Ein Fallschirm für ausländische Ärzte
Bereits heute, verstärkt aber in den nächsten Jahren wird Deutschland mit einem erheblichen Ärztemangel konfrontiert. Über 20.000 Chef- und Oberärzte/ -ärztinnen in Krankenhäusern und Kliniken werden bis 2030 in den Ruhestand gehen, ebenso mehr als 22.000 niedergelassene Fachärztinnen und -ärzte, so eine Studie der Unternehmensberatung PwC aus dem Jahr 2012. Bereits heute sind Wartezeiten für Untersuchungen (zu) lang und in manchen - besonders in ländlichen - Gegenden ist die Versorgung wegen fehlender Haus- und anderer Fachärzte gefährdet. In Krankenhäusern sind zu wenige Ärzte vorhanden, es werden händeringend weitere gesucht.
Bisherige Bemühungen, freie Arztstellen mit ausländischen Ärzt(inn)en zu besetzen, haben viele Probleme deutlich werden lassen: Oft hat die bloße Anwerbung durch professionelle Arbeitsvermittler (Headhunter) zu einer diffusen Wahrnehmung der ausländischen Ärztinnen und Ärzte in deutschen Krankenhäusern geführt. Kritisiert wird immer wieder: Sie sprechen kaum Deutsch und kennen die Arbeitsweisen und den Umgang mit Patienten in deutschen Kliniken nicht. Viel "sprachlastige" Arbeit und Verwaltungstätigkeit bleiben daher zusätzlich an den deutschen Kolleg(inn)en hängen: Gespräche mit Patient(inn)en, Angehörigen und medizinischem Personal, Schreiben von Arztbriefen, Dokumentation und vieles mehr. Das Vertrauen der Patienten zu den ausländischen Ärzten ist nicht selten gestört, weil Verstehen und Verstandenwerden - auch für Kollegen - oft schwierig ist.
Einen Ausweg, um ohne diese Probleme qualifizierte ausländische Ärztinnen und Ärzte in deutsche Krankenhäuser zu bringen, bietet die German Doctor Exchange GmbH (GDE). Sie wählt gezielt junge Bewerber(innen) aus und qualifiziert sie - nach dem Prinzip "Qualität vor Quantität" - zunächst umfangreich in Deutschland, bevor es in die Kliniken zu den Patient(inn)en geht.
Die GDE bietet durch persönliche Ansprache an den Hochschulen, via Internetseiten und über regionale Foren Veranstaltungen vor Ort jungen Ärzt(inn)en im Ausland an, sich über eine Facharztausbildung und Tätigkeit in Deutschland zu informieren und sich über die Internetseite der GDE zu bewerben.
Mehrstufiges Auswahlverfahren
Die bei den Online-Bewerbungen hochgeladenen Studienunterlagen und ein ausgefeilter Test sind der erste Schritt in eine Vorauswahl. Die vorausgewählten Kandidat(inn)en werden zu einem professionellen Bewerber-Testverfahren (Assessment-Center) eingeladen. Es verbindet Fragen zum medizinischen Wissen mit Tests zur Leistungsfähigkeit und Sprachlernfähigkeit, zu teamorientiertem Arbeiten und zur kulturellen Anpassungsfähigkeit der Kandidat(inn)en. Außerdem führt mit ihnen ein Team deutscher Chefärzte und Professoren persönliche Gespräche, um die Kandidat(inn)en anschließend zu bewerten. In Kooperation mit Spezialanbietern werden nach Ende des Assessment-Centers alle Ergebnisse und Bewertungen zusammengeführt und die am besten geeigneten Bewerber(innen) ermittelt - sie erhalten eine Einladung zur Ausbildung in Deutschland.
Erlernen der deutschen Umgangs- und Fachsprache
Ein siebenmonatiger Intensiv-Sprachkurs mit Präsenzzeiten und Selbstlernphasen an zwei Orten in Deutschland vermittelt den jungen Ärzt(inn)en neben allgemeinen Kenntnissen auch medizinischen Fachwortschatz. Trainiert werden das Erstellen medizinischer Dokumentationen und das Schreiben von Arztbriefen.
