Sozialcourage Artikel EFL-Beratung
Psyche des Menschen steht im Vordergrund
Veronika Lattig ist eine von diesen Fachleuten. Sie war von 1982 bis zum 31. März diesen Jahres für die Ehe-, Familien- und Lebensberatung bei der Caritas in Cottbus zuständig. Sie sagt: "In meiner Arbeit stand die Psyche des Menschen im Vordergrund. Es geht um die Bedürfnisse der Erwachsenen, die sie artikulieren, wenn sie Probleme mit sich oder anderen haben. Babys machen sich dann lautstark bemerkbar. Erwachsene schreien anders. Hinter einem Problem steckt meist ein unerfülltes Bedürfnis."
Im Bistum gibt es neben der Beratungsstelle in Cottbus eine zweite, in Görlitz, in der Barbara Hupe seit 1993 Hilfesuchende berät.
Viele Menschen können Emotionen nicht artikulieren
Im Jahr 2009 haben sich im Bistum Görlitz 258 Frauen und 187 Männer beraten lassen. Bundesweit gibt es 350 Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen. Statistisch gesehen geht in Deutschland jede dritte Ehe kaputt. Probleme können sein: keine Zeit für den Partner, Eingespanntsein in die Arbeit bis hin zum Workoholiker, Pendeln, räumliche Entfernung, Fremdgehen eines Partners. Hauptprobleme sind Kommunikationsstörungen. "Viele Menschen können ihre Emotionen nicht artikulieren. Die Frage 'wer hat recht' ist eine Machtfrage und häufig anzutreffen. Daraus werden Vorwürfe, Rechtfertigung und wiederum Vorwürfe. Das schaukelt sich sehr schnell hoch und führt zu Streit und Eskalation.", sagt Veronika Lattig.
Jährlich hat sie etwa 30 bis 40 Paare beraten, etwa 20 von ihnen haben sich auf einen längeren Prozess von etwa ein bis zwei Jahren eingelassen. "Es funktioniert aber nur, wenn beide Partner dazu bereit sind. Zwei Drittel waren Frauen, die zu mir gekommen sind. Sie sind eher bereit, etwas verändern zu wollen. Im Laufe der Jahre ist die Zahl der beratungswilligen Männer aber gestiegen."
Leidtragende sind immer die Kinder
Die Leidtragenden bei Ehekonflikten sind immer die Kinder. Diese stehen zwischen den Eltern. "Geht es dem Paar gut, geht es auch den Kindern gut. Sie lernen, vieles nonverbal, von den Vorbildern. Und das sind zuallererst die Eltern", sagt Veronika Lattig. Barbara Hupe fügt hinzu: "Besonders nahe ging mir ein Fall, als ein Kind, das seine Familie malen sollte, dieses ablehnte. Es sagte dann als Begründung: 'Ich will den Papa nicht drauf malen.' Der Vater sollte nicht mit auf das Bild, er gehörte nach Ansicht dieses Kindes nicht mehr zur Familie. Kinder sind oft Symptomträger von schwierigen Elternbeziehungen."
Eigene Lösungen finden und umsetzen
"Hier bekommen die Paare keine guten Ratschläge, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn die Paare von den pauschalen Vorwürfen, beispielsweise 'du hast mir noch nie zugehört' oder 'du bist immer weg, wenn man dich braucht' ..., den Weg zur ICH-Botschaft finden 'ich würde gern, dass' oder 'es täte mir gut, wenn' ..., dann ist das Paar auf einem guten Weg", sagt Veronika Lattig und fügt hinzu: "Es ist übrigens erstaunlich, wie kreativ sie im Beratungsprozess mit der Zeit werden und ihre eigenen Lösungen finden und umsetzen". Für ihre Kollegin aus Görlitz ist es "beeindruckend, wie schnell Leute, die hierher kommen und die mich nicht kennen, sich nach kurzer Zeit öffnen und Vertrauen fassen. Selbstverständlich können sich die Ratsuchenden auf vollständige Diskretion verlassen." Gerade dieser Punkt war nach der Wende noch mit Ängsten verbunden. Was in den alten Bundesländern normal war, zur Beratung zu gehen, war hier durch die Stasivergangenheit noch lange nicht. Das Misstrauen war damals noch groß. Veronika Lattig wurde gefragt: "Aber Sie erzählen das hier doch nicht weiter?"
