Das Potenzial der Helfer war erschöpft
"Es wurde zu viel für die wenigen Helfer", sagt Gisela Brinkmeier. Die 65-jährige Biologin wollte im Ruhestand etwas ganz anderes machen und engagiert sich in mehreren Ehrenämtern. Als im November 2014 die ersten Flüchtlinge nach Lägerdorf kamen, fragte sie beim zuständigen Amt nach, ob sie helfen könne, und bekam sofort zwei Flüchtlingsfamilien zugeteilt. Inzwischen koordiniert sie die Arbeit von 15 freiwilligen Helfern. Sie sind Ansprechpartner bei allen Fragen, helfen bei sozialen und gesundheitlichen Problemen, bieten Sprachförderung an und haben im Rathaus einen Kleidermarkt eingerichtet. Die wöchentlich neu ankommenden Flüchtlinge werden immer gleich mit ihrem Paten in Kontakt gebracht.
Unterstützung durch das Konzept der Caritas
Caritas-Beraterin Silvia Bruns hat die Gruppe in Lägerdorf von Anfang an unterstützt. Als Gisela Brinkmeier ihr erzählte, wie überlastet die Familienpaten sind, schickte sie ihr das neue Konzept der Caritas zur Unterstützung der Flüchtlingshilfe in den Kommunen. "Wir haben es den Bürgermeistern im Amt Breitenburg vorgestellt", sagt Gisela Brinkmeier. "Es war so schlüssig, dass es sofort genehmigt wurde." Das Konzept sieht vor, den Ehrenamtlichen in der Flüchtlingshilfe hauptamtliche Koordinatoren an die Seite zu stellen, die sie in ihrer Arbeit begleiten und unterstützen, indem sie Beratung, Hausbesuche und Krisenintervention für neu zugezogene Asylbewerber und Flüchtlinge anbieten und vor Ort Netzwerke aufbauen. So konnte Norbert Schmitz, Sozialreferent bei der Caritas in Schleswig-Holstein und Verfasser des Konzepts, eine eigene Mitarbeiterin für das Amt Breitenburg einstellen.
Seit Mitte Oktober arbeitet Ana Kock mit 15 Wochenstunden im Rathaus von Lägerdorf. Der Bürgermeister hat ihr dafür sein Amtszimmer zur Verfügung gestellt. Sie ist immer vor Ort, wenn neue Flüchtlinge ankommen, bietet regelmäßige Sprechstunden an, besucht die Flüchtlingsfamilien und ist Ansprechpartnerin für die Helfer. "Sie kann zum Beispiel bei bestimmten familiären Problemen tiefer einsteigen, was wir so nicht können", sagt Gisela Brinkmeier. Außerdem erarbeitet Ana Kock eine Willkommensmappe mit allen wichtigen Informationen in verschiedenen Sprachen, die auch die Familienpaten als Nachschlagewerk für ihre Arbeit nutzen können. "Es ist ein Glücksfall, dass wir durch das Konzept der Caritas die passende Unterstützung bekommen haben", sagt Gisela Brinkmeier.
Ehrenamt soll Spaß machen
Caritas-Sozialreferent Norbert Schmitz wirbt bei den Kommunen im Land für eine qualifizierte aufgabenteilige Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt: "Ehrenamtliche stoßen bei der Betreuung von Flüchtlingen immer wieder an ihre fachlichen und persönlichen Grenzen. Das, was Ehrenamtliche leisten, kann nicht von Hauptamtlichen übernommen werden. Aber wir dürfen sie damit auch nicht alleinelassen und müssen ihnen hauptamtliche Unterstützer an die Seite stellen."
Das Konzept der Caritas in Schleswig-Holstein zur "Betreuung und Beratung von Asylbewerberinnen und Asylbewerbern in Gemeinden und Ämtern" finden Sie unten zum Download.