Die ausländischen Akademiker(innen) werden in Wohnungen mit jeweils einem weiteren Lernpartner untergebracht. Sie erhalten Leistungen für den Lebensunterhalt, notwendige Versicherungen, Tickets für den öffentlichen Nahverkehr und die nötige mediale Ausstattung zum Beispiel mit Laptop und Telefon.
Angestrebt wird ihre Integration nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im neuen sozialen und kulturellen Umfeld. Teilnehmerbetreuer(innen) unterstützen im Sprachkurs, aber auch darüber hinaus bis hin zum Abschluss der gesamten Ausbildung ihren Lernprozess.
An den Sprachkurs schließt sich ein "Feldkompetenz"-Lehrgang an: Er vermittelt vielfältige fachpraktische Kenntnisse, die für einen Assistenzarzt im Krankenhaus wichtig sind. Vom Patientengespräch über pharmazeutische Grundkenntnisse bis hin zum Grundkurs Strahlenschutz, diagnosebezogenen Fallgruppen (DRGs) und Krankenhaus-Informationssystemen reichen die Fachthemen für einen gelingenden Einstieg in die Alltagsarbeit. Praktische Phasen in deutschen Krankenhäusern vertiefen die Kenntnisse weiter.
Die Teilnehmer(innen) erhalten in der Regel die Approbation, wenn sie neben ihrer qualifizierten medizinischen Ausbildung auch die geforderten deutschen Sprachkenntnisse nachweisen. Ein kleiner Teil wird Defizite in kurzer Zeit durch eine spezifische Schulung in einem deutschen Krankenhaus abbauen und dann ebenfalls approbiert werden. Gegebenenfalls wird eine zweimonatige Prüfungsvorbereitung unter anderem durch ein Repetitorium unterstützt.
Für alle beginnt nach der umfangreichen Qualifikationsphase die Zeit der praktischen Tätigkeit als Assistenzarzt oder -ärztin in einem deutschen Krankenhaus und die umfangreiche Facharztausbildung, die in der Regel nach fünf bis sechs Jahren durch die Facharztprüfung im jeweiligen Fachgebiet und den zwei Nebenfächern vor der zuständigen Ärztekammer abzuschließen ist. Danach ist dieser Ausbildungsabschnitt beendet - für viele aber nur eine Station in der noch weiter gehenden fachlichen Ausbildung, zum Beispiel für Hämatologie oder in speziellen Chirurgiefeldern.
"Auch in dieser Phase begleiten wir die Ärztinnen und Ärzte", so GDE-Geschäftsführer Swjatoslaw Aksamitowski, "wir sehen uns als langfristige Partner - genauso für die Teilnehmer des Programms wie auch für die Krankenhäuser und Kliniken. Wir wollen 2015/16 und in den Folgejahren weitere Ärztinnen und Ärzte aus verschiedenen Ländern nach Deutschland holen. Das wird unseren Bedarf in Deutschland bei weitem nicht decken, aber aufzeigen, dass gut ausgebildete ausländische Mediziner gute Ärzte für Deutschland sind. Diese jungen Fachärzte behandeln kompetent und qualifiziert, erwerben täglich neues Wissen, sammeln weitere Erfahrungen und werden ihren beruflichen Weg weiter verfolgen, ob im Krankenhaus, als niedergelassener Facharzt in Deutschland oder nach Rückkehr in ihre Heimatländer."
Gut vorbereitete junge Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland werden auf Dauer dazu beitragen, zu vermeiden, dass deutsche Kliniken oder Abteilungen wegen Mangels an Fachkräften schließen müssen, Wartezeiten für notwendige Behandlungen immer länger und die Wege zu Spezialisten immer weiter werden.
Pfleger aus Italien, Ingenieure aus China: herzlich willkommen?
Langfristig bleiben lohnt sich
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Sehr gute Erfahrungen
Durch Chancengleichheit und Vielfalt gewinnen
Wir sind dann mal weg?!
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