Corona: Engagement von Geflüchteten
Text - Hanno Dihle
"Die Geflüchteten in unserer Gruppe hatten immer den Wunsch, etwas von der Unterstützung zurückzugeben, die sie in Deutschland erfahren haben", erzählt Marwan Mohamed von der Caritas Gelsenkirchen. "Als es mit der Corona-Pandemie in Deutschland losging, habe ich gesagt: Jetzt werdet ihr gebraucht!" Das war der Anfang der Corona-Hilfstruppe in Gelsenkirchen.
Anfang 2020 übernahm Marwan Mohamed die Ehrenamtskoordination der Caritas im Flüchtlingsbereich in Gelsenkirchen. Ein Projekt, das von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz, gefördert wird. Die Männergruppe in Gelsenkirchen wird zur Corona-Task-Force Ein wichtiger Teil des Projektes ist die Männergruppe im Caritas-Stadtteiltreff NeST. Der Ehrenamtskoordinator bietet hier geflüchteten Männern wöchentlich wechselnde Vorträge zu unterschiedlichen Themen an. Die Treffen sind ein Ort der gegenseitigen Hilfe und Beratung bei Problemen und bieten zudem die Gelegenheit, Freunde zu treffen. Bevor das Virus sich verbreitete, war das Angebot ein fester Bezugspunkt für viele Menschen.
Große Hilfsbereitschaft
Als die Corona-Krise im Frühjahr hereinbrach, äußerten viele den Wunsch, im Rahmen ihrer Möglichkeiten anderen Menschen zu helfen. Hilfe hatten sie schließlich selbst erfahren, als sie nach Deutschland kamen, zum Beispiel von ehrenamtlichen Helfern, die nun aufgrund ihres Alters selbst auf Hilfe angewiesen sind. Jedoch stellte sich bald heraus, dass der Unterstützungsbedarf weitaus größer war. In Gelsenkirchen leben viele ältere Menschen, die Unterstützung brauchen. Gleichzeitig fehlte es in vielen Einrichtungen, insbesondere in Pflegeheimen, an Masken.
Unter der Anleitung von Marwan Mohamed wurden Teams gebildet und in feste Einsatzbereiche eingeteilt. Stoffspenden mussten abgeholt und zu den Näherinnen und Nähern gebracht werden. Die fertigen Masken wurden dann abgeholt und ausgeliefert. Adressen von Hilfsbedürftigen für Essenauslieferungen und Einkäufe wurden zugeteilt. "Meine Arbeit hat sich mit Corona komplett gewandelt", sagt Mohamed. "Ich fühlte mich bald wie ein Logistiker eines Versandunternehmens." Die meisten Engagierten sind noch berufstätig, viele können sich daher nur nach Feierabend einbringen. Der Erfolg spricht für sich: Allein das Maskenteam konnte in kürzester Zeit über 4000 Masken nähen und ausliefern.
Insgesamt hat die Pandemie zu einer großen Hilfsbereitschaft geführt. An vielen Orten zeigte sich, in welchem Maße die ehemals Geflüchteten mittlerweile ein Teil der Zivilgesellschaft geworden sind. Ganz im Sinne des Caritas-Mottos "Not sehen und handeln" sendet das Engagement von Menschen mit und ohne Fluchthintergrund ein hoffnungsvolles Zeichen in schwierigen Zeiten einer Pandemie.
Die vollständige Ausgabe des MIGrations-MAGazins finden Sie hier: https://www.kam-info-migration.de/