81,6, in Westdeutschland 68,3 Prozent der Tagespflegepersonen über den fachlich geforderten Mindeststandard: 160-stündiger Qualifizierungskurs oder pädagogische Ausbildung. Eine neue Variante ist die Großtagespflege: ein Zusammenschluss von mehreren Tagespflegepersonen mit mehr als fünf betreuten Kindern gleichzeitig, oft in Räumen, die nicht zugleich eigener Haushalt der Betreuenden sind. Die meisten Großtagespflegestellen sind in Nordrhein-Westfalen sowie in Niedersachsen: Beide Bundesländer haben mit gezieltem Ausbau Defizite in der U3-Versorgung gedeckt. Und was verdient eine Tagespflegeperson je Kind und Stunde? Etwa 3,50 Euro, je nach Bundesland sogar nur 2,50 Euro.