Wie man "Orte des Wohlfühlens" schafft
Schon vor einigen Jahren spürten wir, dass unsere Arbeit in der CKD sich nicht mehr deckt mit der Veränderung in der kirchlichen und politischen Gemeinde. Dazu kam, dass unsere Mitarbeiterinnen älter wurden und ihren Dienst einschränken oder einstellen mussten. Jüngere Mitarbeiter zu finden war fast unmöglich, da die meisten Frauen berufstätig sind und kleine Kinder haben. Wir hörten auch heraus, dass sie zwar gerne einen Dienst übernehmen würden, aber nicht in dem verpflichtenden Terminprogramm, das unsere Gruppe bisher hatte. Bei unseren Treffen fiel uns Folgendes auf:
• Armut, besonders bei jungen Familien, nimmt zu.
• ältere Menschen ziehen sich zurück, sie sind misstrauischer und ängstlicher geworden.
• Junge Frauen sind nicht mehr in die traditionelle Kirche und Gemeinde eingebunden.
• Wir müssen mehr über den Tellerrand der eigenen Pfarrgemeinde hinaus sehen (Seelsorgeeinheit, politische Gemeinde, Dekanat).
• Es müssen Verknüpfungen innerhalb der Gemeinde und nach außen entstehen.
• Wir müssen die Freude an unserer Arbeit und an unserem Glauben weitersagen und einladend auf andere Menschen zugehen.
• Wir können die Menschen nicht suchen oder besuchen, wir müssen ihnen einen Ort geben, an den sie kommen können, um Hilfe zu finden.
Der Neubeginn fing mit einer Vision an, die wir schrittweise umsetzten. Wir wollen einen Ort, an den Menschen kommen können, die Hilfe brauchen. Die Hilfe kann vielfältig sein. Die Kleiderausgabe ist nur ein Teil. Wir bieten Gespräche, auch Einzelgespräche an, und vermitteln an die Fachstellen des Caritasverbandes. Durch die Arbeit im Pfarrgemeinderat (PGR), im Vorstand, in der Seelsorgeeinheit konnten wir beginnen, unsere Sorgen und Wünsche dort auszusprechen.
Wir fanden Wege, einzelne Projekte an Gruppen aus der Pfarrgemeinde abzugeben. Das verstand sogar der PGR. Dabei zahlte sich die gute Zusammenarbeit und Offenheit mit allen Gruppierungen der Gemeinde aus. Ein Weg, der uns schon viele Jahre wichtig ist. Gleichzeitig sind wir immer auch einen geistlichen Weg gegangen, an dem wir auch selbst aktiv in der Gemeinde mitarbeiten. Dies ist unsere eigentliche Kraftquelle. Deshalb darf Caritas-Arbeit und Pastoral nie getrennt sein.
Wir teilten entschlossen und überzeugend unsere Pläne und Ideen, verbunden mit den Wünschen und Vorstellungen unseres Projektes. Es gab leere Räume in unserer Gemeinde, die auch noch zentral neben dem Bürgerdienstbüro der Stadt liegen. Wir legten Pläne und Kostenrechnungen vor und machten klar, dass wir nur in praktisch eingerichteten und freundlichen Räumen beginnen wollten. Wir hielten die Kosten im Rahmen und bekamen alles bewilligt. Für die Menschen, die mittwochs zwischen drei und fünf Uhr zu uns kommen, sind diese hellen und einladenden Räume ein Ort zum Wohlfühlen.
Es war uns von vorneherein klar, dass dieser Ort über die Kleiderkammer hinaus ein Ort der Begegnung sein muss. Die Not der Anonymität und Einsamkeit ist genauso groß wie die materielle Armut. So bieten wir während der Öffnungszeiten Kaffee und Kuchen an. Mitarbeiter und Besucher sitzen zusammen. Dadurch hören wir den Menschen zu und können Not verschiedener Art aufdecken und Hilfe leisten. Wir laden die Menschen immer wieder ein und haben schon treue Mitarbeiter und Helfer aus diesen Reihen. Männer, die streichen oder reparieren. Frauen, die aufräumen, Kaffee kochen. Für diese Helfer ist wichtig, dass sie keine kontinuierliche Verpflichtung eingehen müssen. Sie tragen sich für ihren Dienst in eine Liste ein, wann immer sie können. Die Arbeit in dieser Gemeinschaft bereitet ihnen sehr große Freude.
Im Moment haben wir noch Mitarbeiter, die die herkömmliche Caritas-Arbeit weiter machen und neue Mitarbeiter im "Sozialen Punkt". Im "Sozialen Punkt" werden Sprachkurse für Aussiedler und Italiener angeboten, gezielt für Mütter mit kleinen Kindern. So bekommen sie indirekt Kontakt zur Gemeinde. Wir sind dabei, einen sozialen Fonds einzurichten, in den die Gelder aus Benefizveranstaltungen und Festen fließen. Dadurch können wir selbständig und spontan finanzielle Hilfe leisten oder Projekte unterstützen.
Für uns war von Anfang an wichtig, neue Wege zu beschreiten, ohne diese bis zum Schluss ausgearbeitet zu haben. Alles muss und darf mit Gottes Hilfe wachsen.