Was macht eigentlich... eine Sozialarbeiterin?
Als Lena Schroeter fünf Jahre alt war, stand ihr Berufsziel schon fest: "Dasselbe wie die Mama: Krankenschwester!", lautete ihre Standard-Antwort. Und wie Papa, Oma und Opa. Da fand Lena Nachtdienst, Früh- und Spätschichten noch ganz normal.
Einige Jahre später wollte Lena Schroeter eine Ausbildung zur Physiotherapeutin beginnen, was am hohen Schulgeld privater Schulen scheiterte, doch eine Alternative war schnell gefunden: Kinderkrankenschwester! Eine gute Entscheidung, meinte sie: "Angezogen hat mich der Gedanke, Kindern zu helfen: Genau das war mein Wunsch!" Wobei sie mit 18 Jahren auch bereits einen pragmatischen Vorteil sah: "Es ist etwas anderes, ob ich ein Kind trage, pflege, es aus dem Bett hebe oder einen Erwachsenen - einfach vom Gewicht her!"
Sie wollte den Menschen ganzheitlich betrachten
Nach der Ausbildung wurde Lena nicht von der Kinderklinik übernommen, sondern arbeitete ab Ende 2005 in der stationären Altenpflege. "Das war keine gute Zeit für mich", erzählt sie: "Ich war gewohnt, dass Kinder gesund werden und wieder nach Hause gehen - nun ging es darum, die letzten Atemzüge zu begleiten! Ich ziehe den Hut vor Menschen, die das können, aber für mich war es nicht die richtige Entscheidung. Ich brauchte eine Alternative."
2006 schrieb sich Lena Schroeter für den Studiengang Soziale Arbeit ein. Sie wusste, was sie wollte: "Möglichst beide Ausbildungen kombinieren - die Kinderkrankenschwester und die Sozialarbeiterin - und am liebsten den Bereich Kinder, Jugend, Familie. Als Beratertätigkeit." Nicht nur die rein körperliche Versorgung zu leisten, den Blick auf das ganze Leben zu richten, mit allen psychosozialen Themen, die dazugehören, und trotzdem Menschen praktisch zu helfen, das war es, was ihr vorschwebte. Parallel zum Studium ergab sich dazu Gelegenheit, im Bereich familienunterstützender Dienste: "Morgens war ich an der FH, nachmittags hatte ich Termine bei den Familien. Ich habe Kinder betreut, aber auch eine erwachsene MS-Patientin. War mit ihr spazieren, wir haben im Garten gesessen, Kreuzworträtsel gelöst, was eben für sie gerade wichtig war."
Eine Erfahrung, die Lena darin bestärkte, diesen Weg weiterzugehen. Beim Caritasverband in Gelsenkirchen startete sie mit einem Projekt für alleinerziehende Mütter: "Es ging um den Wiedereinstieg ins Berufsleben. Bewerbungstraining, berufliche Wunschvorstellungen plus Kinderbetreuung, manchmal Vermittlung von Mutter-Kind-Kuren, Erziehungsberatung - oft mussten erst viele Hürden im Vorfeld beseitigt werden."
Teilzeitstellen sind normal
"Heute habe ich zwei halbe Stellen, beide im Gelsenkirchener Neustadttreff NeST, wo ich mit fünf Kolleginnen und Kollegen zusammenarbeite." Die eine in der integrativen Fachberatung: Hier kann jeder hinkommen, der psychisch oder sozial belastet ist, ob alleinerziehende Mütter, von Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen oder psychisch Erkrankte. Der Bedarf ist groß - hier leben viele Migranten, Arbeitslose, Kinderreiche und Hartz-IV-Empfänger.
Die andere Teilzeitstelle ist in einem vom Bundesministerium für Migration und Flüchtlinge geförderten Projekt für Familiencoaching. "Wir bieten Kurse und Freizeitmöglichkeiten vom Frauentreff über die Teeniegruppe, bis zum Gehirnjogging für Ältere."
Lena Schroeter hat es geschafft, mit allen Generationen zu arbeiten: "Ich kann mir nicht gut vorstellen, mit 60 noch im Kinder- und Jugendbereich tätig zu sein. Denn das ist dann irgendwann ein Altersunterschied, der auch für die Kinder schwierig ist. Man entfernt sich ja immer mehr von dieser Altersgruppe. Zurzeit bin ich im Alter der Eltern kleiner Kinder, in 20 Jahren nicht mehr."
Gut zuhören sollte man können
Was sollte ein junger Mensch mitbringen, der dieses Berufsfeld wählt? "Vorteilhaft ist ein Jahrespraktikum oder ein Freiwilliges Soziales Jahr", meint Lena Schroeter. "Man muss gut zuhören können, sich nicht davor scheuen, mit Problemlagen konfrontiert zu werden, denn in der sozialen Arbeit geht es oft nicht um die heile Welt, sondern um die Schwierigkeiten, die es im Leben so gibt."
Das motiviert auch: "Mein persönliches Grundverständnis der sozialen Arbeit ist der Gedanke der christlichen Nächstenliebe, und der begleitet mich auch auf der täglichen Arbeit. Wir sind offen für alle Religionen und Kulturen, aber ich merke, dass der Glaube auch bei vielen Ratsuchenden Positives bewirken kann."