Auszeit für soziales Lernen
"Ich wollte schon immer mit Kindern machen!"
Florian Kranz leistet sein Freiwilliges Soziales Jahr in der Kita St. Otto
In der Kita St. Otto wuseln die Kleinen fröhlich herum. Sie ziehen sich lautstark an, um auf den Spielplatz zu gehen. Florian Kranz sitzt auf der Erde zwischen all den Kindern, er ist gerade dabei, einem kleinen Jungen in roten Regenhosen die Schuhe zuzubinden. "Gleich gehen wir raus", ruft er fröhlich.
Florian Kranz ist knapp 21 Jahre alt, ein großer, schlanker junger Mann in Jeans und Turnschuhen. "Ich wollte schon immer was mit Kindern machen", erzählt er. Beim Wehrdienst wurde er ausgemustert, d.h., er konnte auch nicht zum Zivildienst. Da er aber vor seinem BWL-Studium unbedingt noch Erfahrungen im sozialen Bereich machen wollte, hat er sich zu einem Freiwilligen Sozialen Jahr entschlossen.
Seit dem 1. September 2010 arbeitet er in der Kindertagesstätte St. Otto, acht Stunden täglich. "Am liebsten bin ich bei den Kleinen in der Sternengruppe", sagt er. Aber auch die größeren Kinder lieben ihn und scharen sich auf dem Spielplatz sofort um ihn.
"Ich kann mir nichts anderes mehr vorstellen!"
Letizia Stimming arbeitet im Seniorenzentrum St. Benedikt in Brandenburg an der Havel.
Letizia Stimming ist 17 Jahre alt. "Ich möchte eine Ausbildung zur Altenpflegerin machen und wollte nach der Schule erstmal in die Arbeit mit alten Menschen reinschnuppern", erzählt sie.
Seit September 2010 arbeitet sie in einer festen Wohngruppe mit 41 Bewohnerinnen und Bewohnern, von denen viele an Demenz erkrankt sind. Sie hilft beim Anziehen, beim Mittagessen und bei der Beschäftigung, 8 Stunden täglich, mal im Frühdienst, mal im Spätdienst. "Man muss viel Ruhe bewahren und Geduld haben", sagt Letizia Stimming, "aber ich kann mir einfach nichts anderes mehr vorstellen."
Ihr FSJ geht bis Ende August, am 1. Oktober beginnt sie ihre Ausbildung zur Altenpflegerin. "Ich bin sehr froh, dass ich für meine Ausbildung hier im Seniorenzentrum bleiben kann", freut sich Frau Stimming.
"Ich bin ein ungeduldiger Mensch!"
Josephine Schaal leistet ihr Freiwilliges Soziales Jahr in einer Wohngemeinschaft für demenziell erkrankte Menschen.
Josephine Schaal ist 21 Jahre alt. Sie kommt aus Eisenhüttenstadt und wollte unbedingt in Berlin Sozialarbeit studieren. Bis es soweit ist, absolviert sie ein Freiwilliges Soziales Jahr. Seit September 2009 arbeitet sie in der Caritas-Wohngemeinschaft für demenziell erkrankte Menschen in Berlin-Charlottenburg, hat sogar noch mal um ein halbes Jahr verlängert.
"Ich bin ein ungeduldiger Mensch", erzählt sie. "Und ich dachte mir, dass ich hier vielleicht lernen könnte, geduldiger zu werden."
In der Wohngemeinschaft gefällt es ihr so gut, dass sie sich sogar vorstellen kann, später einmal selber dort zu wohnen. "Die Betreuung ist sehr individuell", sagt sie. "Und die jungen Leute, die hier arbeiten, bringen den Schwung mit. Manche der Bewohnerinnen und Bewohner blühen wieder richtig auf".
"Und, sind Sie geduldiger geworden?", frage ich. "Definitiv", antwortet Josephine Schaal. Ihr Blick wird nachdenklich. "Ich habe jetzt ein anderes Bild von alten Menschen als vorher", sagt sie. "Diese Erfahrung möchte ich nicht missen."