Ein Rohdiamant in der Ausbildung
Im Kreis Paderborn hilft IN VIA jungen Eltern einen passenden Ausbildungsplatz zu finden, der ihnen genug Zeit für ihr Kind lässt. Finanziert wird die Maßnahme "TEP - Teilzeitberufsausbildung - Einstieg begleiten - Perspektiven öffnen" mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und des Landes Nordrhein-Westfalen.
Jessika Teichreb wurde mit 19 Jahren Mutter und suchte einen Ausbildungsplatz. Eine Freundin machte sie auf Brigitte Mersch aufmerksam, die bei IN VIA Paderborn für die Fachberatung für Teilzeitausbildung verantwortlich ist. Die sprach Matthias Wirz an, der im Paderborner Südring-Center ein Juweliergeschäft unterhält. "Ich hatte gerade eine Mitarbeiterin in Schwangerschaftspause", erzählt er. "Es passte perfekt." Matthias Wirz beteiligt sich bereits seit einigen Jahren am Projekt der Teilzeitauszubildenden. Für ihn ist es auch eine Möglichkeit, der zurückgehenden Zahl an Bewerbungen im Einzelhandel zu begegnen. "Wir müssen neue Wege gehen", sagt Wirz.
Die meist jungen Frauen, die von IN VIA begleitet werden, seien meist besonders motiviert, da dieser Ausbildungsplatz oft ihre "einzige Chance" sei, erklärt Brigitte Mersch. "Die jungen Eltern wissen, dass sie eine Verantwortung für sich und ihr Kind haben, daher haben sie eine gute Voreinstellung zu ihrer Ausbildung." Bevor Brigitte Mersch die Bewerber vermittelt, führt sie lange Gespräche, um den idealen Ausbildungsplatz finden zu können. Im Fall von Jessika Teichreb ging es schnell. Ihre Schulnoten waren gut und nachdem sie eine Woche Probe gearbeitet hatte, war der Juwelier überzeugt. "Man hat einfach gemerkt, dass es passt. Sie ist ein Rohdiamant."
Brigitte Mersch betreut etwa zehn bis zwölf Interessierte an einer Teilzeitausbildung im Jahr. Dabei arbeitet sie mit Boris Voss von der Regionalagentur OWL zusammen. NRW-weit werden von der Landesregierung 540 Ausbildungsstellen auf diese Art und Weise gefördert.
Auch wenn eine Ausbildung nicht nach Plan verläuft, hilft IN VIA weiter. Sowohl die Ausbilder als auch die Auszubildenden können sich jederzeit bei Brigitte Mersch melden - und zwar sowohl im Vorfeld, wie auch während der Ausbildung. Denn nicht jede Bewerbung ist sofort erfolgreich - trotz Vermittlung von Brigitte Mersch. Manche Interessierte benötigen bis zu zwei Jahre, um eine Teilzeitausbildung beginnen zu können. Doch auch diese Situation habe ihr Gutes, erklärt Mersch. Die Frauen erhielten schließlich immer eine Rückmeldung und könnten so "ihre Kompetenzen weiter ausbauen".
"Viel Planung" erfordere eine Ausbildung mit Kind, berichtet Jessika Teichreb. Ihr Kind hat einen Kita-Platz und wird dort tagsüber versorgt. In den Randzeiten kann sie auf die Unterstützung der Eltern zurückgreifen. Der Leistungsdruck wiegt schwer, doch: "Wenn mein Kind in der Kita ist, kann ich mich voll auf die Arbeit konzentrieren, und es macht mir Spaß", sagt die junge Mutter.
Nicht immer läuft bei den Auszubildenden alles so glatt. Bei Schwierigkeiten ist intensive Betreuung gefragt. Schließlich habe sich IN VIA zum Ziel gesetzt, einen passenden Ausbildungsplatz zu finden, der dann auch nicht wieder abgebrochen werde. "Nicht schnell, sondern gründlich", sei dabei die Devise, so Brigitte Mersch.