Alle profitieren davon
Vor drei Jahren startete der Caritasverband für die Diözese Mainz das Projekt Den Wandel gestalten - Kita als Familienzentrum". Bei einem Fachtag am 10. März 2011 haben 13 Kitas aus dem Bistum Mainz ihre Projektergebnisse vorgestellt. Was hat Sie dabei am meisten beeindruckt?
Hans-Jürgen Eberhardt: Mich hat vor allen Dingen die Vielfalt der familienorientierten Angebote beeindruckt, die in den Einrichtungen in den vergangenen drei Ja ren entwickelt oder weiter entwickelt wurden. In Münster wurde zum Beispiel die Idee eines Waldspaziergangs mit einem berenteten Förster entwickelt. Die Beteiligung der Eltern beim Spaziergang wurde für alle zu einem besonderen Ereignis und entlastet auch die Erzieherinnen. Die Kolpingsfamilie in Münster lud die Kita zu einem Sommerfest ein, bei dem zum ersten Mal nicht die Höhe der Preise für Kaffee und Kuchen wichtig war, sondern alle eingeladen waren und spenden konnten. Besonderer Clou: Die gemeinsamen Spiele von Kindern und Eltern waren so spannend, dass sogar die Würstchen warten mussten.
Neben kostengünstigen Freizeitangeboten: Was sind weitere wichtige Merkmale eines Familienzentrums?
Ein Familienzentrum zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die Angebote mit und im Hinblick auf Familien entwickelt und umgesetzt werden. Zu Beginn und zu Ende des Projekts haben die Einrichtungen beispielsweise Elternbefragungen durchgeführt. Mit der ersten Befragung wurden ihre Bedarfe abgefragt. Dies führte in einigen Einrichtungen beispielsweise zu einer Flexibilisierung der Öffnungszeiten, zur Einrichtung eines Elterncafés oder dazu, dass in der Kita regelmäßig eine Sprechstunde der Erziehungsberatungsstelle angeboten wird. Durch solche Angebote wird das Hilfenetz für Familien und ihre Kinder noch dichter. Ich sage hier gerne: ‚Alle profitieren davon’, wenn sich eine Kita zu einem Familienzentrum entwickelt.
Welche Rolle spielen Ehrenamtliche bei dem Projekt?
Eine ganz entscheidende Rolle. Zum einen bringen sie sich kreativ in den Kindergartenalltag ein, indem sie beispielsweise vorlesen, mit den Kindern musizieren, Tanzen oder Turnen in der Kita anbieten. Durch dieses Engagement sind in vielen Einrichtungen dauerhafte Kooperationen zwischen der Kita und Ehrenamtlichen entstanden. Diese kommen oft aus dem Stadtteil, engagieren sich privat oder für einen Verein. Aber auch zu Ehrenamtlichen im Bereich der Pfarrgemeinde hat das Projekt Brücken schlagen können. In Bad Vilbel kamen zum Beispiel immer weniger Besucher zur Pfarrbücherei. Anstelle einer möglichen Schließung wurde die Ausleihe in die Kita verlegt. Nun gibt es wöchentlich 100 Aus leihen und sehr viel Begegnung. Auch Feste oder Familiengottesdienste werden von Kita und Pfarrgemeinde gemeinsam gestaltet.
Die erste Phase des Projekts ist abgeschlossen. Wie geht es weiter?
Wir planen ab Januar 2012 weitere 40 Kitas auf dem Weg zu Familienzentren zu begleiten. Dann wird regionale Kooperation eine größere Rolle spielen. Denn am Beispiel des Gießener Mobiles - über das acht Projektteilnehmer in einem Verbund katholischer Kitas zusammengeschlossen sind - hat sich gezeigt, dass die Kitas durch den Erfahrungsaustausch in großem Maße voneinander profitieren. Das wollen wir nutzen.
Wie kreativ die Kita-Teams und die Elternvertreter bei der Umsetzung der familienunterstützenden Angebote waren, zeigt auch der Film "Den Wandel gestalten - Kita als Familienzentrum". Eine Kurzfassung kann im Internet unter www.dicvmainz.caritas.de abgerufen werden.
Die ungekürzte Fassung des Films (DVD) kann beim Caritasverband für die Diözese Mainz angefordert werden. E-Mail: info@caritas-bistum-mainz.de per Post: Caritasverband für die Diözese Mainz e. V., Stabsstelle Sozialpolitik und Verbandskommunikation, Bahnstraße 32, 55128 Mainz