Wissen, wie es geht
"Wir haben uns nur noch angeschrien, es ging nicht mehr. Unsere Ehe empfand ich inzwischen als einen einzigen Scherbenhaufen. Die Kinder haben am meisten unter den ständigen Streitereien gelitten. Viele Male hatte mich meine Frau gebeten, zu einer Beratung mitzukommen. Sie war schon seit längerem allein dort hingegangen. Immer hatte ich abgelehnt. Als sie eines Abends resigniert von Trennung sprach, habe ich mich mitschleifen lassen zum ersten Termin. Die Frau von der Caritas machte klar, dass wir hier keine Ratschläge bekommen. Wir müssten selbst herausfinden, was schief gelaufen ist. Sie würde den Prozess nur moderieren und begleiten. Die Beraterin nannte uns einige Bereiche des Lebens, über die wir uns unterhalten würden. Ohne dass wir etwas gesagt haben, zählte sie uns Streitpunkte und Probleme auf, die für unsere Situation genau passten. Das hat dann auch den Ausschlag gegeben, dass ich mich auf die Beratung eingelassen habe. So fasste ich etwas Vertrauen. Auch der Kinder wegen wollte ich diesen Versuch wagen." So wie diesem Familienvater geht es vielen Menschen. Sie gaben ihrer Ehe keine Chance mehr, hatten sie längst abgeschrieben. In anderen Fällen bleibt es bei der Ablehnung, sich von Fachleuten beraten zu lassen.
EFL-Beratung Görlitz
Erwachsene schreien anders
Psyche des Menschen steht im Vordergrund
Veronika Lattig ist eine von diesen Fachleuten. Sie war von 1982 bis zum 31. März diesen Jahres für die Ehe-, Familien- und Lebensberatung bei der Caritas in Cottbus zuständig. Sie sagt: "In meiner Arbeit stand die Psyche des Menschen im Vordergrund. Es geht um die Bedürfnisse der Erwachsenen, die sie artikulieren, wenn sie Probleme mit sich oder anderen haben. Babys machen sich dann lautstark bemerkbar. Erwachsene schreien anders. Hinter einem Problem steckt meist ein unerfülltes Bedürfnis."
Im Bistum gibt es neben der Beratungsstelle in Cottbus eine zweite, in Görlitz, in der Barbara Hupe seit 1993 Hilfesuchende berät.
Viele Menschen können Emotionen nicht artikulieren
Im Jahr 2009 haben sich im Bistum Görlitz 258 Frauen und 187 Männer beraten lassen. Bundesweit gibt es 350 Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen. Statistisch gesehen geht in Deutschland jede dritte Ehe kaputt. Probleme können sein: keine Zeit für den Partner, Eingespanntsein in die Arbeit bis hin zum Workoholiker, Pendeln, räumliche Entfernung, Fremdgehen eines Partners. Hauptprobleme sind Kommunikationsstörungen. "Viele Menschen können ihre Emotionen nicht artikulieren. Die Frage 'wer hat recht' ist eine Machtfrage und häufig anzutreffen. Daraus werden Vorwürfe, Rechtfertigung und wiederum Vorwürfe. Das schaukelt sich sehr schnell hoch und führt zu Streit und Eskalation.", sagt Veronika Lattig.
