Kommt sicher an und hilft
Jeder Leser der Sozialcourage ist bestimmt schon einmal mit einer Sammelbüchse mit dem Flammenkreuz konfrontiert gewesen. Vielleicht hat er selbst für die örtliche Caritas oder die soziale Arbeit in der Pfarrgemeinde gesammelt. Sammlungen, ob an der Haustür, auf der Straße oder per eingeworfenem Flyer samt Zahlschein sind eine wichtige Geldquelle für die Caritas. Aus einem Fünf-Euro-Schein oder den 50-Cent-Münzen im Klingelbeutel wird oft ein stattlicher Betrag, auf den die soziale Arbeit ebenso sehr hofft, wie viele arme Menschen darauf angewiesen sind.
Was geschieht mit dem Klingelbeutel?
Ein- oder zweimal im Jahr finden in katholischen Kirchen Kollekten statt für die Arbeit der Caritas. Die Erträge gehen manchmal komplett an den Diözesan-Caritasverband. Der in Görlitz etwa steckt sie in seine Straßenkinderarbeit im russischen St. Petersburg. In Hildesheim machen Generalvikariat und Diözesan-Caritasverband halbe-halbe. Von der Kollekte am "Caritas-Sonntag" erhält die Caritas Essen 50 Prozent des Erlöses, 50 Prozent verbleiben in den Pfarrgemeinden. Auch hier darf man ruhig nachfragen, wofür genau das gesammelte Opfergeld eingesetzt wird.
Es ist immer für einen guten Zweck, aber für welchen genau?
Die sozialen Aktionsfelder sind nicht genormt. Hier hat ein Verband aus historischer Tradition Krankenhäuser, dort Beratungsstellen oder Caritaszentren. Schwerpunkte werden vor Ort gesetzt. Kliniken aber werden durch Entgelte der Krankenkassen finanziert und vom Staat bezuschusst. Wofür die Sammlungen keineswegs gedacht sind, sagt zum Beispiel der Diözesan-Caritasverband Augsburg in seiner Argumentationshilfe für Sammler: "Für Altenpflegeeinrichtungen, die nach den gesetzlichen Bestimmungen durch die öffentliche Hand sowie durch die Pflegesätze finanziert werden. Auch Behinderteneinrichtungen werden nach gesetzlichen Vorgaben durch die öffentliche Hand finanziert." Damit den Ehrenamtlichen mit der Sammelbüchse und -liste nicht die Argumente ausgehen, nennt die Augsburger Fibel gleich die nicht refinanzierten Dienste und die darauf Angewiesenen: Mittagstische, Tafeln und Kleiderkammern für Arme, Beratungsstellen für Suchtkranke, psychisch Kranke, Arbeitslose, Überschuldete. Auch die Beratung zur Mutter/Vater-Kind-Kur oder für alte Menschen lebt von Sammlungserlösen.
Um welche Beträge geht es?
Vorweg: Das Bitten um eine milde Gabe hat für die Caritas Erfolg. Nennen wir mal ein paar Beispiele: Der Diözesan-Caritasverband Passau hat im Frühjahr 2013 durch Sammlung und Kollekte 285.533,75 Euro eingenommen. Dafür waren aber auch 4000 Sammlerinnen und Sammler in dem vorwiegend ländlich geprägten Bistum unterwegs.
Im Diözesan-Caritasverband Fulda kam man 2011 durch Sammlungen auf 204.000 Euro, die Kirchenkollekte brachte 67.000 Euro, und Spenden, Bußgelder und Mitgliedsbeiträge trugen weitere 452.000 Euro herein. Der Diözesan-Caritasverband Paderborn kam 2009 auf 1,3 Millionen Euro, der Diözesan-Caritasverband München auf 5,6 Millionen Euro. Im Bistum Limburg (Hessen und Rheinland-Pfalz) gaben Spender bei den beiden Sammlungen im Frühjahr und im Herbst 2012 insgesamt 326.051,90 Euro, von denen laut aktueller Presseerklärung übrigens "kein Euro in den Bistumshaushalt" floss.
Informationen begründen Vertrauen
Der Diözesanverband München und Freising stützt die Sammeltätigkeit mit einem ausführlichen Geschäftsbericht. Danach lagen 2012 Haussammlungen mit 2,81 Millionen Euro ganz vorn, die Briefsammlung mit 1,94 Millionen Euro klar dahinter. Kirchenkollekten brachten 473.000 Euro. Auf der Straße gab es für die Münchner Caritas immerhin noch 10.300 Euro. Briefe sind im Kommen, wo sich keine ehrenamtlichen Sammlerinnen und Sammler mehr finden. Mit Erbschaften, Mitgliedsbeiträgen und Bußgeldern wurden dem Münchner Verband insgesamt 8,2 Millionen Euro gespendet. Wie hoch sind die Werbekosten? 1,32 Millionen Euro, gerade 0,4 Prozent des Gesamtaufwands von 348 Millionen - davon sind fast 254 Millionen Euro Personalkosten. 235 Millionen Euro erhält der Verband für Dienste und Leistungen vergütet. 65 Millionen Euro schießt die öffentliche Hand, 21 Millionen die Kirche zu - da sind mehr als acht Millionen Euro an Spenden nicht zu verachten. Liest sich spannend wie ein Roman.
Sicher können kleinere Verbände nicht so eloquent und umfänglich über ihre Mittelverwendung aufklären. Aber es sollte nachzulesen sein, wofür die Spenden gedacht sind: vorher der konkrete Zweck, danach die eingenommenen Beträge und ihre genaue Verwendung.