Neue Engel aus altem Gotteslob
Der erste Arbeitsschritt ist für Annette Rohling der härteste. Ein Buch auseinander zu schneiden "tat mir anfangs richtig weh," bekennt die gelernte Buchbinderin. Versöhnt ist sie mit dem Ergebnis. Unter ihrer Regie haben die Beschäftigten der Freckenhorster Werkstätten vor allem aus den Liedseiten des alten Gotteslobs Engelfiguren gefalzt und geklebt. 2.000 mussten sie in akribischer Handarbeit für ein Kunstprojekt im Münsteraner Dom liefern. Zur offiziellen Einführung des neuen Gotteslob schmückten die luftigen Engel das dortige "Paradies".
Da gab es viel zu tun für Silvia Höner und ihre Kollegen. Sieben bis acht Minuten benötigen sie für die einzelnen Arbeitsschritte pro Engel. An einem schmalen Pappstreifen, den Annette Rohling als Falzhilfe entworfen hat, beginnt sie mit dem Knicken der dünnen Papierseiten. Die übrigen Falze ergeben sich daraus. Ein dünnes Loch wird quer durch den schmalen Ziehharmonikastreifen geschossen, um den auf exakt sieben Zentimeter abgeschnittenen Faden einfädeln zu können. Er verbindet Körper, Arme und Kopf und ermöglicht in einer Schlaufe endend das Aufhängen. Annette Rohling hat dafür im Metallbereich der Freckenhorster Werkstätten eine stabile Einfädelhilfe bauen lassen.
Jürgen Kirsch, Leiter der Werkstättenabteilung Print-Tec, die für das Engelprojekt verantwortlich ist, hat die Produktion vorsichtshalber an alle zehn Betriebsstätten der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen verteilt. Neben dem Auftrag aus Münster zeigte sich das Erzbistum Köln begeistert und hat 300 Figuren bestellt. Außerdem fanden die Engel auf dem eigenen Adventsbasar und an anderen Orten reißenden Absatz.