Jährlich hat sie etwa 30 bis 40 Paare beraten, etwa 20 von ihnen haben sich auf einen längeren Prozess von etwa ein bis zwei Jahren eingelassen. "Es funktioniert aber nur, wenn beide Partner dazu bereit sind. Zwei Drittel waren Frauen, die zu mir gekommen sind. Sie sind eher bereit, etwas verändern zu wollen. Im Laufe der Jahre ist die Zahl der beratungswilligen Männer aber gestiegen."
Leidtragende sind immer die Kinder
Die Leidtragenden bei Ehekonflikten sind immer die Kinder. Diese stehen zwischen den Eltern. "Geht es dem Paar gut, geht es auch den Kindern gut. Sie lernen, vieles nonverbal, von den Vorbildern. Und das sind zuallererst die Eltern", sagt Veronika Lattig. Barbara Hupe fügt hinzu: "Besonders nahe ging mir ein Fall, als ein Kind, das seine Familie malen sollte, dieses ablehnte. Es sagte dann als Begründung: 'Ich will den Papa nicht drauf malen.' Der Vater sollte nicht mit auf das Bild, er gehörte nach Ansicht dieses Kindes nicht mehr zur Familie. Kinder sind oft Symptomträger von schwierigen Elternbeziehungen."
Eigene Lösungen finden und umsetzen
"Hier bekommen die Paare keine guten Ratschläge, sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn die Paare von den pauschalen Vorwürfen, beispielsweise 'du hast mir noch nie zugehört' oder 'du bist immer weg, wenn man dich braucht' ..., den Weg zur ICH-Botschaft finden 'ich würde gern, dass' oder 'es täte mir gut, wenn' ..., dann ist das Paar auf einem guten Weg", sagt Veronika Lattig und fügt hinzu: "Es ist übrigens erstaunlich, wie kreativ sie im Beratungsprozess mit der Zeit werden und ihre eigenen Lösungen finden und umsetzen". Für ihre Kollegin aus Görlitz ist es "beeindruckend, wie schnell Leute, die hierher kommen und die mich nicht kennen, sich nach kurzer Zeit öffnen und Vertrauen fassen. Selbstverständlich können sich die Ratsuchenden auf vollständige Diskretion verlassen." Gerade dieser Punkt war nach der Wende noch mit Ängsten verbunden. Was in den alten Bundesländern normal war, zur Beratung zu gehen, war hier durch die Stasivergangenheit noch lange nicht. Das Misstrauen war damals noch groß. Veronika Lattig wurde gefragt: "Aber Sie erzählen das hier doch nicht weiter?"
Wissen, wie es geht
Das Spektrum der Beratung geht weit über die Paarberatung hinaus. Der Umgang mit Krankheiten, Unfällen, Tod von nahen Verwandten oder Freunden, ist ebenso ein Teil der Arbeit, wie die Bewältigung der Trauer. "Wie gehe ich angemessen mit dem Schmerz über den Verlust um. Bei Schwangerschaftsabbrüchen kommt diese Phase mitunter viele Jahre später. Dies kann wiederum zu Paarkonflikten führen, wenn sich die Frau zum Beispiel erneut von ihrem Partner allein gelassen fühlt. Der Satz 'Das ist deine Entscheidung' kann nach jahrelangem Verdrängen plötzlich zum Problem werden", sagt Veronika Lattig. Ihre Hoffnung bringt sie, aufgrund ihrer jahrelangen Erfahrungen zum Ausdruck: "Egal in welchem Bereich, wenn die Klienten hier etwas in der Beratung verstanden haben und es wieder einmal schwierig wird, dann wissen sie, wie es geht, um wieder aus einer Problemlage heraus zu kommen."
INFO:
INFO:
EFL-Beratung Cottbus
Südstraße 1
Telefon: 03 55 2 50 64
EFL-Beratung Görlitz
Wilhelmsplatz 2
Telefon: 0 35 81 42 00 25
E-Mail: lebensberatung@caritasgoerlitz.de
E-Mail: lebensberatung@caritasgoerlitz.de